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Die dänische Fährreederei DFDS erwartet zwar einige Umwälzungen durch den bevorstehenden Brexit. Dennoch sieht man sich in Kopenhagen gut für die Zukunft aufgestellt. Auch Brittany Ferries bereitet sich schon auf den Ausstieg der Briten vor

Der Brexit ist ein enorm wichtiges Thema für uns, keine Frage. Allerdings rechnen wir nicht mit einer schnellen Lösung. Vielmehr[ds_preview] erwarten wir, dass die politischen Verhandlungen zwischen der britischen Regierung und der EU noch ausgeweitet werden«, sagt DFDS-Vizepräsident Gert Jakobsen. Die Reederei sei 150 Jahre im UK-Verkehr aktiv und wolle das auch bleiben. Nach den jüngsten Initiativen aus London und der folgenden Kritik aus Brüssel ist der Ausgang der Brexit-Verhandlungen noch immer ziemlich unklar. Freihandelsabkommen, Ausnahmegenehmigungen, Binnenmarkt – die Palette der möglichen Optionen ist groß. Jakobsen glaubt, »dass es eine gute Brexit-Lösung geben wird«. Entsprechend geringer wären die Folgen für den Schiffsverkehr. »Doch selbst wenn es zu einem sogenannten harten Brexit kommt: Es wird immer Verkehre zwischen dem Kontinent und Großbritannien geben, das wird ja nicht eingestellt. Die britische Wirtschaft wird weiter wachsen – wenn auch wahrscheinlich langsamer«, so Jakobsen weiter. Kurz zuvor hatte die Regierung in London ein Wachstum von 1% in 2018 prognostiziert. In der DFDS-Führungsriege meint man zu erkennen, dass sich durch den Brexit ganz neue Möglichkeiten ergeben könnten: Dienstleistungen im Zollbereich etwa. »Das machen wir im Norwegen-Verkehr jetzt auch schon und es läuft gut. Ich wüsste nicht, warum wir das auf UK-Routen nicht auch machen sollten«, so der Vizepräsident. Insgesamt glaube er nicht, dass der Brexit den RoPax-Markt zu hart treffen wird. Derzeit sieht er vor allem ein Problem im Hafen von Dover am Ärmelkanal. »Dort ist zu wenig Platz verfügbar, wodurch es durch die Zollabfertigungen zu einigen Verzögerungen in der Abfertigung der Trailer kommen könnte.« Im vergangenen Jahr verlief das Nordseegeschäft mit zehn Routen relativ gut. Im Gütertransport wurde ein Plus von 7% erzielt, was vor allem auf britische Importe zurückgeführt wird. Im Passagiergeschäft merke man aber Rückgänge, so Jakobsen. Das liege auch daran, dass das Pfund im Zuge der Brexit-Diskussion an Wert verloren hat, wodurch Reisen nach Großbritannien weniger attraktiv sind. Zudem hätten mehr Speditionen unbemannte Trailer transportieren lassen. Insgesamt erwartet DFDS für sein Geschäft weiteres Wachstum, um rund 2% bei Umsätzen und bei Gütertransporten, »auch wenn der Brexit Unsicherheiten erzeugt«. Die Übernahme der Spedition Alphatrans soll extra Einnahmen erzeugen. Die Nachfrage nach Schiffsraum war einer der Gründe, zwei weitere Neubauten zu bestellen – und zwar nicht wie zuletzt bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG), sondern in Asien. So soll die chinesische Guangzhou Shipyard International (GSI) ab 2021 zwei 230m lange RoPax-Fähren mit 4.500 Spurmetern und Kapazitäten für 600 Passagiere für den Ostseeverkehr abliefern. Noch nicht entschieden ist, ob sie von Klaipeda oder Kiel nach Schweden fahren. Die mit 54.900 GT vermessenen, 23kn schnellen Schiffe mit Scrubber und Eisklasse 1C kosten zusammen umgerechnet rund 235Mio. €. Auf der Ostsee werde die Kapazität damit um 30% erhöht. »Die Ostsee ist ein Wachstumsmarkt«, so DFDS. Schon ab 2019 erwartet die Reederei zudem vier RoPax-Schiffe von der Jinling-Werft, die mit 6.700 Spurmetern die größten in der DFDS-Historie sein werden. Das Einsatzgebiet wird die Nordsee sein. »Wir brauchen diese zusätzliche Tonnage«, so Jakobsen. Ob es weitere Neubaupläne gibt, will er nicht preisgeben und verweist auf den Status als börsennotiertes Unternehmen. Verkaufen wolle man nicht, auch keine älteren Schiffe. Vielmehr sei denkbar, dass bis zu vier Charterschiffe zurückgeliefert werden, deren zehnjährige Beschäftigung 2018 und 2019 ausläuft. Brittany wird Brexit-ready Einen RoPax-Neubau für den Ärmelkanal (Caen-Portsmouth) erwartet indes auch die französische Reederei Brittany Ferries. In Flensburg wurde bei der FSG bereits der Bau der LNG-betriebenen »Honfleur« begonnen. Mit 42.200 BRZ bedient sie die Route zusammen »Mont Saint-Michel« (Bj. 2002) und ersetzt die 1992 gebaute »Normandie«. Die »Honfleur« verfügt über eine Kapazität für 1.680 Passagiere und 2.600 Lademeter für bis zu 550 Pkw bzw. 130 Trailer. Die Ablieferung ist für 2019 geplant. Die Franzosen wollen nach und nach ihre Flotte erneuern, teils stammen die Schiffe aus den späten 1980ern. Neben dem Neubau der »Honfleur« startet das Unternehmen mit Sitz in Roscoff auch einen neuen Dienst zwischen Irland und Spanien. Reedereivorstand Christophe Mathieu erklärte kürzlich in einem Interview mit Ouest France, dass man von deren Potenzial überzeugt sei, Die Verbindung Spanien-England sei in der Vergangenheit die »Entwicklungsachse« für Brittany Ferries gewesen. Die Passagierzahlen verdoppelten sich auf 300.000, statt 5.000 Lkw werden heute 150.000 auf den Routen befördert. Den Ausschlag für die neue Route habe der Brexit gegeben, so Mathieu. Die Iren fürchten wegen der engen wirtschaftlichen Verbindungen zu Großbritannien besonders mögliche Zollkontrollen und Handelshemmnisse nach dem Austritt der Briten aus der EU. Daher sind sie auch an direkten Verbindungen zum Kontinent interessiert. Ab April verkehrt die für zwei Jahre von Stena RoRo gecharterte »Connemara« (Bj. 2008) zweimal wöchentlich zwischen Cork in Irland und Santander in Spanien sowie einmal wöchentlich zwischen Cork und Roscoff. Dabei will Bittany Ferries offenbar vorsichtig vorgehen, der Haushalt soll nicht belastet werden. Mathieu sprach von einem »äußerst unsicheren Kontext«, in dem man die Entwicklung vorantreibe. Um Kosten zu sparen, fährt die »Connemara« zunächst unter einer günstigen europäischen Flagge, soll aber »bei Klärung der Situation« unter französische Flagge geholt werden. Brittany bekommt den Brexit-Effekt bereits heute zu spüren. Weil 70% des Umsatzes von jährlich rund 450Mio. € in Pfund gemacht werden, 80% der Kosten aber in Euro anfallen, wirkt sich der Wertverlust der britischen Währung deutlich aus.