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Mit dem Ausstieg der USA aus dem Iran-Atomabkommen und der Verschärfung von Sanktionen für Wirtschaftsbeteiligte weltweit, die mit dem Iran Handel treiben, drohen erhebliche Komplikationen für die Schifffahrt.

Der Iran und iranische Gewässer könnten allein schon deshalb zum absol[ds_preview]uten Tabu für Reedereien werden, weil Reisen dorthin nicht mehr versicherbar sein könnten, wenn spätestens Anfang November die »sekundären« Sanktionen der USA wieder voll greifen.

Diese Strafmaßnahmen für Drittstaaten und nicht-US-amerikanische Unternehmen im Geschäftsverkehr mit dem Iran waren seit dem Iran-Atomabkommen 2015 ausgesetzt. Allerdings hatte Washington an den  »primären« Sanktionen, die für Personen und Unternehmen in den USA gelten, immer festgehalten. Selbst wenn die übrigen Vertragspartner des Atomabkommens (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, EU, China, Russland) an der Vereinbarung festhalten, könnten die Geschäfte zwischen Dritten und dem Iran weitgehend zum Erliegen kommen. Das gilt in besonderem Maße für die stark vom US-Dollar abhängige Schifffahrtsbranche.

Zum Knackpunkt dürfte die Verfügbarkeit von Haftpflichtdeckung (P&I) für die Schifffahrt werden. Die großen P&I Clubs der International Group hatten ihr milliardenschweres Rückversicherungsprogramm in den vergangenen Jahren durch Ausschluss von US-Versicherern entsprechend angepasst, um Schäden unter Beteiligung iranischer Interessen abdecken zu können. Die Wiedereinführung der sekundären Sanktionen könnte darauf hinauslaufen, dass der Iran-Handel komplett ausgeschlossen werden muss, damit der Markt noch Kapazität für das P&I-Rückversicherungsprogramm zur Verfügung stellen kann. Die Folge: Ölverunreinigungen in iranischen Gewässern, Kollisionen mit iranischen Schiffen und selbst ein Transfer schwer verletzter Seeleute in iranische Krankenhäuser wären dann möglicherweise von Schadenersatzzahlungen ausgeklammert.

Konkrete Aussagen zur etwaigen Anpassung der P&I-Deckung lehnen sowohl die Clubs als auch ihre Dachorganisation – die International Group – zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. Es sei zu erwarten, dass die Wiedereinführung von Sanktionen »schwerwiegende Auswirkungen auf den Seehandel mit dem Iran und der Versicherung dieses Handels« haben werde, teilten aber einige Clubs in ähnlich lautenden Schreiben mit. (mph)