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Die Handelsrouten für Sojabohnen könnten sich aufgrund des zwischen den USA und China andauernden Handelskriegs ändern. Wer könnte einspringen?

Sojabohnen aus den USA für China sind eines der wichtigsten Güter, die durch den Handelskrieg zwischen den USA und China beeinträchtig[ds_preview]t werden könnten. Die Handelsrouten werden dann betroffen sein, wenn chinesische Käufer ihre traditionellen Lieferanten aufgrund der zusätzlichen Kosten durch die angedrohten Zölle auf US-Sojabohnen zurückschrecken.

Chinese imports of soy beans 2017 BIMCO
Chinese imports of soy beans 2017 (Source: BIMCO)

Diese Entwicklung begünstigt wiederum brasilianische Sojabohnen, die auch einen höheren Proteingehalt aufweisen. Da derzeit nicht die Saison für US-Sojabohnen ist, werden die ersten Effekte wohl indirekter Natur sein. Die Saison für brasilianische Sojabohnenexporte beginnt gerade erst und wird Höhepunkt zwischen Mai udn Juli erreichen.

Peter Sand, Chief Shipping Analyst bei BIMCO, kommentiert: »Die Unsicherheit auf dem Schifffahrtsmarkt ist bereits spürbar. Anekdotische Beweise dafür, dass weniger US-Golfladungen nach China fahren, sind ein Indikator dafür. Preisänderungen bei Sojabohnen sind ein weiterer Effekt, der bereits beobachtet wurde. Was die Menge betrifft, werden uns die kommenden Monate zeigen, wie stark Brasilien seine Exporte nach China weiter steigern kann. Brasilien ist bereits der führende Anbieter von Sojabohnen nach China, aber in diesem Jahr nicht in der Lage, ein vollständiger Ersatz für die US-Exporte zu werden.«

Kampf der Titanen

China ist der weltweit größte Verbraucher und Importeur von ungeschroteten Sojabohnen, die USA sind der größte Produzent und Brasilien ist der größte Exporteur. Im Jahr 2017 transportierte die Massengutschifffahrt 51 Mio. t Sojabohnen über eine Entfernung von etwa 11.000 sm von Brasilien nach China.

Im selben Jahr exportierten die USA 33 Mio. t, da sie einen Teil ihres Anteils am chinesischen Markt verloren. China hat ab 1. Januar 2018 strengere Einfuhrstandards eingeführt, die im vierten Quartal 2017 in die USA zu greifen begannen. Das bedeutete auch, dass der Versand von Sojabohnen zwischen den beiden Ländern in den ersten zwei Monaten des Jahres 2018 um 18 % (2 Mio. t) zurückging. In den letzten zwei Jahrzehnten hat nur eine Nation, China, ihren Appetit auf Sojabohnen deutlich erhöht.

Brasilien als Ersatz?

Sollte sich China dazu entschließen, den Einfuhrzoll für US-Sojabohnen zu erlassen, stellt sich laut Sand die Frage: Inwieweit kann und will Brasilien einspringen, um den US-Export auszugleichen? Die Antwort darauf lautee: irgendwo zwischen 0% und 82%, wahrscheinlich abhängig vom Preis.

Die Saisonalität gibt Hinweise auf die Auswirkungen auf die Schifffahrt. Brasilianische Exporte finden das ganze Jahr über statt, aber 80% davon werden in den Monaten April bis September auf Panamax- und Supramax-Schiffen verschifft. Dies ist ein exaktes Gegenteil zu den US-Exporteuren, die von November bis März 80% ihrer Sojabohnen liefern. »Für die Schifffahrt, Händler, Exporteure und Importeure bietet diese verzögerte Wirkung Spielraum, um ihr Geschäft rechtzeitig einer neuen Realität anzupassen, bevor sich die realen Auswirkungen eines Handelskriegs, der den weltweiten Versand von Sojabohnen betrifft, bemerkbar machen. Hoffen wir, dass dies nicht geschieht, da ein Handelskrieg für alle schädlich ist«, schließt Sand.