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Weil britische Firmen den Markt für ISO-Zertifizierungen für private maritime Sicherheitsdienstleister dominieren, könnte der Brexit hier Folgen haben.

Auch wenn private maritime Sicherheitsfirmen derzeit als Thema in den Medien keine Rolle spielen, ist doch Bewegung in der Sache[ds_preview]. Mitte März hatte das niederländische Parlament ein Gesetz verabschiedet, dass den Einsatz privaten Sicherheitspersonals auf Schiffen unter niederländischer Flagge erlaubt.

Die offizielle Genehmigung für den Einsatz an Bord gibt es nur bei Vorliegen einer Zertifizierzung nach ISO 28007. In den Augen vieler Experten fehle es in der ISO 28007:2015 an klaren Vorgaben, verglichen mit bestehenden nationalen Gesetzen verschiedener EU-Lände, so die Sicherheitsberatungsfirma i.b.s. Ursprünglich sei der Standard nur für Sicherheitsfirmen in Ländern gedacht gewesen, in denen es keine eigene entsprechende Gesetzgebung gebe.

Außerdem war der Sicherheitsstandard 2015 auf Drängen der Briten zustandegekommen, um die Anforderungen für britisch geflaggte Schiffe zu vereinfachen. Der Markt für solche Zertifizierungen wird von britischen Firmen dominiert, sowohl im UK als auch für Sicherheitsunternehmen in Drittstaaten.

Nach Brexit noch anerkannt?

Der Fokus der 2016 gestarteten niederländischen Initiative lag laut i.b.s. nun darauf eine Lösung für das Dilemma der nationalen Schifffahrtsbranche zu finden. Bisher hatte man sich auf die Entsendung von Kriegsschiffen verlassen, hatte allerdings bisher nicht die möglichen Verwerfungen durch einen EU-Austritt der Briten bedacht.

Bei i.b.s. bezieht man sich auf die »Notice to stakeholders – Withdrawal of the United Kingdom and EU rules in the field of industrial products« der Europäischen Kommission vom 11. Januar 2018:

»Therefore, as from the withdrawal date, UK Notified Bodies will lose their status as EU Notified Bodies and will be removed from the Commission‘s information system on notified organisations (NANDO database). As such, UK bodies will not be in a position to perform conformity assessment tasks pursuant to Union product legislation as from the withdrawal date.

[…] Economic operators are advised to take the necessary steps to ensure that, where the applicable conformity assessment procedures require the intervention of a Notified Body, they will hold certificates issued by an EU-27 Notified Body to demonstrate compliance for their products placed on the market as from the withdrawal date.«

Derzeit sei vollkommen unklar, ob und wie durch britische Unternehmen ausgestellte Zertifikate von der EU und Drittstaaten in Zukunft anerkannt würden, insbesondere nach dem die britische Regierung im Dezember 2017 nur sehr unspezifische Informationen über ihre Brexit-Pläne im Bezug auf diverse Branchen veröffentlicht habe.

Nicht auf »weichen« Brexit hoffen

Auch wenn in den Medien viel von einem »weichen« Brexit zu lesen sei, sollte man sich in der maritimen Branche bewusst sein, dass es zum derzeitigen Stand der Brexit-Verhandlungen keinen Hinweis auf eine substanzielle Antwort auf die Frage gebe, wie Unternehmen mit Sitz im UK ihre Geschäfte nach dem 29. März 2019 weiterführen könnten. Das betrifft nicht nur die ISO-Zertifizierungen, sondern auch nach britischem Recht erteilte Exportgenehmigungen sowie Finanztransaktionen und Qualifikationen privater maritimer Sicherheitsdienstleister.

Die Experten gehen nicht davon aus, dass beim EU-Gipfel am 22. und 23. März zuverlässige Informationen zu diesem speziellen Bereich bieten wird. Reedereien und Manager sollten prüfen, welche Risiken für sie im Falle eines »harten« Brexits bestehen.