Die Befrachtungsaktivität hat sowohl für Bulker als auch für Containerschiffe nachgelassen. Mit der jetzt beginnenden Ferienzeit dürfte der Druck auf die Raten zunehmen.

Die drastische Ausweitung der Strafzölle im Handel zwischen den USA und China hat die Markteilnehmer im Seefra[ds_preview]chtgeschäft geschockt. Ab Juli könnten die Auswirkungen deutlich zu spüren sein. Bereits jetzt kommen die Charterraten in vielen Segmenten unter Druck, was aber wohl eher mit der saisonalen Abschwächung der Charteraktivität zur Urlaubszeit zu tun hat. »Jetzt zu Beginn der Sommermonate sind die Erwartungen kurzfristig eher negativ«, stellt der norwegische Makler Fearnleys zur Lage am Bulker-Spotmarkt fest. Der Baltic Dry Index war bis gestern (Donnerstag) im Wochenverlauf um über 80 auf 1347 Punkte gesunken.

Rio tinto bulker bauxite
Photo: Rio Tinto

Wie schon seit Wochen ist die Volatilität eigentlich nur in den Capesize- und Panamax-Segmenten zu spüren. Die Durchschnittsrate der »Capes« im Zeitcharter-Trip-Business fiel seit vergangenem Freitag um rund 1.800 auf 16.459 $/Tag. Wie bereits in der Vorwoche waren die schwersten Einbußen im Pazifik zu verzeichnen, wo das Angebot von Eisenerz-Ladungen ex Westaustralien massiv zusammengeschrumpft sein soll. Die Frachtrate für die Index-Route C5 (Westaustralien-Qingdao) sackte von 8.0 auf rund 7.30 $/t ab, die durchschnittliche Zeitcharterrate für Transpazifik-Trips brach von rund 17.800 auf 14.900 $/Tag ein. Auch eine Zunahme der Ladungen aus Südafrika heraus reichte nicht, um den Markt zu stabilisieren. Nur auf der Eisenerzroute ex Brasilien nach China konnten die Reeder gestern Boden gutmachen und das Ratenniveau wieder auf 19,50 $/t hochbringen (Vorwoche: 19,70 $/t).

Für Panamax-Bulker ging es im Trip-Business auf den vier Hauptrouten (4tc) bis gestern um rund 900 auf 11.110 $/Tag herunter. Besonders im Nordatlantik standen die Raten unter Druck, während die Ostküste Südamerikas nach wie vor einiges an Geschäft bereithielt und sich damit auch stabilisierend auf die Märkte im Indischen Ozean und Südostasien auswirkte. Makler gehen davon aus, dass Kohlenverschiffungen ex Indonesien jetzt nach Ende des Ramadans wieder in Gang kommen und das Ratenniveau im Pazifik stabilisieren.

Für die kleineren Bulker mit Ladegeschirr – Supramaxe und Handysizer – lag das Ratenniveau per gestern mit rund 11.850 und 8.620 $/Tag fast exakt auf dem Niveau der Vorwoche. In einzelnen Fahrtgebieten legten die Raten etwas zu, so zum Beispiel in Südchina für Supramaxe und an der Ostküste Südamerikas für Handysize-Frachter.

Wachstum für Großtanker

Euronav
Die Euronav-Flotte aus 54 VLCC- und Suezmax-Tankern (inkl. Neubau-Projekte) wird im Spot- und TC-Markt betrieben. (Foto: Euronav)

Im Rohöltransport war die Marktentwicklung für große und kleine Tanker völlig unterschiedlich. Den VLCC-Eignern gelang es, die Raten im Mittelostgolf und auch in Westafrika deutlich hochzutreiben. Schon vor dem erwarteten Beschluss zur Anhebung der Fördermengen durch die OPEC-Staaten sind die Ladungsmengen am Spotmarkt spürbar angestiegen. Erstmals seit langer Zeit hätten Charterer für ihre Ladungen im Golf nur vereinzelt Angebote aus dem Markt bekommen, hieß es. Entsprechend verdoppelten sich die durchschnittlichen Tageserträge für VLCC im Spotgeschäft ex Golf und ex Westafrika auf 17.000 und 17.800 $/Tag (Stand gestern), wie Clarksons Platou berichtet.

Suezmaxe konnten in Westafrika den Schwung im VLCC-Segment für sich nutzen und das Ertragsniveau für Reisen nach Europa um ein paar Tausend auf 13.100 $/Tag anheben.
Deutlich schlechter schnitten dagegen die Aframaxe ab. Verminderte Lieferungen ex Libyen infolge der Anschläge dort ließen das Ratenniveau in der Mittelmeerfahrt von über 15.000 auf unter 6.000 $/Tag einbrechen. In der Nord- und Ostsee gab der Markt nach dem kräftigen Anstieg der Vorwoche wieder etwas nach, auf durchschnittlich 15.500 $/Tag.

Flaute für Containerschiffe

Für Containerschiffe hat scheinbar nun auch die Sommerflaute eingesetzt. Die Charteraktivität hat sich Maklerangaben zufolge weiter abgeschwächt, was zu erneut steigenden Aufliegerzahlen und Wartezeiten für Anschlussbeschäftigung in den Feeder-Klassen unter 2.000 TEU führt. Laut dem New Contex gaben die Durchschnittsraten der 1.100- und 1.700-TEU-Schiffe diese Woche leicht nach. Der Londoner Makler Howe Robinson stufte auch seine Ratenbewertungen für 2.800- und 3.500-TEU-Schiffe herunter. Eine leicht steigende Tendenz herrscht aber noch bei den Raten für Panamax- und klassischen Postpanamax-Schiffe vor. (mph)