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Dass die Strandung des nagelneuen Containerschiffs »Kea Trader« im Südpazifik lange dauern könnte, davon waren Experten schon früh überzeugt. Noch immer liegt das Wrack auf dem Riff und verfällt zusehends

Die »Kea Trader« fuhr in Charter des Reefer-Carriers Seatrade im Verkehr zwischen Europa und Neuseeland, als sie am 12[ds_preview]. Juli 2017 auf der Reise von Papeete (Französisch-Polynesien) nach Noumea (Neukaledonien) auf Grund lief. Die Ablieferung des in Malta registrierten Frachters mit einer Tragfähigkeit von knapp 25.300tdw (2.194 TEU) von der Werft Guangzhou Wenchong in China an den Eigner Lomar Shipping war erst im Januar 2017 erfolgt.

Die Beauftragte Bergungsfirma Ardent Maritime hatte einen LOF-Bergungsvertrag (»Lloyd’s Open Form«) mit Lomar Shipping unterzeichnet, sich aber auf eine »Special Compensation P&I Clause« berufen, nach der der Bergungsreeder nicht nach Sachwert, sondern nach Aufwand bezahlt wird. Früh war den Experten klar, dass der Fall »Kea Trader« kein Kinderspiel werden würde. Das Schiff lag mitten im Südpazifik, 90sm südöstlich Neukaledoniens auf einem flachen Felsen, Schwimmkräne, Schlepper und anderes Equipment mussten von fern her herangeschafft werden. Größere Schiffe kommen wegen des flachen Wassers nicht an den Havaristen heran.

Zunächst war man bei der Londoner Reederei noch zuversichtlich, von »wieder flott machen« war die Reede. Kraftstoff wurde abgepumpt, zunächst in Tanks an Deck, die dann per Hubschrauber abtransportiert werden mussten. Dann wurden Container abgeladen, teils mit den Schiffskränen auf Barges, teils per Hubschrauber, Stück für Stück. Doch das Schiff rührte sich nicht.

Ende September verkündete Lomar Shipping dann »Totalverlust«, aus der Bergung wurde offizielle eine Wrackbeseitigung. Nach dem Ableichtern vieler hundert der rund 750 Container an Bord war das wahre Ausmaß der Schäden ersichtlich geworden, Propeller und Ruderanlage waren zerstört, zudem zeigten sich immer mehr strukturelle Schäden am Rumpf. Mittlerweile konnten alle fünf Laderäume nur noch mit Pumpen frei von Wasser gehalten werden.

Ein Wetterfenster im Oktober sollte für einen Freischleppversuch genutzt werden – der aber schlug fehl. Unterdessen rissen durch den kontinuierlichen Wellegang die reparierten Stellen am Rumpf immer wieder auf. Ende November schließlich zerbrach das Wrack in zwei Hälften. Ein Wettlauf gegen die Zeit begann, Ölreste mussten von Bord, ebenso alle verbleibenden Boxen, die Einrichtung aus dem Deckshaus, alles was bei einer weiteren Verschlechterung der Situation über Bord gehen und das sensible Ökosystem hätte gefährden können.

Mitte Februar dann Sturmwarnung, ein Zyklon zog durch das Gebiet, das Wrack musste evakuiert werden. Nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, mussten die Berger mit einer neuen Lage umgehen: Die Wrackteile waren weiter auseinandergedriftet, das Heck lag tiefer im Wasser. Die Dünung am Riff machte mit 2,5 m Höhe die Wiederaufnahme der Räumungsarbeiten nicht leicht. Drei Wochen später rollte schon der nächste Zyklon an, wieder mussten alle von Bord. Bilanz nach dem zweiten Wirbelsturm innerhalb eines Monats: die beiden Rumpfteile waren kollidiert, er vordere Teil mit den Frachträumen 2 und 3 war weiter beschädigt worden, zwei Dutzend Container waren verloren gegangen, zudem war eine geringe Menge Öl aus den unzugänglichen Teilen des Schiffes ausgetreten, zwei Lukendeckel und einige Rumpfteile von der Hecksektion lagen neben dem Wrack im Meer. Für Ardent taten sich immer neue Baustellen auf. Das Unternehmen war aber nicht für die Beseitigung des Rumpfes zuständig, dafür wurde eine andere Spezialfirma gesucht. Den Zuschlag erhielt die staatliche chinesische Shanghai Salvage Company (SSC). Am 6. April übergab Ardent an SSC.

Bereits vor der Auftragsvergabe an SSC hatte Lomar Shipping ein Bergungskonzept mit den lokalen Behörden vereinbart, an das sich der Auftragnehmer halten muss. Demnach soll die »Kea Trader« in zwei Teilen per Halbtaucherschiff abtransportiert werden – dazu muss sie jedoch zunächst vom Riff herunter.

Mitte April wurde ein »Supplier Engagement Day« von SSC organisiert, um lokale Unternehmen und auch die Behörden auf Neukaledonien einzubinden.

Wie Lomar Shipping gegenüber der HANSA mitteilte, sammelt SSC derzeit noch Material und Personal in Neukaledonien. Derzeit gehe die Zyklon-Saison in der Region vorbei, wann immer möglich seien Bergungskräfte auf dem Wrack, um weiter mögliches Treibgut von Bord zu schaffen. Das Wetter sei nach wie vor schlecht, abgesehen von den beiden Stürmen, die das Schiff schwer beschädigt hatten, lägen Wellengang und Wind in der Region seit Anfang 2018 nahezu konsistent bei Sturmstärke. Nach der umfassenden Untersuchung des Zustands der Struktur der »Kea Trader« passt SSC nun seine Strategie zur Wrackbeseitigung an, dem müssen die Behörden noch zustimmen. Zudem führen laut Lomar unabhängige Experten derzeit eine bathymetrische Untersuchung zur Oberfläche des Riffs und zur präzisen Lokalisierung von Trümmerteilen durch.