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Griechen, Mazedonier und Serben stellen Überlegungen an, einen Schifffahrtskanal zu bauen, der die Donau mit dem Mittelmeer verbindet.

Der neue Schifffahrtsweg könnte dem Wirtschaft und Handel der Region neue Impulse geben. Griechische Medien nennen Thessaloniki als den größten P[ds_preview]rofiteur für ein solches Mammutprojekt, denn einer der Endpunkte des Kanals könnte unweit von der griechischen Hafenstadt in die Ägäis münden.

Zwischen Mazedonien und Griechenland, die sich eine rund 200 km lange Landesgrenze teilen, gibt es jedoch seit Jahres Streit. Thessalonikis Bürgermeister Giannas Boutaris hat sich kürzlich mit Mazedoniens Präsident Djordje Ivanov in der mazedonischen Hauptstadt Skopje getroffen. Dabei kam unter anderem auch das Projekt zur Sprache. Ivanov habe ein Video vorgespielt, »das den Traum von dem Kanal zeigt«, sagte Boutaris Berichten zufolge bei einer Stadtratssitzung in Thessaloniki.

Boutaris’ Besuch in Skopje wird von vielen Beobachtern als Signal der Annäherung gewertet. Ein gemeinsames Bauvorhaben eines Ägäis-Donau-Kanals würde tatsächlich eine engere Verbindung beider Länder bedeuten. Auch in Griechenland findet ein solcher Kanal offenbar Fürsprecher. Regierungschef Alexis Tsipras hatte bereits im Februar 2015 die Pläne als ein Projekt bezeichnet, »das die Geografie des Balkans verändern könnte.«

Geschätze Kosten liegen bei 17 Mrd. €

Unklar ist allerdings noch, wie genau das Mammutprojekt finanziert werden soll. Aus Regierungskreisen in Athen hieß es zuletzt, das Kosten von rund 17 Mrd. € aufgewendet werden müssten. Für den Fall, dass sich Investoren finden würden, könnte der Bau binnen sechs Jahren umgesetzt werden. Chinesische Unternehmen hätten bereits Interesse bekundet, heißt es.

Die neue Wasserstraße soll die Donau über ihren Nebenfluss Morava (auch Große Morava) mit dem Fluss Vardar/Axios verbinden, der westlich von Thessaloniki in die Ägäis mündet.
Das Gelände der Region gilt allerdings als schwierig, es seien größere Stufen zu überwinden. Der Bau von Schleusen, Kanalquerungen oder -brücken sei daher unumgänglich und dürfte das Projekt zusätzlich verteuern.

Der nördliche Kanaleingang dürfte den Planungen zufolge an der Morava-Mündung liegen, die sich rund 50 km stromabwärts von Belgrad befindet. Von dort bis zum Delta des Axios bei Thessaloniki sind es rund 480 km Luftlinie.

Kanal wäre ein Impuls für die Region

Mazedonien bekäme durch den Kanal Anschluss an das europäische Wasserstraßennetz, sodass Güter dann per Binnenschiff von den Nordseehäfen bis in den Mittelmeerraum transportiert werden könnte. Zudem könnten Binnenhäfen in Serbien, Mazedonien und im Norden Griechenlands die regionale Wirtschaft beflügeln.

Ob der Bau angesichts der hohen Kosten und des großen Aufwands wirklich umgesetzt werden kann und soll, ist allerdings noch unklar. Kanalprojekte müssen im Allgemeinen umfangreich geplant werden und ziehen sich auch wegen häufig eingehender Klagen in die Länge. Das kann bis zu mehreren Jahrzehnten dauern, wie der Bau des Rhein-Donau-Kanals zeigt.