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Die Zahl der Schiffe, die mit Abgasreinigungssystemen (Scrubber) ausgestattet sind, wächst. Auch die Bestellungen nahmen zuletzt offenbar stark zu.

Laut dem Branchenverband Exhaust Gas Cleaning Systems Association (EGCSA) sind bisher 983 Schiffe mit Scrubbern ausgestattet oder es[ds_preview] wurden bereits Anlagen für sie bestellt. Die Mitteilung der EGCSA folgt einer Reihe von Berichten, dass große Schiffsbetreiber wie Spliethoff, Frontline, DHT und Star Bulk sich für Scrubber entschieden haben. Eines der »großen« Containerunternehmen habe bestätigt, dass es Scrubbing als Teil seines Compliance-Portfolios 2020 nutzen wird und es gebe Gerüchte, dass andere dies ebenfalls tun würden, so der Verband.

Bis vor Kurzem war die größte installierte Abluftkapazität für Motoren im Leistungsbereich von 25 bis 30 MW zu finden. Die neuesten Daten zeigen jedoch, dass diese Marke mittlerweile durch ein nachrüstbares Hybridsystem für einen 72-MW-Containerschiffsmotor deutlich übertroffen wurde. Scrubber mit großer Kapazität seien nicht auf Nachrüstungen beschränkt, das bisher größte Hybridsystem für Neubauten sei für einen 65-MW-Motor bestimmt, heißt es.

Engpässe bei der Installation zeichnen sich ab

Fast 60% aller Nachrüstungen und Neubauten finden auf asiatischen Werften statt. »Es überrascht nicht, dass dies auch bei fast 85% der Installationen auf Neubauten der Fall ist. EGCSA ist der Ansicht, dass die Nachfrage nach Yard-Kapazitäten trotz der steigenden Nachfrage kein Problem darstellt«, so der Verband.

EGCSA numbers 31 May 2018 7
Quelle: EGCSA

Aufgrund anderer Einschränkungen wie der Verfügbarkeit von Laserscanning-Spezialisten und erfahrenen Installationsteams sei es jedoch nicht möglich, noch in naher Zukunft einen Installations-Slot auszuwählen oder das mit einem bereits geplanten Aufenthalt im Trockendock zu erledigen. Die Mehrheit der EGCSA-Mitglieder nimmt noch Bestellungen entgegen, teilweise mit Optionen bis 2023, um den Reedern zu ermöglichen, sich eine Position im Installationszeitplan zu sichern.

Bulker an der Spitze

Bereits 2015, als die Weichen für den Wechsel zu 0,10% igem Schwefelkraftstoff gestellt wurden, haben eine Reihe von RoRo- und Fährbetreibern Scrubber als Mittel zur Einhaltung der Vorschriften gewählt. Die Kreuzfahrtindustrie kam als nächstes und während das Schwefellimit 2020 immer näher rückt, haben sich Massengutfrachter an die Spitze der Schiffstypen mit Abgasreinigung gesetzt. Es folgen Containerschiffe und Tanker. In jedem dieser Bereiche dominieren nachrüstbare Open-Loop-Installationen.

Open Loop bevorzugt

988 der 1.561 einzelnen Scrubber-Anlagen, die installiert oder bestellt sind, sind Open-Loop-Systeme, bei denen der herausgewaschene Schwefel ins Meer geleitet wird. Die EGCSA  zeigt sich wenig überrascht, dass offene Systeme bevorzugt werden. »Es ist das einfachste Scrubbersystem und wird von Schiffsbesatzungen bevorzugt. Obwohl viele Erstanwender in der Nord- und Ostsee hybride Systeme einsetzen, werden sie meist im Open Loop betrieben. Auch in Küstenkraftwerken und Öltanker-Inertgas-Systemen (IG-Systemen) werden seit Jahren offene Wäscher eingesetzt, ohne Umweltprobleme«, so der Verband.

Während Closed-Loop- und Hybridsysteme für geschlossene Gewässer mit geringem Wasseraustausch zur Verfügung stehen oder die Einleitungen von Abwasser durch lokale Regelungen eingeschränkt sind, schlägt ECGSA die Alternative vor, auf schwefelarmen Brennstoff umzuschalten, wo ein offener Kreislauf nicht möglich ist. Die Auswirkungen auf die Kosten seien wahrscheinlich begrenzt, da über 90% des Kraftstoffverbrauchs auf offener See anfielen.

Allerdings äußern Experten auch immer wieder Zweifel an der Zukunft offener Systeme. Es sei fraglich, ob es sinnvoll sei, den Schwefel ins Meer einzuleiten, anstatt ihn in die Luft zu blasen, von wo er früher oder später auch ins Wasser gelange. Ein Verbot durch die IMO in Zukunft sei daher nicht auszuschließen, heißt es immer wieder.