Print Friendly, PDF & Email

Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat dank einer »namhaften Erbschaft« ihren jüngsten Neubau getauft. »Fritz Thieme« wird für die Station Wangerooge eingesetzt.

Der 10m lange und weniger als 1m tiefgehende Neubau wurde am Sonntag am Wangerooger Westanleger get[ds_preview]auft. Dagmar Irmler gab dem Schiff mit der internen Bezeichnung SRB 68 den Namen »Fritz Thieme«. Die 66-Jährige war in den letzten Jahren die Frau an der Seite des promovierten Physikers, der mit seinem Nachlass den Neubau ermöglichte. Der Professor hatte seit langem eine enge Beziehung zu den Seenotrettern. Außerdem: Wann immer es Thiemes knapp bemessene Zeit als Wissenschaftler mit einem Lehrstuhl für physikalische Chemie an der Universität Hamburg zuließ, kam er nach Helgoland, um aufzutanken.

»Die Besuche bei uns an Bord haben ihm viel bedeutet, und auch wir waren sehr froh, in ihm einen so großen Förderer unserer Arbeit zu wissen«, sagte Jörg Rabe, Vormann des auf Helgoland stationierten Seenotrettungskreuzers »Hermann Merwede«. Thieme hatte keine Kinder. Er setzte »seine« Seenotretter als Erben ein. »Für sein außerordentliches Engagement sind wir sehr dankbar, denn dieser Nachlass versetzt uns in die Lage, den Neubau vollständig zu finanzieren«, erläuterte Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der Seenotretter, bei der Taufe.

Turnusgemäße Modernisierung

Das neue 10,1-Meter-Seenotrettungsboot hat auf der Freiwilligen-Station Wangerooge die 1999 in Dienst gestellte »Wilma Sikorski« ersetzt. Diese 9,5 m lange Einheit löste in Norddeich die 1993 gebaute, 8,5 m lange »Cassen Knigge« ab, die wiederum außer Dienst gestellt und an Uruguays Seenotrettungsgesellschaft ADES abgegeben wurde.

Bei der »Fritz Thieme« handelt sich um einen modifizierten Typ dieser Klasse, der besonders durch zwei Spanten mehr in der Länge die Unterbringung und Behandlungsmöglichkeiten an Bord für Schiffbrüchige, Erkrankte und Verletzte verbessert, heißt es seitens der DGzRS. Mit lediglich 96 cm Tiefgang kann das Boot auch im anspruchsvollen Tidenrevier mit vielen Sandbänken und Flachs rund um die Insel seine Aufgaben erfüllen.

Der Neubau ist einer von insgesamt zehn des gleichen Typs – das derzeit letzte soll 2020 seinen Dienst aufnehmen. Gefahren werden alle von Freiwilligen-Besatzungen. Mehr als 800 der rund 1.000 Seenotretter an Nord- und Ostseeküste sind freiwillige Seenotretter.

Technische Daten

  • Länge über Alles: 10,1 Meter
  • Breite über Alles: 3,61 Meter
  • Tiefgang: 0,96 Meter
    Verdrängung: 8 Tonnen
  • Geschwindigkeit: 18 Knoten
  • Besatzung: Freiwillige
  • Antrieb: ein Propeller, 380 PS

Wie alle Einheiten der Seenotretter sind die neuen Seenotrettungsboote als Selbstaufrichter konstruiert und vollständig aus Aluminium im Netzspantensystem gebaut. »In Grundsee und Brandung besitzen sie gute See-Eigenschaften, manövrieren einwandfrei, überstehen heftige Grundstöße und sind in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen«, so die DGzRS weiter.

Wangerooge zählt zu den ältesten Stationen der Seenotretter. Bereits 1863, zwei Jahre vor Gründung der DGzRS, hatte der Bremische Verein zur Rettung Schiffbrüchiger, einer ihrer regionalen Vorläufer, auf der Insel das erste Ruderrettungsboot stationiert.