Print Friendly, PDF & Email

Die globale Schiffbauindustrie hat die Talsohle hinter sich gelassen und im vergangenen Jahr eine Verdopplung der Auftragseingänge verbucht. Die deutschen Werften behaupten sich im Wettbewerb und gegen Kampfpreise aus Fernost.

China ziehe mit Preisen »unterhalb der Materialkosten[ds_preview]« immer mehr Aufträge in Nischenmärkten an sich, beklagt der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). In Korea finanzierten die staatseigenen Banken, nach Restrukturierungen heute oft Haupteigentümer bei den Werften, selbst Verlustprojekte.

Noch immer seien die weltweiten Werftkapazitäten viel zu hoch und lägen weiter fast 75% über dem aktuellen Bestellvolumen. Dennoch wolle der koreanische Staat die Bestellung von 200 Schiffen finanzieren. Japan dagegen verweigere den Subventionswettlauf und prüfe inzwischen eine WTO-Klage gegen Korea.

VSM nachRegionen 5»Die Bandagen im globalen Wettbewerb werden immer härter«, sagt VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Effektive globale Handelsregeln wären für alle Marktteilnehmer hilfreich, denn Überkapazitäten und ein überzogener Preiswettbewerb würden sich in der gesamten Wertschöpfungskette niederschlagen.

Der deutsche und europäische Schiffbau habe sich ein weiteres Jahr von dem globalen Negativ-Trend absetzen können. Aufgrund der gesunden Nachfrage in den Spezialmärkten bei gleichzeitig eklatanter Schwäche in den Volumenmärkten sei der wertmäßige Marktanteil Europas zwischenzeitlich von unter 10% auf über 50% gestiegen. Auch 2017 betrug der Wert noch beeindruckende 35%.

Deutscher Schiffbau »robust«

Die Auftragseingänge in Deutschland reichten dagegen erwartungsgemäß nicht an das Rekordjahr 2016 heran. Hier helfe aber das »robuste« Auftragsbuch mit einer Konzentration auf High-Tech-Nischenmärkte. »Die erstklassige Systemkompetenz macht unseren Standort stark«, erklärt VSM-Präsident Harald Fassmer.

Nach dem Rückzug aus dem Frachtschiffbau nehme die Anzahl der in Deutschland gebauten Schiffe weiter ab – eigentlich zu wenig für die heimische Zulieferindustrie.  Da die Wertschöpfungsketten heute aber viel komplexer seien, könne die Branche bei Umsatz und Beschäftigung deutlich zulegen.

Die globalen Risiken nähmen zu, heißt es beim VSM. Wachsender Protektionismus, Technologie-Diebstahl und Kampfpreise wie aktuell im Fährsegment stellten sehr konkrete Bedrohungen dar. Der maritime Wirtschaftsstandort Deutschland sei daher gut beraten, Kräfte zu bündeln und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. »Die Verabschiedung der Maritimen Agenda 2025 im letzten Jahr war ein wichtiger Schritt. Aber allen Beteiligten muss bewusst sein, dass eine Fortschreibung des Status Quo allein für die Zukunft nicht mehr ausreichen wird«, mahnte Lüken. Auch die Zusammenarbeit in Europa könnte ein verstärktes Engagement gut vertragen.