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Die Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas (LNG) könnte bereits Mitte der 2020er Jahre zu Engpässen führen. Davor warnt der Energiekonzern Shell in seinem jüngstem »LNG Outlook«.

Die Nachfrage nach LNG sei im vergangenen Jahr um 29 Mio. t auf 293 Mio. t gestiegen. Damit seien die E[ds_preview]rwartungen vieler Marktbeobachter übertroffen worden. Ohne den Aufbau weiterer Produktionskapazitäten könnte es bereits Mitte der 2020er Jahren zu Versorgungsengpässen kommen, warnt Shell.

»Wir sehen nach wie vor eine starke Nachfrage der traditionellen Importeure in Asien und Europa. Gleichzeitig sehen wir, dass auch andere Länder verstärkt LNG als Energiequelle nutzen«, sagte Maarten Wetselaar, Direktor für Intergrated Gas und New Energies bei Shell. »Allein in Asien ist die Nachfrage um 17 Mio. t gestiegen. Das ist fast so viel wie Indonesien als fünft-größter Exporteur produziert.«

shell lng outlook 2018 presentation slidesJapan bleibt größter LNG-Imorteur, während sich China an Südkorea vorbei auf den zweiten Rang der Importweltmeister geschoben hat. Insgesamt hat die Nachfrage in China 38 Mio. t erreicht. Gründe sind das anhaltende Wirtschaftswachstum sowie eine Politik, die anstrebt, die Luftverschmutzung durch Umsatteln von Kohle auf Gas zu verringern.

Seit 2000 habe sich die Zahl der Export-Länder verdoppelt, die Zahl der importierenden Länder aber vervierfacht. Der Handel sei von 100 Mio. t im Jahr 2000 auf fast 300 Mio. t in 2017 gewachsen. Eine solche Menge Gas reicht aus, um Strom für 575 Millionen Haushalte zu erzeugen.

LNG-Käufer würden weiter vor allem kleinere und kurzfristige Verträge abschließen. Im Jahr 2017 habe es 1100 LNG Spot-Frachten gegeben, was drei Ladungen pro Tag entspreche. Dieser Anstieg wurde hauptsächlich durch neue Versorgungsströme aus Australien und den USA gedeckt.

Das Missverhältnis zwischen den Bedürfnissen von Käufern und Anbietern nehme zu. Die meisten Anbieter setzten nach wie vor auf langfristige LNG-Verkäufe, um die Finanzierung zu sichern. Unterdessen wünschten sich LNG-Käufer kurzfristigere und flexiblere Verträge, um in ihren eigenen nachgelagerten Strom- und Gasmärkten wettbewerbsfähig zu sein.

Diese Diskrepanz müsse ausgeglichen werden, um LNG-Projektentwicklern die notwendigen Investitionsentscheidungen zu erlauben und auch künftig die Weltwirtschaft ausreichend mit diesem umweltfreundlichen Brennstoff zu versorgen, schreibt Shell in der Studie.

Als Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen setzt Shell nach eigenen Angaben gerade im Transportsektor auf verflüssigtes Erdgas. In den Niederlanden betreibt das Unternehmen bereits sechs LNG Tankstellen. Noch in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres will Shell die erste LNG-Tankstelle in Deutschland eröffnen. Weitere sollen noch in diesem Jahr folgen. Für die Schifffahrt setzt Shell auf eine System von Gasterminals und Bunkerschiffen, vornehmlich über den Hafen von Rotterdam.