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Der jüngste Neubau der Rostocker Neptun Werft, das Fährschiff »Norderaue« für die 1995 gegründete Wyker Dampfschiffs-Reederei (WDR) steht kurz vor der Ablieferung.

Zwar ging man im Herbst letzten Jahres bei der WDR davon aus, dass man den Fährenneubau bereits zum Jahreswechsel 20[ds_preview]17/18 übernehmen und taufen könnte, da sich während der Bauphase ein früherer Ablieferungstermin abzeichnete. Doch ein vorzeitiger Ablieferungstermin musste von der Neptun Werft bereits im November wieder zurückgenommen werden. Nun teilte die Reederei mit, dass man den Schiffsneubau vertragsgemäß im Februar übernehmen wird und dann am 31. März im Wyker Innenhafen taufen werde. Diesen Termin an dem Osterwochenende hatte man nun extra gewählt, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, eine echte Schiffstaufe zu erleben.

Bereits im Oktober 2015 hatten die WDR und die Rostocker Neptun Werft den Bauvertrag für eine weitere Doppelendfähre für die Föhr-Amrum-Linie (FAL) für eine Ablieferung im Februar 2018 unterzeichnet. Dabei ist das neue Schiff ein modifizierter Nachbau der 2011 von Neptun abgelieferten »Schleswig-Holstein«. Über den Baupreis des neuen Schiffes – das auf der FAL die 1992 gebaute »Rungholt« ersetzen wird – vereinbarten beide Parteien seinerzeit Stillschweigen.

Neubau mit vier Lkw-Spuren

Mit 75,88 m Länge und 16,40 m Breite wird die »Norderaue« die gleichen Abmessungen wie die »Schleswig-Holstein« haben, auch die Kapazität für maximal 1.200 Personen ist identisch. »Etwas anders geschnitten ist hingegen das Fahrzeugdeck«, erläuterte WDR-Geschäftsführer Axel Meynköhn seinerzeit beim Vertragsabschluss. Als erstes W.D.R.-Schiff wird der Neubau vier Spuren für Lkw haben. »Die W.D.R. entspricht damit zukünftig noch besser der Nachfrage in der Inselversorgung und kann Abfahrten mit hoher Lkw-Frequenz – z.B. frühmorgens ab Dagebüll zu den Inseln – optimal bedienen« so Meynköhn weiter.

WDR Norderaue Neptun
Foto: C. Eckardt

Rund 350 Spurmeter für Pkw und 280 Spurmeter für Lkw wird der Neubau haben – im Vergleich zur »Rungholt« ein Zuwachs von 50% bzw. 80%. Bedingt durch die Erweiterung des Fahrzeugdecks ergeben sich auch einige andere Detailänderungen des Designs. »Wir setzen mit unserem dritten Neubau einmal mehr Maßstäbe im Inlandsfährverkehr«, betont Axel Meynköhn, »unsere Fahrgäste werden auch auf der neuen Doppelendfähre wieder in einem hellen, modernen Ambiente mit komfortablen Sitzgruppen, Catering am Platz und elektronischem Fahrgastinformationssystem zu den Inseln reisen und dank großer Panoramafenster die Fahrt durch das Weltnaturerbe Wattenmeer in vollen Zügen genießen können«. Auch dieses Schiff wird wieder mit einem Lift ausgestattet und auf die Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Fahrgäste ausgelegt.

Umweltauszeichnung in zwei Kategorien

Die neue W.D.R.-Fähre ist nach den Standards der Normen RAL-UZ 141 (Blauer Engel »Umweltfreundliches Schiffsdesign«) und RAL-UZ 110 (Blauer Engel »Umweltschonender Schiffsbetrieb«) konzipiert worden. Im Bauvertrag garantiert die Neptun Werft ihrem Auftraggeber die Erfüllung aller konstruktiven Anforderungen beider Normen. Im Vorfeld der Auftragsvergabe hatte die W.D.R. intensiv untersucht, welche Antriebsart unter dem Gesichtspunkt der Umweltverträglichkeit und Versorgungssicherheit zukünftig die beste ist. Dabei ließ sich das Unternehmen wissenschaftlich unterstützen. »Im Ergebnis haben wir für unseren Neubau wiederum einen dieselmechanischen Antrieb gewählt, der mit umweltfreundlichem Marinegasöl aus schleswig-holsteinischer Produktion betrieben wird«, beschrieb Axel Meynköhn das Ergebnis dieser Überlegungen. Als Antriebseinheit wurden erneut vier Voith-Schneider-Propeller installiert.

Der Namensvorschlag „Norderaue“ stammt von dem W.D.R.-Kapitän Johann Hellmann und wurde erstmals für ein Fährschiff der Reederei vergeben die damit mit einer alten Tradition bricht, nach der Schiffsnamen immer wieder „vererbt“ werden. So ist die »Nordfriesland« bereits die sechste Fähre ihres Namens, die „Uthlande“ die fünfte und die „Schleswig-Holstein“ die vierte. Doch die »Rungholt« wird ihren Namen nicht an ihre Nachfolgerin abgeben, da es nach Auskunft von Meynköhn keinen engeren historischen oder geografischen Bezug zwischen dem W.D.R.-Fahrtgebiet und der südlich von Pellworm gelegenen, untergegangenen Stadt Rungholt gibt. Der Name »Norderaue« dagegen bezeichne den Wattstrom im nordfriesischen Wattenmeer, auf dem die Fährschiffe der W.D.R. täglich ihren Dienst verrichten. (CE)

WDR Norderaue Neptun Werft
Foto: C. Eckardt