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Die Gerüchteküche um die DVB Bank brodelt kräftig weiter: Die DZ Bank hat offenbar Goldman Sachs beauftragt, einen Käufer für die angeschlagene Tochter zu suchen.

Demnach treibt die DZ Bank als mittlerweile 100%-ige Eigentümerin der auf Transportfinanzierungen spezialisierten DVB[ds_preview] Bank ihre Pläne voran, die von der Schifffahrtskrise stark gebeutelte Tochter zu versilbern. So berichten es Marktkenner, heißt es bei der Nachrichtenagentur Reuters.

Goldman Sachs sei beauftragt worden, alle denkbaren strategischen Optionen zu prüfen, einschließlich eines möglichen Verkaufs – entweder in Gänze oder in Teilen, heißt es. Eine finale Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Ein Verkauf komme demnach auch nicht in Frage, wenn kein »angemessener« Preis erzielt werden könne. Laut Reuters gab es bislang von keinem der drei beteiligten Parteien eine offizielle Stellungnahme.

Die DVB Bank leidet vor allem unter »faulen« Krediten (non-performing loans) in der Schiffsfinanzierung. Das Portfolio umfasste zuletzt (Juni 2017) noch rund 11 Mrd. €. Damit zählt die Frankfurter Bank weiter zu den Top 5 der Schiffsfinanzierer in Deutschland. Im Segment Offshore Finance kommen noch einmal 2,1 Mrd. € hinzu. Die Sparte Shipping Finance macht knapp 50% des Kreditvolumens (22 Mrd. €) bei der DVB aus. Größtes Segment sind Tanker mit 48%, gefolgt von Bulkern (25%) und Containerschiffen (16%).

DVBAnders als andere deutsche Schiffsbanken hatte die DVB allerdings in den vergangenen Jahren weit weniger Kredite abgebaut und das Portfolio trotz der Krise relativ stabil gehalten. Andere gingen da weitaus forscher zu Werke, allen voran die Commerzbank, zuletzt auch die NordLB und die HSH Nordbank, die bekanntlich zum Verkauf steht. Auch bei anderen europäischen Banken wie DNB, Nordea oder UniCredit stehen die Zeichen klar auf Abbau.

Ralf Bedranowsky, DVB Bank
DVB-Vorstandschef Ralf Bedranowsky (Foto: DVB)

Die Frankfurter Bank hatte zuletzt hohe Verluste gemeldet. Nach dem ersten Halbjahr 2017 lag das Konzernergebnis der DVB Bank vor Steuern bei –506,3 Mio. € (Vorjahr: +14,1 Mio. €). Die Risikovorsorge stieg auf 445,3 Mio. € (2016: 83,4 Mio. €), im Wesentlichen durch den anhaltenden Wertberichtigungsbedarf für den Altbestand des Shipping Finance-Portfolios. Die Eigenkapitalrendite lag bei –73%, das hatte die Diskussionen um die Zukunft des Instituts erst recht entfacht. Der Abgang des Vorstandsmitglieds Bart Veldhuizen (zuständig für den Shipping-Bereich) könnte die Entwicklung noch beschleunigt haben.

Dem Vernehmen nach hatte die DZ Bank bereits im Jahr 2015 versucht, die DVB zu verkaufen, Verhandlungen mit Mitsubishi UFJ seien aber nicht zu einem Ergebnis gekommen, ebenso wenig wie zuletzt Gespräche mit anderen Interessenten im vergangenen Sommer, wie Gerüchte besagen. Eine Herausforderung für einen möglichen Käufer bleibt in jedem Fall die Refinanzierung der Schiffskredite. Demzufolge gingen die Ansichten zum Wert der Bank auseinander, heißt es.

Wie das Verfahren ausgehen könnte, gilt als offen. Denkbar sei auch, vermuten Bankenkenner, dass der Verkauf einzelner Segmente (Aviation) leichter fallen könnte als zum Beispiel die Trennung vom Schifffahrtsportfolio. Der Prozess dürfte sich in jedem Fall mindestens drei bis sechs Monate, möglicherweise auch länger hinziehen.

Die genossenschaftliche DZ Bank hatte im Frühjahr per »Squeeze out« die Minderheitsaktionäre der DVB Bank in bar abgefunden und war dadurch zur alleinigen Eigentümerin geworden. Der Schritt war als Indiz dafür gewertet worden, einen möglichen Verkauf der Tochter-Bank zu vereinfachen.