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Die weltgrößte Linienreederei Maersk übernimmt Branchenkreisen zufolge in einem Streich ein halbes Dutzend Containerschiffe aus deutscher Hand.

Maklerkreisen zufolge hat sich der dänische Konzern mit der Commerzbank, welche die Frachter finanziert hat, auf einen En-Bloc-Kauf für[ds_preview] 280 Mio. $ geeinigt. Das Portfolio soll zwei Großschiffe mit Kapazitäten von rund 13.000 TEU und vier Wide-Beam-Panamaxe mit 4.600 bis 4.800 TEU Kapazität umfassen.

Laut Maklerberichten handelt es sich um die von Peter Döhle offenbar im Auftrag der Commerzbank gemanagten »Maersk Eureka« und »Maersk Edirne« (je 13.092 TEU, Baujahr 2012), die ursprünglich als »Hanjin Sooho« und »Hanjin Asia« für die frühere koreanische Reederei Hanjin Shipping abgeliefert und in Fahrt gebracht wurden. Infolge der Insolvenz der einst siebtgrößten Linienreederei im Sommer 2016 gingen die Schiffe an ihre Gläubiger zurück.

Technisches Management derzeit in Deutschland

Bei den Wide-Beam-Panamaxen soll es sich Maklern zufolge um die früheren Hansa-Treuhand-Schiffe »HS Shackleton« und »HS Baffin« (je 4.800 TEU, Baujahr 2013) handeln, die inzwischen von Liberty Blue mit Sitz in Leer technisch betreut werden. Außerdem um das 4.800-TEU-Schiff »Merkur Harbour« und die für 4.622 TEU ausgelegte »Merkur Planet« (Ex-»Polaris J«, Ex-»Rio Connecticut«), die beide 2012 abgeliefert wurden und von der Bremer Reederei F. A. Vinnen gemanagt werden. Maersk hatte alle sechs Einheiten bereits in Charter, wie aus früheren Berichten hervorgeht, und konnte sich demnach bereits von ihrer Performance überzeugen.

Der kolportierte Kaufpreis von zusammen 280 Mio. $ dürfte in etwa der Hälfte der Originalinvestitionen für die Schiffe entsprechen. So sollen die 13.000-TEU-Frachter seinerzeit 167 Mio. $ pro Stück gekostet haben, die 4.800er »Merkur Harbour« und »Merkur Planet« je 69 Mio. $. Die in China gebauten »HS Shackleton« und »HS Baffin« dürften günstiger gewesen sein.

„Kein Kommentar“, auch kein Dementi

Weder die Commerzbank, die mit Hochdruck den Abbau ihres Schiffskreditbuchs vorantreibt, noch Maersk Line wollten die Verkaufsgerüchte gegenüber der HANSA kommentieren. Maersk ließ nur mitteilen, dass der Konzern regelmäßig die Zusammensetzung der Flotte und die »Möglichkeiten für Investitionen« – Kauf, Neubau oder Charter – überprüfe.

Commerzbank nähert sich dem Ausstieg

Die Commerzbank, einst zweitgrößter deutscher Schiffsfinanzierer, hatte ihr Kreditportfolio im vergangenen Jahr noch einmal fast halbiert. Ende 2017 standen nur noch 2,6 Mrd. € in den Büchern – der endgültige Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung rückt damit immer näher. Zu Hochzeiten 2008/2009 waren es 23 Mrd. € im Portfolio.

Allein im vierten Quartal waren noch einmal 0,7 Mrd. € an Altkrediten verkauft worden. Unter anderem war von der Berenberg Bank (Hamburg) zusammen mit einem Finanzinvestor ein Teilportfolio von 300 Mio. $ übernommen worden. Jetzt folgen also weitere 280 Mio. € aus dem Verkauf an Maersk.

Aus Sicht des dänischen Carriers würden die Schiffszukäufe durchaus Sinn machen, weil frei verfügbare Tonnage im Containersektor immer knapper wird. Am Chartermarkt sind die Mietpreise für Schiffe in den vergangenen Monaten deshalb stark gestiegen. (mph)