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Über 2.200 Aussteller aus 66 Ländern und rund 50.000 Fachbesucher aus mehr als 120 Nationen werden bei der diesjährigen SMM erwartet. Einer der Schwerpunkte ist das Thema »Smart Shipping«, dass auch der von der HANSA co-organisierte »Maritime Future Summit« behandeln wird.

Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH hatte heute in Vorbereitung der SMM einige hochkarätige Redner nach Hamburg eingeladen. Er verwies auf zahlreiche Neuerungen, die die SMM noch attraktiver machen sollen: »Die komfortable Clusterung der verschiedenen Ausstellergruppen in den Hallen oder die bereits auf der letzten SMM erfolgreich gestarteten Themenrouten erleichtern den Besuchern die Orientierung«, so Aufderheide.

Der industrielle Rahmen für die SMM wurde von verschiedenen Vertretern der Branche diskutiert. Der Schifffahrtsexperte Martin Stopford von Clarkson Research betonte, dass sich einige Schifffahrtssegmente erholt hätten, doch die Stimmung gedämpft bleibe: »Innerhalb der letzten zwei Jahre sind die Schiffbauunternehmen unter zunehmenden Druck geraten.« Eine Sonderrolle nähmen allerdings die Aufträge für Kreuzfahrtschiffe ein, deren Volumen sich 2017 gegenüber 2015 auf 19,5 Mrd. $ mehr als verdoppelt habe. Profitiert hätten von dem Boom vor allem die Europäer, die einen seit Jahrzehnten nicht dagewesenen Marktanteil von 34 % erreicht hätten. »Europäische Werften haben allen Grund zum Feiern«, so Stopford.

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Die Digitalisierung ist Herausforderung und Chance für die Schifffahrt

In der Digitalisierung sieht er einen der wesentlichen Effizienztreiber für die Branche. Allerdings rät er, dabei schrittweise vorzugehen: »Es ist besser, etwas Einfaches umzusetzen, das das Geschäft voranbringt, als zu ambitioniert mit etwas anzufangen und dann enttäuscht zu werden, wenn es scheitert.« In immer stärkerem Maße mache sich der Schiffbau den enormen Fortschritt auf dem Gebiet der Robotik zunutze, berichtete Kjersti Kleven, Chefin der gleichnamigen norwegischen Schiffbaugruppe und Vorsitzende des Europäischen Werften- und Zulieferverbands SEA Europe. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung seien Investitionen in Forschung und Entwicklung für die Branche von hoher Bedeutung. »Beim 3D-Druck ist noch vieles Zukunftsmusik, die Technik ist jedoch vielversprechend und kann neue Geschäftsmodelle ermöglichen«, so Kleven. Messe-Chef Aufderheide verwies in diesem Zusammenhang auf eine Sonderschau zum 3D-Druck auf der SMM, auf der sich der Nutzen der Technologie ganz praktisch erleben lasse.

Wie sich eine Reederei auf die aktuellen Herausforderungen einstellt, erläuterte Anthony Firmin, COO von Hapag-Lloyd. Immer strengere internationale Umweltregularien erhöhten den Druck zusätzlich. Gleichwohl tue das Unternehmen eine Menge dafür, seine Schiffe über den ganzen Lebenszyklus so umweltfreundlich wie möglich zu betreiben, und engagiert sich beispielsweise für nachhaltiges Schiffsrecycling. Erst kürzlich hat Hapag-Lloyd seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Für Firmin ist das IMO Emission Reporting System »der einzige und richtige Schritt, um weltweit belastbare Daten über CO2-Emissionen zu erhalten«, und der regionalen EU MRV-Richtlinie, die nur etwa ein Fünftel der globalen Emissionen abbildet, vorzuziehen. »Die Erhebung von kommerziell sensiblen Daten muss anonymisiert und vertraulich erfolgen«, forderte Firmin.

Die Perspektive eines bedeutenden Zulieferers steuerte Wayne Jones bei, im Vorstand des Motorenherstellers MAN Diesel & Turbo für Global Sales & Aftersales verantwortlich. Er nannte die jüngsten Beschlüsse der Weltschifffahrtsorganisation IMO zur Reduktion von Treibhausgasen einen »enormen Erfolg«, allerdings sei das Ziel ambitioniert. Wichtig sei deshalb, dass die gesamte Industrie die Entscheidung mittrage.

Die Zukunft im Blick

Einen besondern Fokus auf die Zukunft legte auch Knut Ørbeck-Nilssen, Vorsitzender des internationalen Verbands der Klassifikationsgesellschaften (IACS) und Chef von DNV GL – Maritime: »Die digitale Transformation wird die Schifffahrt stark verändern und neue Geschäftsmodelle eröffnen.« Als ein Beispiel nannte er unmittelbare und detaillierte Informationen über Ladung und Route sowie den Betrieb und den Zustand des Schiffs und seiner Komponenten, die Lieferketten deutlich anpassungsfähiger und effizienter gestalten würden. »Die Entwicklung und Verbreitung von cloudbasierten Technologien und Computer-Performance wird nicht nur verändern, wie wir unsere Daten managen, sondern auch, wie wir Schiffe und ihre Komponenten konstruieren, bauen und testen.«

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Foto: DNV GL

Neben der Effizienz der Betriebsabläufe wird die Digitalisierung der Schifffahrt auch die Sicherheit weiter erhöhen. »Das neue Level an digitaler Entscheidungshilfe wird eine bessere Kontrolle über das System Schiff ermöglichen, die situative Aufmerksamkeit an Bord steigern und menschliche Fehler reduzieren«, sagte Ørbeck-Nilssen. Weniger Komplexität, mehr Transparenz: Darin sieht MAN-Manager Jones die wesentlichen Vorteile der Digitalisierung. Weil zahlreiche Daten auf unterschiedlichen Speichern isoliert gesammelt würden, arbeite man an einer gemeinsamen Plattform für die gesamte Industrie. Jones betonte die Bedeutung von Datenschutz und -sicherheit und kündigte für die SMM im September 2018 eine bedeutende Innovation seines Unternehmens in Sachen Digitalisierung an.

Um Cybersecurity geht es auch in einem gemeinsamen Projekt der in der IACS zusammengeschlossenen Klassifikationsgesellschaften, berichtete Ørbeck-Nilssen. Außerdem arbeite man an einer gemeinsamen Terminologie für unterschiedliche Formen des autonomen Schiffsbetriebs.