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Nach einem Absacken 2016 haben sich die Autoexporte über deutsche Seehäfen wieder erholen können. Die Absatzmärkte im Ausland ziehen an, so ist man positiv für das laufende Jahr gestimmt

Mit einem Wachstum von 11,4% beim Fahrzeugumschlag glänzten die bremischen Häfen im vergangenen Jahr, rund 2,3Mio. Einheiten wurden umgeschlagen. Bestimmend[ds_preview] für das Volumen in den Seehäfen sei vor allem der Export gewesen, so der für den Automobilumschlag verantwortliche Logistiker BLG. Die Gründe für den Anstieg seien bessere Verkaufszahlen der deutschen Autohersteller in den Märkten USA und China, eine leichte Erholung des russischen Markts und ein sehr dynamischer zentraleuropäischer Markt. Noch im Jahr zuvor hatten die deutschen Häfen an der Nordsee beim Fahrzeugexport Einbußen von zusammen 9% hinnehmen müssen (s. HANSA 11/2017) als im Zuge des Dieselskandals die Ausfuhren deutscher und anderer europäischer Hersteller insbesondere in die USA eingebrochen waren.

8,5% Wachstum im Fahrzeugumschlag meldete für den Zeitraum Emden mit rund 1,45Mio. Einheiten. Leicht rückläufig (-0,6%) war das Segment in Cuxhaven, Nr. 3 unter den deutschen Autohäfen, mit rund 476.000 Einheiten.

Mit Blick auf den Export im Bereich Automobile geht man bei der BLG für 2018 von einer »stabilen Entwicklung auf hohem Niveau aus«, während man im Import durch die zunehmende Auslandsproduktion deutscher Hersteller und potenzieller Neu-Importe (z.B. aus China) mit Zuwächsen rechnet.

Auch bei Cuxport ist man optimistisch. Im letzten Jahr wurde am Cuxport-Terminal die Infrastruktur für den neuen Liegeplatz 4 fertiggestellt, der im Herbst in Betrieb gehen wird und die Kapazitäten für Neufahrzeuge und andere RoRo-Güter erweitert. Entscheidender Faktor – beispielsweise bei der jüngsten Vertragsverlängerung mit einem Premium-Automobilkunden – sei die gute Anbindung des Seehafens an Märkte in Skandinavien und Großbritannien. Seit Mai gibt es eine neue RoRo-Verbindung ins französische Saint-Nazaire. So baue Cuxhaven seine Funktion als Drehkreuz für europäische ShortSea-Verkehre aus, heißt es. »Wir sehen hier weiteres Potenzial für rollende Fracht insgesamt, aber auch speziell für den Transport von Neufahrzeugen«, so Cuxport.

Zum Thema Brexit und Strafzölle sei die Situation »nach wie vor komplex und unübersichtlich und somit auch unerfreulich«, heißt es seitens bremenports. Detaillierte Einschätzungen seien derzeit nach wie vor hoch spekulativ.

Die BLG steht bei dem Thema in einem engen Austausch mit ihren Kunden und beteiligt sich auch an Informationsrunden auf europäischer Ebene. Welche konkreten Auswirkungen der Brexit haben werde, stehe erst am Ende seiner Ratifizierung und den damit verbundenen Verhandlungen fest. »Wir gehen aber davon aus, dass es in jedem Fall zu einer Zollabfertigung kommen wird. Das bedeutet einen höheren bürokratischen Aufwand – für uns als Logistikdienstleister gehören Zollformalitäten aber zum täglichen Geschäft dazu. Und im Freihafen Bremerhaven sind alle notwendigen Voraussetzungen und Systeme für die Zollabwicklung vorhanden«, so das Logistikunternehmen.

Auch Cuxhaven unterhält durch die bestehenden Linienverbindungen langjährige Beziehungen ins Vereinigte Königreich. Der Standort bereitet sich gemeinsam mit seinen Partnern und beteiligten Behörden auf die kommenden Herausforderungen vor. Zu den Maßnahmen zählen insbesondere die Bereitstellung von Zolllagerflächen und die Implementierung von IT-Systemen für den reibungslosen Datenaustausch mit den Zollbehörden.

Laut dem Verband der deutschen Automobilindustrie wirft im britischen Markt der Brexit bereits seine Schatten voraus. So sei nach zwei Rekordjahren in Folge der Absatz von Neuwagen im vergangenen Jahr um 6% auf gut 2,5Mio. Fahrzeuge gefallen – der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise 2009. Neben der Verunsicherung über die Folgen des britischen EU-Austritts sorgte insbesondere die Abwertung des Pfund Sterling gegenüber dem Euro für Gegenwind.

Rund 82% der Autoimporte nach Großbritannien kommen aus der EU, 2017 gingen laut den Zahlen des britischen Automobilindustrieverbands SMMT 2,3Mio. Autos aus der Union (11,7% der Produktion) in das Vereinigte Königreich. Deutschland exportierte mit einem Gesamtwert von fast 23Mrd. € rund dreimal so viel wie der Zweitplatzierte, Belgien. Allerdings gehen nicht alle Autos aus deutscher Produktion über deutsche Häfen.