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In die Höhe schnellende Kraftstoffpreise und eine deutliche Verteuerung von Seetransporten ab 2020 – die Beratungsunternehmen EnSys und Navigvistics sehen große große Risiken durch das IMO-Schwefellimit am Horizont.

EnSys Energy and Navigistics Consulting hat gerade eine vollstän[ds_preview]dige Aktualisierung ihrer Supplemental Marine Fuel Verfügbarkeitsstudie abgeschlossen. Die Studie untersucht die Auswirkungen des globalen Schwefellimits von 0,5%, das die IMO für 2020 beschlossen hat. Die ursprüngliche Studie zur Verfügbarkeit von Schiffskraftstoffen war im Oktober 2016 der BIMCO, IPIECA und der IMO auf der Meeresumweltschutzkomferenz MEPC 70 vorgelegt worden.

»Nun, da 2020 näher rückt, wird das Bild klarer und es sieht für die Weltwirtschaft nicht gut aus«, so die Verfasser. Die wesentlichen Ergebnisse der aktualisierten Studie:

  • Weniger als bisher angenommene Verbreitung von Abgasreinigungssystemen, die die fortgesetzte Verwendung von Schiffskraftstoffen mit höherem Schwefelgehalt ermöglichen.
  • Höhere globale Nachfrage nach Destillaten und anderen Brennstoffen.
  • Die Zahl globaler Raffinerie-Projekte und damit erwartete Produktionskapazitäten für Destillat 2020 sind moderat höher als bisher erwartet.
  • Es wird wahrscheinlich eine »Alarmstart«-Periode geben, in der weniger komplexe Raffinerien den Preis für schwefelarmes Rohöl aufbieten werden, um schwefelärmeres Destillat und weniger Schweröl zu produzieren.

Destillatpreis von über 1.000 $/t?

Basierend auf dem WORLD-Modell von EnSys wird der Destillatpreis während der »Alarmstart«-Periode im Jahr 2020 1.000 $/t überschreiten Die Preise an US-Tankstellen steigen in dem Rechenmodell auf über 5 $ pro Gallone, wenn die Rohölpreise 2020 bei etwa 80 $ pro Barrel (Brent). Auch Ausschläge bis 120 $ pro Barrel sind demnach wahrscheinlich.

Die Analyse von Navigistics Consulting zeigt, dass bis zum 1. Januar 2020 pro Tag fast 4 Mio. Barrel hochschwefligen Kraftstoffs (HSFO) zu 0,5% niederschwefligem Kraftstoff (LSFO) gemacht werden müssen. Selbst bei einer Verlangsamung der Fahrtgeschwindigkeit von Schiffen, mit Kraftstoffpreisen von 1.000 $ pro Tonne einhergehen werde, müssten immer noch 3 Mio. Barrel LSFO pro Tag hergestellt werden.

Martin Tallett, Präsident von EnSys Energy, erklärt: »Unsere detaillierte und aktuelle Bewertung von globaler Nachfrage, Raffineriekapazität und Angebot von Flüssigkraftstoffen deutet auf eine maximale Kapazität zur Lieferung von Schiffskraftstoffen in der ersten Jahreshälfte 2020 von etwa 3 Mio. Barrel pro Tag hin. Vor allem in Verbindung mit der starken Absicht, MARPOL Annex VI strikt durchzusetzen, führt dieser Ausblick zu starken Marktbelastungen, die alle Produkte in allen Regionen betreffen – nicht nur Schiffskraftstoffe.«

»Schwere wirtschaftlichen Störungen möglich«

Die Geschichte von 2007/2008 im Hinterkopf, bestehe ein deutliches Risiko, dass die Preise in einem Run auf Rohöl in die Höhe schnellen. Die Preise für Brent, Benzin und Diesel hatten sich im Jahr 2008 mehr als verdoppelt. »Einige Unternehmen werden Gewinner sein, und der Markt wird sich korrigieren, was jedoch möglicherweise erheblichen wirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen wird. Abgesehen von einem Handelskrieg oder einem anderen Ereignis, das das Wirtschaftswachstum, den Handel und die Ölnachfrage bis 2020 bremst, könnte der Anstieg der Produktlieferkosten die Weltwirtschaft im Jahresverlauf 0,5 bis 2 Mrd. $ kosten.

David St. Amand, Präsident von Navigistics Consulting, stellt fest, dass ein strikter Implementierungsansatz der IMO »wahrscheinlich auch zu schweren wirtschaftlichen Störungen in der maritimen Industrie selbst« führen wird. Zusätzlich zu den erheblichen Kostensteigerungen bei Warenlieferungen – einschließlich Rohöl und Erdölprodukten – auf dem Seeweg könnte eine strikte Umsetzung von von IMO Annex VI Regulation 18 auch zu weiteren Handelsbeeinträchtiugungen führen, wenn entsprechende Kraftstoffe nicht zur Verfügung stünden.

»Über die potentiellen Problembereiche werden wir mehr wissen, wenn der Umsetzungsplan für die IMO-Kraftstoffrichtlinie 2020 auf einer speziellen Interimssitzung des IMO-Unterausschusses für Pollution Prevention and Response (PPR) am 9. Juli in London debattiert wird. Der Verlauf dieses Treffens wird dazu beitragen, zu definieren, wie schwer die Auswirkungen im Jahr 2020 sein werden«, so St. Amand.