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Die deutsche Schiffbau- und Offshore-Industrie ist erstmals seit drei Jahren wieder auf Wachstumskurs. Die Zahl der Auftragseingänge stieg um 2,7 % gegenüber dem Vorjahr an. Der Umsatz ist allerdings rückläufig.

Angesichts der Wachstumsrate bei den Auftragseingängen sprach die Ar[ds_preview]beitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems im VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) bei der Vorlage der Jahresbilanz in Hamburg davon, dass die deutsche Schiffbau- und Zulieferindustrie mit ihren 63.000 Beschäftigten die Talsohle durchschritten habe. »Wir freuen uns über den steigenden Auftragseingang, gleichzeitig bereiten uns die zunehmenden protektionistischen Tendenzen an vielen Orten der Welt große Sorgen«, so Alexander Nürnberg, Vorstandsvorsitzender VDMA Marine Equipment and Systems. »Unsere Unternehmen sind Teil einer globalen Wertschöpfungskette und wir betreuen unsere Komponenten und Systeme über den gesamten Lebenszyklus des Schiffes hinweg, da sind Zollschranken, Einreisebeschränkungen und komplizierte Exportkontrollen Gift für den gerade wieder anziehenden Markt«, kritisierte Nürnberg. Die zunehmenden Beschränkungen des freien Handels mit den USA, Indien, China, Russland und auch der Türkei würden Arbeitsplätze und Wohlstand im In- und auch im Ausland gefährden.

Die Umsätze der deutschen Zuleiferer sind 2017 weiter zurückgegangen
Die Umsätze der deutschen Zuleiferer sind 2017 weiter zurückgegangen. Quelle: VDMA

Die Aussichten für dieses Jahr beschreibt der Verband als positiv. Trotz dem nochmals rückläufigen Umsatz von -4,4 % auf 10,6 Mrd. € erwartet der VDMA für 2018 ein »leichtes Wachstum.« Dies sei auch dringend notwendig, denn nach der langen Durststrecke gelte es, in den Zulieferbetrieben die Balance zwischen Investitionen in die Zukunft und Profitabilität zu halten.

Wandel in den Märkten

Nach Auskunft des VDMA sind nicht etwa die etablierten Märkte für den steigenden Auftragseingang verantwortlich. Es seien vielmehr neue Kunden aus Asien sowie im Nahen und Mittleren Osten, die mit passgenauen Angeboten überzeugten. Die Anforderungen der Kunden würden mit den digitalen Weiterentwicklungen steigen. Neue Ideen seien durch technische Innovationen umzusetzen, gleichzeitig werde die Verfügbarkeit im laufenden Betrieb vertraglich gewährleistet, so der VDMA, der darin Herausforderungen und Chancen zugleich sieht.

Auftragseingänge 2017 nach Regionen
Auftragseingänge 2017 nach Regionen. Quelle: VDMA

Das europäische Ausland bleibt für die deutschen Zulieferer mit 35 % aller Exporte der wichtigste Exportmarkt. Dahinter folgt der langjährige Spitzenreiter Asien mit gut 30 %. Der Handel mit Nordamerika verzeichnete unterdessen einen Zuwachs von gut 12 %. Nach Angaben des Verbands wurden im 1. Quartal 2018 weltweit 292 Seeschiffe mit 13,7 Mio. BRZ bestellt. Ein Jahr zuvor waren es 223 mit 5 Mio. BRZ. Der weltweite Auftragsbestand an Schiffen lag zum I. Quartal 2018 bei 4.705 Einheiten. Gegenüber dem 1. Quartal 2017 (4.840) waren dies deutlich weniger Schiffe.

Der VDMA geht mittelfristig davon aus, dass sich die Anforderungen in den etablierten Märkten in Asien ändern werden. Neben Japan und Su?dkorea strebe auch China weiter in den Spezialschiffbau, aktuell insbesondere bei Fähren und Kreuzfahrtschiffen für den heimischen Markt. Die europäischen Märkte indes seien die »Treiber für die emissionsarme Schifffahrt.«

Lex Nijsen, Vorstand VDMA Marine Equipment and Systems in Hamburg, betonte die Innovationsanforderungen bei den Schiffsantriebssystemen, die durch die Klimaziele entstünden. Verbrauchsoptimierte, konventionelle Motoren würden durch Multi-Fuel-Antriebe ergänzt, gleichzeitig würden Hybrid-Systeme weiterentwickelt. Bei der Wahl der optimalen Antriebslösung müsse auch das Einsatzprofil und der Schiffstyp berücksichtigt werden. »Was bei Fähren gut funktioniert, ist bei Übersee-Container-Transporten nicht möglich«, so der Experte, der die weitere Entwicklung der Etablierung von LNG in der Schifffahrt unterstützen will.