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Ein möglicher Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt lastet derzeit auf den globalen Aktienmärkten. Auch in der Schifffahrt könnten protektionistische Maßnahmen negative Auswirkungen haben

Vor allem Containerschiffe und kleinere Bulker könnten einen Handelsstreit spüren. Gas- und Öltanker dürften vorerst verschont bleiben, wenngleich über Zweitrundeneffekte[ds_preview] auch hier mittelfristig negative Effekte vorstellbar sind. Container-Linien unter Druck Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) ist in den letzten vier Wochen um mehr als 25% von 883 Punkten auf 645 Punkte gefallen. Maersk, das sich nach der Trennung vom Ölgeschäft zunehmend zur reinen Containerlinie wandelt, verzeichnete starke Kursrückgänge. Das Geschäft wird zudem vom wieder festeren Ölpreis sowie anhaltend festeren Charterraten für ausgewählte Schiffsgrößen belastet. Mittelfristig dürfte die Ertragsschwäche der Liner jedoch auch nichts Gutes für die Tramp-Owner verheißen. Warten auf Godot Der Rohöltankermarkt leidet weiter unter der Disziplin der OPEC. Die Vereinigten Staaten versuchen zwar, in diese Angebotslücke zu stoßen, indem sie Fracking-Öl zunehmend in den Markt drücken; aber der Chartermarkt schafft es nicht, das Überangebot an Tonnage abzubauen. Nun mehren sich die Hinweise, dass wir dieses Jahr erstmals wieder signifikante Verschrottungsaktivitäten bei Tankern sehen könnten. Es bleibt indes abzuwarten, ob diese Maßnahmen es wirklich schaffen, den Chartermarkt positiv zu beeinflussen. DNB Research hat jüngst dennoch antizyklisch zum Kauf von Tanker-Aktien geraten, frei nach dem Motto: Schlimmer kann’s nicht mehr werden. Nach Jahren des Überangebots scheint sich der Markt für LNG-Carrier wieder zu stabilisieren. Im Verlauf des letzten Jahres stiegen die Spot-Raten von 25.000$ am Tag auf annähernd 80.000$ (vgl. Abbildung 1). Hierfür sind vor allem zwei Effekte verantwortlich. Mittelfristig laufen die Ablieferungen von LNG-Carriern langsam aus. Flex LNG wird in diesem Jahr noch eine Reihe von Schiffen übernehmen. Ansonsten zeichnet sich bereits ab, dass die Orderbücher vermutlich nicht ausreichen werden, um die erwartete Nachfrage in den nächsten Jahren decken zu können. Kurzfristig sehen wir aber auch starke Verschiebungen bei den Routen und wir sehen eine zunehmende Bedeutung des Spot-Marktes. In Abbildung 2 haben wir die Spot-Raten für LNG-Schiffe (helle Linie) und den Preisunterschied für LNG im asiatischen Markt relativ zum US-Markt (dunkle Linie) dargestellt. Dieser Spread verdoppelte sich aufgrund der saisonal starken Nachfrage in Asien und eines saisonal starken Angebots in den USA in den letzten zwölf Monaten. Dieser Effekt führte dazu, dass kaum noch Schiffe am Spotmarkt verfügbar waren, weil diese nun auf die lange Reise vom US Golf nach Asien geschickt wurden. Es ist bemerkenswert, wie hoch die Korrelation zwischen dem Preis-Spread und den Spot-Raten ist. Die aktuellen Futures für LNG in Asien und den USA lassen wiederum erwarten, dass sich auch die Spot-Raten zurückbilden werden. Als kleine Anekdote sei vermerkt, dass der Eisklasse Arc7-LNG-Carrier »Christophe de Margerie« Ende letzten Jahres die erste LNG-Ladung aus dem russischen Yamal-Projekt in London ablieferte. Nach Zeitungsberichten ging das Gas jedoch nicht in das UK-Netz, sondern wurde nur wenige Tage später auf einen anderen LNG Carrier verladen und nach Asien verschifft. Diese zunehmende Aktivität am Spot-Markt führt zu steigenden Tonnenmeilen und damit zu einer weiteren Verknappung an Tonnage. Offshore-Markt probt Aufstand Ein Blick auf unsere Sektor-Indizes in Tabelle 1 zeigt, dass im letzten Quartal insbesondere die Offshore-Aktien stark um 9,6% zulegen konnten. Hier ist sicherlich sehr viel Hoffnung im Spiel. Der Markt ist fundamental immer noch sehr schwach. Nur einzelne Spezialbereiche mit Vorlaufeffekten wie zum Beispiel die Seismic-Flotte arbeiten bereits wieder profitabel. Anleger sollten hier sehr viel Vorsicht walten lassen. Auf Rang zwei im Quartalsvergleich folgen die Bulker-Aktien. Hier konnte man im ersten Quartal des Jahres beobachten, dass die Preise für Secondhand-Tonnage weiter zulegen, während die Charterraten am chinesischen Neujahr doch wieder etwas nachgaben. Betrachtet man den Kursverlauf des Notos Shipping Index anhand der dunkelblauen Linie in Abbildung 4 über die letzten fünf Jahre, wird ersichtlich, dass wir das Tief zur Jahreswende 2015 auf 2016 erreicht hatten. Seitdem konnten sich Schifffahrtsaktien unter hoher Volatilität per Saldo gut entwickeln. Der Index stieg in dieser Zeit von 700 Punkten um über 50% auf zwischenzeitlich über 1.100 Punkte. Die 200-Tage-Linie steigt seitdem ebenfalls stetig an. Sollten sich die Regierungen in den nächsten Wochen doch auf eine Beilegung des Handelsstreits einigen können, erwarten wir im weiteren Verlauf des Jahres eine Fortsetzung der guten Kursentwicklung bei Schifffahrtsaktien.