Der Kampf im Rohöltankermarkt geht weiter. Das Ausmaß sei erschütternd, wie die schlechtesten Frachtraten in der Geschichte zeigten, sagen Analysten. Mit inslalliertem Scrubber lassen sich schon deutlich bessere Raten erzielen.
Die Lageeinschätzung der Schifffahrtsorganisation BI[ds_preview]MCO gilt insbesondere für Rohöltanker, aber auch die Ölproduktentanker stehen nun vor einem Verlustjahr. »Bis zum 24. August stellen wir fest, dass die Durchschnittserlöse der Rohöltanker Very Large Crude Carriers (VLCC), Suezmax und Aframax bei 6.797 $, 11.337 $ bzw. 10.438 $ pro Tag liegen. Für LR2 (AG-Japan), LR1 (AG-Japan), MR und Handy-Ölproduktentanker liegen die Durchschnittserlöse seit Jahresbeginn bei 8.961 $, 6.965 $, 8.741 $ bzw. 5.239 $ pro Tag. Alle liegen weit unter dem profitablen Niveau«, so BIMCO.
Im März und April sanken die Raten für 3- und 5-Jahres-T/Cs für einen VLCC von 27.500/29.500 $ pro Tag auf 24.000/25.500 $ pro Tag. Dies folgte dem Trend des 1-Jahres-T/C-Kurses, der von 27.750 $ im November 2017 auf USD 19.000 pro Tag im Juni 2018 gesunken war. Für ein branchendurchschnittliches VLCC schätzt BIMCO, dass 23.700 $ pro Tag nötig sind, um Betriebs- und Investitionsausgaben zu decken.
Wachsende chinesische Rohölimporte (+5,8% in der ersten Jahreshälfte 2018) verbesserten die Nachfrage nach Rohöltankern, aber offensichtlich nicht genug, da andere Elemente den Markt in die entgegengesetzte Richtung ziehen. Allerdings wächst die weltweite Ölnachfrage stetig, ebenso wie die weltweite Tankernachfrage.
»Glücklicherweise wurde die Einführung eines Zolls auf 10 Mio. t Rohölexporte aus den USA nach China in allerletzter Minute vermieden. Wenn China beschließt, seine Importnachfrage nach süßem Rohöl aus Westafrika zu decken, werden kürzere Routen die Gewinne belasten«, so BIMCO. Man rechne nicht damit, dass Rohöl wieder Gegenstand des Handelskriegs werde. Seit Anfang August sind jedoch insgesamt 2 Mio. t raffinierte Erdölprodukte von den Zöllen betroffen.
Eines der spektakulärsten Geschäfte der letzten Zeit waren aus BIMCO-Sicht einige VLCCs, die auf ihrer Jungfernfahrt Ölprodukte aus dem Fernen Osten nach Europa verschifften – »das tu den Ölproduktentankern weh, ist aber ein sicheres Zeichen für die schreckliche Lage am Rohöltanker-Markt«, so die Schlussfolgerung.
Verschrottung massiv aber nicht ausreichend
Die anhaltend schwierigen Marktbedingungen haben die Eigentümer zu tiefen Einschnitten in das Kapazitätsüberangebot veranlasst. BIMCO erwartet nun, dass 19 Mio. tdw an Rohöltankerkapazität verschrottet werden – gegenüber 13 Mio. tdw im Mai – und 2,5 Mio. tdw an Ölproduktentankerkapazität die Flotte verlassen werden, gegenüber 1,5 Mio. tdw im Mai.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 wurden 13,1 Mio. tdw an Rohöltankertonnage abgewrackt, was dem Niveau der letzten 40 Monate entspricht. Eine Trendwende scheint sich nun aber vollzogen zu haben, da im Juli nur ein VLCC verschrottet wurde und insgesamt nur wenig mehr als 1 Mio. tdw aus dem Markt genommen wurden. BIMCO erwartet eine Abkühlung der Abbruchaktivitäten im letzten Halbjahr 2018, da der Markt aufgrund der gestiegenen Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte etwas höhere Frachtraten liefern dürfte.
Obwohl die Schrottpreise derzeit hoch sind und bei der Verschrottung rund 17 Mio. $ an einen VLCC-Besitzer zurückfließen, ist dies nicht der entscheidende Faktor – es sind Frachtraten und Erträge.
Die Abkühlung des Abwrackinteresses bei den Ölproduktentankern trat einen Monat früher ein, und im Juni verließen keine Ölproduktentanker die Flotte. BIMCO geht davon aus, dass die Gesamtverschrottung von 2017 bald übertroffen wird und dass 2018 ein Sechsjahreshoch erreicht wird. In den ersten sieben Monaten verließen 1,8 Mio. tdw Ölproduktentanker die Flotte.
Das bisherige Flottenwachstum wurde durch die massive Verschrottung gedämpft. Die Rohöltankerflotte war Anfang August um 0,2 % kleiner als zu Jahresbeginn. Die Ölproduktentankerflotte ist in den ersten sieben Monaten des Jahres 2018 um 1,7 % gewachsen.
»Unsere Flottenwachstumsprognose für das Gesamtjahr 2018 liegt bei 0,8 % für den Rohölsektor und 2,4 % für den Erdölsektor. Bei den Ölproduktentankern sind die Angebotsaussichten besser; zudem war die Bestellung von Neubauten im Jahr 2018 recht niedrig – auf einem Niveau, das eine potenzielle Erholung des Marktes bei anziehender Nachfrage nicht ausgleicht«, so die BIMCO-Analysten. Die Zahlen von Anfang August belegten, dass sich das Flottenwachstum im vergangenen Jahr deutlich verlangsamt habe, so wachse der Rohöltanker-Sektor um 0,7%, der Ölproduktentankersektor um 0,8%.
Mit Scrubber lässt sich deutlich mehr verdienen
Eine kurzfristige Ratenerholung ist demnach nicht zu erwarten, da für die globale Raffinerieindustrie im September/Oktober – meist in den OECD-Ländern (vor allem USA, Europa, Japan und Südkorea) und Russland – die Anlagen repariert und auf die Winterspezifikationen der raffinierten Ölprodukte vorbereitet werden.
BIMCO sieht anekdotische Beweise dafür, dass es eine signifikante Aufpreise für langfristige Zeitcharter für Öltanker mit einem Scrubber an Bord erzielt werden können, verglichen mit ähnlichen Schiffen ohne Abgasreinigungssystem. Zwei VLCC-Neubauten, die mit Scrubbern ausgestattet sind, wurden nun für drei Jahre für 35.000 $ pro Tag verchartert, die Lieferung erfolgt 2019. Die Preise für Schiffe ohne Scrubber werden mit 24.000 $ pro Tag angegeben.
Aus Betreibersicht ist die Charter eines Schiffes mit einem an Bord installierten Scrubber eine Absicherung gegen steigende Bunkerkosten nach dem 1. Januar 2020. Aus der Sicht des Eigners bedeutet die Vercharterung eines Schiffes mit installiertem Scrubber einen signifikanten Aufschlag auf den T/C-Tarif, wodurch sich wiederum der Abgaswäscher bezahlt macht.