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Der LIBOR, die wichtigste Benchmark für die kurzfristigen Zinssätze weltweit, hat in den letzten fünf Monaten im Vergleich zu früheren Steigerungen zum Ende 2015 schneller zu steigen begonnen, meldet das Analysehaus Drewry. Was bedeutet das für die Schiffsfinanzierung

Im Dezember[ds_preview] 2015 lag der 3-Monats-USD-LIBOR bei 0,54 %, erreichte im Dezember 2017 ein Niveau von 1,61%, um dann bis Ende April 2018 auf 2,35% weiter zu steigen. Typische hypothekengestützte Schiffsfinanzierungen tragen den USD LIBOR plus einen Spread, der insgesamt die wesentlichen Zinsaufwendungen der Reedereien darstellt.

Der Aufwärtstrend beim USD LIBOR zeigt sich laut Drewry in der finanziellen Performance von Reedern und in der Gewinn- und Verlustrechnung. Im Nachteil seien diejenigen, die hohe Schulden hätten, entweder aufgrund von Bankenkrediten aus Hochzeiten des Zyklus oder aus der Finanzierung von Schiffen mit fester Beschäftigung, die nun nicht weiter bestehe. Kleinere Unternehmen, die keine Flottendiversifizierung genießen, sind denmach anfällig für Konzentrationsrisiken.

»Wenn sie in einem leistungsschwachen Sektor tätig sind, bedeuten die erhöhten Zinskosten einen doppelten Schlag für ihr Endergebnis. Schließlich sind Unternehmen, die mit variablen Zinssätzen umgehen müssen, einem unmittelbareren Risiko ausgesetzt. Die Aufstockung des USD-LIBOR wird auch für finanziell notleidende Schifffahrtsunternehmen zusätzliche Probleme mit sich bringen, da sich die Break-Even-Schwelle der Schiffe erneut gegenüber den Erträgen verschieben wird. Das bringt sie mit ihren Banken zurück ans Reißbrett für eine weitere Runde schwieriger Diskussionen«, sagt Victoria Saraglis, Lead Analyst, Drewry Maritime Financial Research.

Finanzierungsalternativen werden populär

Der ansteigende USD-LIBOR kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Kapitalkosten der Banken aufgrund bevorstehender Regulierungen ebenfalls steigen – was zu Veränderungen der Spreads von Schiffsfinanzierungen führt. Die Anzahl der Schiffsfinanzierungsbanken mit aktiven Kreditportfolios hat sich deutlich reduziert, jeweils mit unterschiedlichen Finanzierungskosten, Margenpolitik, Mindestpreiskriterien und internen Ratingsystemen. Die Subjektfaktoren erschweren es Saraglis zufolge den Schiffsbanken, ihre Margen zu reduzieren. Zu beachten sei, dass selbst im heutigen Schiffskreditumfeld die hochkarätigen Schifffahrtsunternehmen, die nachweislich Erfolg haben, immer noch wettbewerbsfähige Preise / Spreads für ihren zusätzlichen Verschuldungsanspruch einiger Schiffsfinanzierungsbanken erzielen könnten – wenn auch geringer.

In den letzten Jahren sind Schifffahrtsfonds aufgekommen, um die Finanzierungslücke der Schifffahrtsbanken zu füllen, allerdings bei wesentlich höheren Spreads. Daher sehen sich laut Drewry die Reedereien erneut mit Erhöhungen ihrer Zinskosten insgesamt konfrontiert. Einige dieser Fonds böten jedoch die Option einer festen Zinsfinanzierung während der vereinbarten Laufzeit, was eine gewisse Kontrolle der Ausgaben während des Finanzierungszeitraums ermögliche.

Ähnliche verhalte es sich mit einer weiterne Alternative, der zunehmend populär gewordenen Leasingfinanzierung. Diese Strukturen bieten demnach den Reedern ebenfalls die Möglichkeit einer festen Zinsfinanzierung über die vereinbarte Mietzeit und schützen die Eigentümer wieder vor möglichen Schwankungen der Zinsaufwendungen.

Anstieg des US-LIBOR-OIS Spread

Der OIS-Libor-Spread repräsentiert den Leitzins eines bestimmten Landes über einen bestimmten Zeitraum. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen in den USA möglicherweise einen variablen Zinssatz (Effektivzins der Fed Funds) in einen festen Zinssatz (OIS-Zinssatz) umwandeln. Der Spread zwischen dem USD-Libor und dem OIS-Zinssatz hat sich laut Saraglis seit dem letzten Jahr vergrößert, was zu einem gewissen Druck auf die Finanzierungskosten geführt hat, ein Faktor, der auf dem Markt Besorgnis über eine Erinnerung an die Finanzkrise ausgelöst hat. Sollte dies im Bankensystem Anlass zur Sorge geben?

»Wir sind der Meinung, dass dies zumindest kurzfristig kein Grund zur Besorgnis sein sollte. Wenn man sich die USA ansieht, gab es in den drei Monaten bis Februar 2018 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2017 einen signifikanten Anstieg der Emissionen von Schatzanweisungen – ein Faktor, der die kurzfristigen Finanzierungsmärkte störte und den LIBOR-OIS-Spread vergrößerte«, so die Expertin. Auch die jüngste Steuersenkung in den USA habe dazu geführt, dass US-Unternehmen ihre kurzfristigen Papiere verkaufen, um Aktien zurückzukaufen und / oder Dividenden auszuschütten. Diese Trends hätten daher zum Anstieg der kurzfristigen Finanzierungskosten beigetragen.

»Wenn man sich die allgemeineren finanziellen Bedingungen anschaut, ist es heute tatsächlich einfacher, Kredite zu erhalten. Wenn man sich den National Financial Conditions Index der Chicago Fed ansieht, sieht man, dass die finanziellen Bedingungen derzeit trotz dem Anstieg des USD-LIBORs einfacher sind. Angesichts der Tatsache, dass die oben genannte aktuelle Angebots- und Nachfragedynamik auf den Märkten für kurzfristige Finanzierungen die Haupttreiber für den Spread von LIBOR-OIS sind, glauben wir nicht, dass sich dies weiter auf den Markt für Schiffskredite auswirken wird«, sagt Victoria Saraglis.