Print Friendly, PDF & Email

Statt für den maritimen Brandbekämpfungskurs einen eigenen Trainingscontainer anzuschaffen, kooperiert das Maritime Kompetenzzentrum Mariko in Leer seit Kurzem mit der Berufsfeuerwehr in Wilhelmshaven, berichtet Claudia Behrend

Ein Feuer an Bord möchte kein Seemann erleben. Dennoch kommt es dazu immer wieder, wie unlängst beim Großbrand auf der[ds_preview] »Maersk Honam« mit Toten und Verletzten. 13 Vorfälle im Zusammenhang mit Feuer weist die Datenbank GISIS der International Maritime Organization (IMO) für das vergangene Jahr aus, von denen sieben als »very serious« eingestuft wurden.

Der richtige Umgang mit Gefahrensituationen und ein geübtes Krisenmanagement sind daher unerlässlich. Jeder an Bord muss wissen, was in solchen Notfällen für die Brandabwehr zu tun ist, um zumindest die Folgen minimieren zu können.

Mit dem Internationalen Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten (STCW, kurz für Standards of Training, Certification and Watchkeeping for Seafarers) wurden 1978 erstmals internationale Standards für die Ausbildung von Seeleuten geschaffen. Die gegenwärtig gültige Fassung stammt aus dem Jahr 1995 und regelt unter anderem auch die Sicherheitsausbildung.

Seit Anfang 2012 müssen Seeleute ab dem Offiziersgrad unter anderem alle fünf Jahre an einem Refresher-Kurs zum »Advanced Fire Fighting« für die Leitung von Brandbekämpfungsmaßnahmen teilnehmen. Ziel dieses fünftägigen Leergangs ist die Vermittlung der richtigen Löschtaktik und -technik. Die Offiziere erlernen die Kompetenzen zum Aufbau von Übungen an Bord und für das richtige und sichere Notfallmanagement.

Das Ausbildungszentrum von Mariko in Leer wollte das bestehende Angebot von maritimen Trainings gern um diesen Kurs erweitern. Eine Brandanlage stand vor Ort jedoch nicht zur Verfügung. »Wir haben uns intensiv mit der Einrichtung eines Brandtrainingscontainers auseinandergesetzt und festgestellt, dass es sehr kostenintensiv ist, eine eigene Anlage und das entsprechende Know-how aufzubauen«, berichtet die Mariko-Geschäftsführerin Katja Baumann. So koste ein 40-Fuß-Container mit vier Brandstellen aus Edelstahl, einem Flash-over-Effekt sowie zwei Technikräumen und einem Leitstand etwa 400.000€. »Zudem stellt die Wartung und Instandhaltung einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor dar, sodass wir uns gegen eine eigene Anschaffung entschieden haben«, so Baumann.

Theoretisch könne man die Aufgaben zwar auch ohne eine solche Anlage erfüllen, aber die Berufsgenossenschaft Verkehr wünsche sich ein möglichst realitätsnahes Training. Bei einem Besuch bei der Berufsfeuerwehr für die Schiffsbrandbekämpfung in Wilhelmshaven stellte sich dann heraus, dass dort genau das bereits vorhanden ist, was dem Mariko fehlt: Drei Brandcontainer und das erforderliche Fachwissen. Zudem muss die Feuerwehrschule als öffentliche Einrichtung für die Einsatzkräfte des Landes Niedersachsen nicht wie private Anbieter auf dem Markt bestehen. So waren ausreichende freie Kapazitäten auch für das Mariko verfügbar. Baumanns Fazit war eindeutig: »Die Feuerwehr in Wilhelmshaven ist sehr gut aufgestellt.«

Auf Seiten der Feuerwehr steckt viel Aufwand im Betrieb der Anlage. »Zweimal pro Jahr muss die Anlage gewartet werden und wir verbrauchen pro Einsatz zwischen 50 und 100m3 Erdgas«, berichtet Gerd Ackermann, der bei der Feuerwehr Wilhelmshaven für die Feuerwehrschule und die Schiffsbrandbekämpfung verantwortlich ist.

Realitätsnahes Training

Mariko und Feuerwehrschule entschieden sich also zur Kooperation. Konkret bedeutet das für die in der Regel acht bis zwölf Teilnehmer eines Kurses, dass sie während der Trainingswoche an einem Tag rund eine Stunde mitsamt der von Mariko gestellten Atemschutzgeräte im Kleinbus von Leer nach Wilhelmshaven fahren. Der Trainingstag in Wilhelmshaven für die Schiffsoffiziere hat es in sich. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung und einer Begehung der Anlage, bei der auch die Notausgänge gezeigt werden, geht es ans Umziehen. »Allein der Schutzanzug und die Atemschutzmaske sorgen bei manch einem Teilnehmer schon für Beklemmung«, berichtet Baumann.

Zwei bis drei verschiedene Brandbekämpfungsübungen stehen an dem Tag auf dem Programm.

Dabei denken sich Ackermann und seine Kollegen für die Trainingseinheiten immer wieder neue Szenarien aus, sodass keiner der Teilnehmer im Voraus weiß, was sie oder ihn erwartet. Außerdem sorgen sie für viel Realitätsnähe: »Unsere insgesamt drei 40-Fuß-Container haben wir so zusammengebaut, dass sie den Innenräumen eines Schiffs nachempfunden sind«, berichtet Ackermann. »Zwei Container stehen unten, einer oben, es gibt einen Notausgang von oben herunter und Ausgänge mit unterschiedlichen Schotthöhen.« Die Boxen wurden dabei schallgedämmt, sodass die Kommunikation wie auf einem Schiff nur per Funk möglich ist. Von außen ist weder erkennbar, welche der zwei Brandstellen wann aktiviert wird, noch was im Innern passiert.

»Für die Übung werden die Teilnehmer entsprechend ihren Aufgaben an Bord in zwei Teams eingeteilt: einen Brandabwehr- und einen Support-Trupp«, erläutert Baumann. »Während der Brandabwehrtrupp für das Löschen verantwortlich ist, kümmert sich der Support-Trupp um das Material, beispielsweise Schläuche und Strahlrohre, prüft den Verschlusszustand und übernimmt die Kühlmaßnahmen«, so Ackermann. »Den Einsatzleiter schicken wir dann so weit weg wie möglich, damit die Übung möglichst realitätsnah ist. Er muss sich auf das verlassen, was ihm gemeldet wird. Außerdem soll er sich an den zuvor in der Theorie erlernten Plan halten und den Brandabwehrtrupp richtig führen«. Gleichzeitig darf er seine Crew nicht aus den Augen verlieren und muss die Prioritäten des Einsatzes richtig setzen und abarbeiten.

Dabei ist es nicht zuletzt aufgrund der Stresssituation gar nicht einfach, während einer Übung an alles zu denken. Etwa: Wurde genügend Schlauch bereitgelegt? Wo befindet sich gerade wer? Vermisse ich jemanden und wenn ja, was muss ich dann tun? »All diese Fragen muss der Offizier außerhalb des Containers entscheiden, denn die drinnen haben mit der durch den Qualm stark eingeschränkten Sicht genug mit sich selbst zu tun«, weiß Ackermann. »Viele Teilnehmer sagen mir hinterher: ›So heiß haben wir uns Feuer gar nicht vorgestellt‹.«


Claudia Behrend