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An den S&P-Märkten braut sich einiges zusammen: Die Preise für Gebrauchtschiffe könnten in den kommenden Monaten stark auseinanderklaffen, nachdem China neue Beschränkungen für den Import von Seeschiffen angekündigt hat.

Das Kaufinteresse aus Fernost dürfte sich bald stärker [ds_preview]auf jüngere Schiffe konzentrieren, weil nach Beschluss des chinesischen Transportministeriums ab 01. September nur noch Schiffe nach China eingeführt werden dürfen, die die Emissionsstandards gemäß Marpol Annex VI erfüllen – bedeutet: Sie müssen über IMO-Tier-II-zertifizierte Hauptmaschinen verfügen.

Die Altersobergrenze wird ebenfalls herabgesetzt: Können chinesische Käufer derzeit noch bis zu 18 Jahre alte Tonnage einführen und in Kabotage-Verkehren unter China-Flagge einsetzen, so dürfen es künftig nur noch Schiffe mit Baujahr 2010 oder später sein. Einige Schiffsmakler haben ihre Kunden in entsprechenden Rundschreiben auf die bevorstehenden Änderungen im Rahmen der verstärkten Umweltschutzbestimmungen in China hingewiesen.

»Vor allem Bulker betroffen«

Hamburger Hafen
Foto: HHM

Der griechische Schiffsmakler Lion Shipbrokers sieht infolge einer veränderten Tonnagenachfrage aus China erhebliche Auswirkungen vor allem auf die Preise von Bulk Carriern, die in den vergangenen Jahren massiv durch chinesische Käufe beeinflusst werden. Die Marktpreise für ältere Bulker von 15-20 Jahren dürften bald deutlich sinken, weil für sie die Nachfrage aus China fast komplett ausfallen werde, warnt Geschäftsführer Panos Pantos.

Das starke Interesse aus Fernost sorge bislang noch dafür, dass die Preise für alte Bulker – Baujahr 2001, geliefert aus Japan – auf recht hohem Niveau lägen: bei rund 8,5 Mio. $ für Supramaxe (52.000-56.000 tdw) und rund 9 Mio. $ für Panamaxe (74.000+ tdw). Die Verschrottungspreise seien im Verhältnis dazu mit rund 3,3 Mio. $ und 4,1 Mio. Mio. $ niedrig. Kurzfristig könnte die Nachfrage noch einmal zunehmen. »Wir stellen uns auf einen sehr hektischen Sommer am An- und Verkaufsmarkt ein, wenn viele Eigner älterer Bulker ihre Schiffe noch schnell nach China verkaufen wollen, bevor die neuen Vorschriften greifen«, erklärt Pantos. Möglicherweise blieben dafür kaum mehr einige Wochen Zeit. Der griechische Makler war gerade in China, wo ihm mehrere Geschäftspartner versichert hätten, dass ältere Schiffe schon bis spätestens 15. August angeliefert sein müssten, damit sie noch unter die alten Bestimmungen fallen.

Nutznießer der neuen Vorschriften seien moderne Bulker aus den Jahren 2010-2012, die nun als Ersatz für ältere Frachter im innerchinesischen Verkehr herhalten müssten. »Ich gehe davon aus, dass die Preise deutlich anziehen werden, wenn das Interesse aus China zunimmt«, so Pantos. Allerdings dürfte es den Chinesen dann schwerer fallen, sich die beliebten Japan-Bauten zu angeln. Denn in den Altersklassen mit Baujahr 2010, 2011 und 2012 dominierten eindeutig Bulker, die von chinesischen Werften gebaut wurden.

Das könnte die Wirkung haben, dass die derzeit gängigen Preisnachlässe für China-Bauten schrumpfen. Laut dem jüngsten Maritime-Overview-Report von Ernst Russ Shipbroker beträgt der Marktrabatt für 5 bis 10 Jahre alte Supramax-Bulker aus China fast 6 Mio. $ gegenüber Japan-Bauten. Entsprechend haben Käufer solcher Schiffe ausreichend Spielraum, um zu günstigeren Frachtraten zu fahren. (mph)