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Eine kleine Havarie hat am Wochenende den Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal erheblich behindert. Scharfe Kritik gibt es an der mangelnden Rufbereitschaft der Behörden am Wochenende.

Ursache der Planänderung war die leichte Kollision des Frachters »Rauli N« am Sonnabendmitt[ds_preview]ag mit einem Mauerwerk der großen Südschleuse in Brunsbüttel. Etwas Mauerwerk platze ab und ein paar Granitsteine wurde gelocktert. Die Reparatur ist nach ersten Einschätzungen der Techniker in wenigen Stunden zu beheben. Da es aber am Sonnabend passierte, kam es zum Stillstand.

»Das ist ein unhaltbarer Zustand. Es muss sichergestellt sein, dass am Wochenende auf jeden Fall für kleine Reparaturen Personal verfügbar ist«, sagt Jens-Broder Knudsen von der Initiative Kiel Canal, einem Interessenverband von Wirtschaftsunternehmen, Verbänden und Kommunen am Kanal. Er sieht das Ansehen der Wasserstraße durch diese Situation in der Schifffahrt in Gefahr. »Die Kunden des Kanals hätten ja Verständnis, wenn schweres Bergungsgerät fehlen würde. Das Schlimme ist aber, Gerät und die Schiffe liegen rum. Da es keine Rufbereitschaft gibt, kommen die Besatzungen erst am Montag. Hier ist jetzt das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht«, so Knudsen, der auch Geschäftsführer der Maklerei Sartori & Berger ist.

Riss in der Bordwand

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Die Schleuse Brunsbüttel (Foto: Behling)

Der Schaden an der Schleusenmauer beträgt einige Tausend Euro. Beim Auslaufen aus der Südschleuse hatte am Sonnabend gegen 14 Uhr der chilenische Massengutfrachter »Rauli N« mit seiner Backbordseite das Mauerwerk der großen Südschleuse berührt. Ursache der Havarie war vermutlich eine Windböe, die das 180 m lange Schiff mit dem Heck der Backbordseite gegen die Schleusenmauer kommen ließ. Der Frachter selbst erlitt einen Riss in der Bordwand und konnte zur Untersuchung nach Bremen weiterfahren.

Da aber in der Schleuse die gelösten Steine auf die Schienen des Schleusentores fallen konnten, müssen sie gesichert werden. »Dabei steht Gerät zur Verfügung, um bei solchen kleinen Schäden schnell eingreifen zu können«, sagt Knudsen.

Extra für solche Einsätze war im vergangenen Jahr der Schwimmgreifer ‚SG1353‘ mit großem Aufwand modernisiert worden. In Kiel wurde mit ‚Griep To II“ sogar der stärkste Schwimmkran der Schifffahrtsverwaltung in Dienst gestellt. »Diese Geräte liegen jetzt rum, weil es am Wochenende keine Rufbereitschaft bei der Behörde gibt«, sagt Knudsen.

»Behörde ist in der Pflicht«

Dem in Brunsbüttel zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt machte er jedoch keine Vorwürfe. »Dieses Amt muss endlich in die Lage versetzt werden, die Leute so zu bezahlen, dass auch am Wochenende und an Feiertagen eine Rufbereitschaft für Notfälle eingerichtet werden kann. 2013 ist uns das auch vom damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zugesagt worden«, sagt Knudsen. »Wir sehen deshalb die übergeordnete Behörde und das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, hier endlich zu handeln. Diese Taskforce für Notfälle ist uns versprochen worden«, so Knudsen.

Die Auswirkungen der relativ leichten Havarie vom Sonnabend auf die Kanalschifffahrt sind inzwischen immens. Auf der Elbe hatten sich am Sonntag die Wartezeiten für Schiffe bereits auf sechs Stunden summiert. Auf der Elbe ankerten zeitweise über zehn Schiffe und warteten auf einen Platz in der Schleuse, darunter auch viele Containerschiffe mit Ladung für den Ostseeraum.

Zuvor hatte es bereits massive Kritik der Lotsen an den langen Planungs- und Bauzeiten für die Infrastruktur am Kanal gegeben. Besonders die neuen Planungszeiten für den Ersatzbau der kleinen Schleusen in Kiel sowie die ausufernde Bauzeit für die fünfte Schleusenkammer in Brunsbüttel sorgen für steigenden Unmut bei den Lotsen. »Am EU-Recht kann es nicht liegen, das gilt in den Niederlanden auch. Die Probleme liegen hier in Deutschland. Es muss einfach schneller gehen«, sagte Stefan Borowski, Ältermann der Lotsenbrüderschaft NOK II aus Brunsbüttel. Er beklagt das schwindende Verständnis bei den Kunden des Kanals für die schleppenden Abläufe beim Bau der Infrastruktur.

Kreuzfahrer besonders betroffen

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Die »Viking Sea« im Kanal (Foto: Behling)

Besonders betroffen waren diesmal Kreuzfahrtschiffe und Containerfrachter. Die Reederei AIDA Cruises sagte eine Kanalpassage ab. Viele Schiffe ankerten am Wochenende auf der Elbe und der Kieler Förde.

Das Kreuzfahrtschiff »Viking Sea« etwa kam aus Amsterdam und sollte am Sonntag gegen 13 Uhr in Brunsbüttel einschleusen. Letztlich konnte das 228 m lange Schiffe erst acht Stunden später als geplant gegen 21 Uhr die Reise antreten. Als Reaktion auf diesen Zeitverlust musste die Schiffsführung die Reiseroute der Westeuropa-Kreuzfahrt ändern. Kopenhagen wurde aus dem Fahrplan gestrichen.

Die Reederei Aida Cruises reagierte bereits am Sonntag. Die Kanalpassage des Schiffes »AIDAcara« wurde gestrichen. Das Schiff nahm von Kiel aus via Skagen Kurs auf Stavanger in Norwegen. Zu dem Zeitpunkt betrug in Kiel die Wartezeit vier Stunden.Aber auch viele Containerschiffe aus Hamburg und Bremerhaven ankerten in der Elbe und warteten über Stunden auf einen Platz für das Einschleusen. (FB)