Am Chartermarkt für konventionelle Kühlschiffe ist der Frühling angebrochen. Eine unerwartet starke Nachfrage nach Frachtraum bei gleichzeitig schrumpfender Flottenkapazität hat die Raten so hoch getrieben wie seit einigen Jahren nicht mehr.
Maklerberichten zufolge konnten mehrer[ds_preview]e große Schiffe mit einer Kapazität von 470.000 Kubikfuß und mehr für Rundreisen ab Zentral- und Südamerika zu rund 0,65 $ pro Kubikfuß (pro 30 Tage Einsatzdauer) verchartert werden. Damit hat sich das Ratenniveau seit Anfang Februar mehr als verdoppelt.
Richard Bright vom Branchendienst Reefer Trends führt die erhöhte Nachfrage nach Schiffen auf das Zusammentreffen mehrerer Faktoren zurück: außergewöhnlich hohe Mengen an Weintrauben zur Verschiffung in Chile, ein hohes Aufkommen an Bananenladungen in Ecuador sowie an Kiwis in Neuseeland. Gleichzeitig habe sich die Verfügbarkeit von Kühlcontainern in Süd- und Zentralamerika stark verknappt, so dass einiges an Frachtgut zurück in den konventionellen Sektor verlagert werde, erklärte Matthew Pavitt, Marktanalyst bei der Maklerfirma Irish Shipbrokers in Dublin. Auch im Bereich der kleineren Schiffe unter 400.000 Kubikfuß Fassungsvermögen komme es im Atlantik zu Engpässen, weil für die Fangsaison im Südwest-Atlantik (Tintenfisch) und für Tunfisch-Verladungen im Indischen Ozean verstärkt Schiffe gebucht worden seien. In der Folge hat der ISB Seafield Reefer Index von Irish Shipbrokers den höchsten Wert seit fast drei Jahren erklommen. Das Marktbarometer stieg seit Mitte Februar um 15% auf 1.341 Punkte.
Abschwung im April?
Unterstützt wird die aktuelle Ratenhausse nach Einschätzung der Experten auch durch den Abbau der aktiven Flotte durch Verschrottungen. Im Januar und Februar seien bereits Kühlschiffe mit einer Gesamtkapazität von rund 4,0 Mio. Kubikfuß verschrottet worden. Das entspreche rund 40% des gesamten Verschrottungsvolumens im vergangenen Jahr, so Pavitt.
Es steht aber zu befürchten, dass sich die Charterraten für die großen Kühlschiffe, die vornehmlich im Fruchthandel eingesetzt werden, ab April wieder abschwächen. Die Fruchtexportsaison in Chile neige sich dem Ende zu, so dass in Kürze mehrere Schiffe wohl aus ihrer Zeit zurückgeliefert werden, um Anschlussbeschäftigung in den Zitrus- oder Kiwiverkehren zu suchen, erklärte Richard Bright von Reefer Trends. Ohnehin habe die aktuelle Ratenerholung nur eine eingeschränkte Wirkung auf die wirtschaftliche Lage der Reefer-Branche, weil der Spotmarkt für Schiffe stark geschrumpft ist. »Die meisten Frachter sind für Liniendienste und länger auf Zeit verchartert«, so Bright.
Auch Matthew Pavitt von Irish Shipbrokers rechnet damit, dass sich die Verfügbarkeit von Kühlschiffen und Reefer-Containern in den Hauptexportregionen bald wieder auf höherem Niveau einpendeln werde. (mph)