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Der Kreuzfahrtverband CLIA hat das jüngst von der Umweltschutzorganisation NABU veröffentlichte Ranking von Kreuzfahrtschiffen kritisiert. Einige Aussagen müssten richtig eingeordnet werden, da sie zu Fehlschlüssen und Missverständnissen führen könnten.

CLIA betont, dass der Eins[ds_preview]atz von Schweröl ohne entsprechende Filter u.a. in der Nord- und Ostsee und den angrenzenden Häfen verboten ist. Bereits seit 2015 nutzten Schiffe in diesen Gewässern und den angeschlossenen Häfen gemäß der Vorschrift kein Schweröl ohne den Einsatz entsprechender Filter. Konkret heiße dies: Kreuzfahrtschiffe, die Schweröl verwendeten, müssten gleichzeitig gesetzlich anerkannte Technologien einsetzen (sogenannten Abgasnachbehandlungssysteme), die die Schwefelemissionen auf das Niveau von schwefelarmen Dieselkraftstoff reduzieren. Bei diesem Verfahren würden gleichzeitig weitere Schadstoffe aus dem Abgas herausgefiltert. Alternativ müssten die Schiffe andere Kraftstoffe verwenden, wie Marinediesel oder Flüssiggas (LNG, liquified natural gas). Die Einhaltung dieser Vorgabe würden die zuständigen Behörden regelmäßig prüfen, so der Kreuzfahrtverband. Bis heute sei kein Verstoß durch ein Kreuzfahrtschiff festgestellt worden. Die Behauptung, alle Kreuzfahrtschiffe würden Schweröl nutzen und dabei keine Filtersysteme einsetzen, sei damit falsch.

Auch beim Thema Schwefellimit stellte CLIA klar, das ein solches bereits beschlossen wurde. Ab dem 1. Januar 2020 seien nur noch Kraftstoffe zulässig, die maximal ein Siebtel des Schwefelgehalts von derzeit zulässigen enthielten. In Nord- und Ostsee sowie den Häfen gilt bekanntlich bereits seit dem 1. Januar 2015 eine Höchstgrenze von 0,1 % Schwefelanteil. Obwohl Kreuzfahrtschiffe weniger als 1 % der weltweiten Handelsflotte ausmachen, geht CLIA hier noch einen Schritt weiter und spricht sich für ein Mitführverbot von nicht zulässigen Kraftstoffen für Schiffe aus. Dieser verschärfte Standard würde die Einhaltung der neuen Regelung zusätzlich unterstützen.

Nach Erhebungen der CLIA sind bereits 111 der aktuell 253 Schiffe der weltweiten Flotte der CLIA-Mitglieder mit Abgasnachbehandlungssystemen ausgestattet (Stand August 2018). Mehrstufige Abgasreinigungssysteme reduzieren laut Angaben der Hersteller Schwefelemissionen um 99 %, Stickoxide um 95 % und Rußpartikel um 90 %. Der Großteil der 111 Schiffe wird wegen der Umweltschutzauflagen in der Nord- und Ostsee eingesetzt. Die Zahl der Schiffe mit Abgasnachbehandlungssystemen steigt: Vor etwa einem Jahr waren es 99 Einheiten. Der Fortschritt zeige, dass die Branche als Ganzes am Einsatz neuer Technologien arbeite, so CLIA. Neben den Abgasnachbehandlungssystemen kämen immer mehr Schiffe mit alternativen Antrieben auf den Markt. So wurde heute das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, das ausschließlich mit Flüssiggas betrieben wird, in Deutschland fertiggestellt.

Reedereien investieren in umweltschonende Techniken

Die Reedereien würden erheblich in neue Schiffe und Technologien investieren. Mehr als jeder vierte Euro, den die Schifffahrtsunternehmen allein im vergangenen Jahr in Europa ausgegeben hätten, sei auf den Schiffbau und die Instandhaltung der Kreuzfahrtschiffe entfallen. Dies entspriche 5,63 Mrd. €. Die Forderung des NABU, die Ausstattung der gesamten Kreuzfahrtflotte mit Umwelttechnologien stärker voranzutreiben, werde also bereits erfüllt.

Die Kreuzfahrtindustrie setzt sich auch für die Verringerung von Emissionen in den Hafenstädten ein. Und das, obwohl die Kreuzfahrt zum Beispiel nur etwa 1 % der Stickoxid-Emissionen im Stadtgebiet Hamburgs ausmacht. Dass der NABU hier von einer massiven Belastung durch die »zu hohen Luftschadstoffbelastungen durch die boomende Kreuzfahrtindustrie« spricht, beruht laut CLIA nicht auf den Tatsachen und verunsichert Verbraucher vielmehr. Hinzu käme, dass die Hansestadt aktuell der einzige Hafen in Europa sei, der eine Landstromversorgung für Kreuzfahrtschiffe anbiete. So würden die Emissionen durch Kreuzfahrtschiffe im Hafen noch weiter gesenkt. Auch in Kiel sei so etwas geplant.
»Klima- und Umweltschutz bleibt für CLIA und ihre Mitglieder eine Daueraufgabe«, betont der Verband. Das zeigten die Investitionen in die Schiffsausstattung und der ständige Dialog mit internationalen Seeschifffahrtsorganisationen.

Der NABU fordert immer wieder den Einsatz von Filtern für Feinstaub. Laut CLIA gibt es bislang weltweit jedoch keine einsatzreifen Filter für große Schiffsmotoren, die Ultrafeinstaub aus Abgasen herausfiltern könnten. Die Kreuzfahrtbranche gehe daher parallel verschiedene Wege: Einerseits arbeite man intensiv an der Entwicklung der Filtertechnologie und andererseits setze man vermehrt auf andere Brennstoffe für Schiffsmaschinen, etwa Flüssiggas (LNG). Die bereits verfügbaren und eingebauten Rußpartikelfilter für Partikelgrößen von PM 2,5 und PM 10 würden im Ranking ignoriert.

CLIA kritisiert Kreuzfahrtranking

Auch das Ranking als solches kritisiert die Kreuzfahrtverband: Ein wissenschaftlicher und nachvollziehbarer Ansatz sei beim Kreuzfahrtranking nicht zu erkennen. Dies zeige sich unter anderem daran, dass der NABU die Umwelttechnologien von Jahr zu Jahr unterschiedlich bewerte. »Wurde im vergangenen Jahr noch der Einsatz von Stickoxidkatalysatoren und die Nutzung von Landstrom mit nur 1,5 Punkten gewertet, sind es in diesem Jahr 2,5 Punkte. Die maximale Punktzahl beträgt aber nach wie vor 4 Punkte«, betont CLIA.

Auch hätten Messmethoden des NABU keine besondere Aussagekraft: Zum einen seien punktuelle Messungen von Emissionen hinter oder auf einem Schiff nicht vergleichbar mit den Durchschnittswerten, die von einer festen Messstation über einen Zeitraum von 24 Stunden oder länger gemessen werden, um wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen. Zum anderen würden die Messungen des NABU zum wiederholten Male mit einem laut Herstellerangaben nicht dazu geeigneten Handmessgerät vorgenommen. Dieses Gerät sei für saubere Innenräume hergestellt worden und liefere somit keine belastbaren Ergebnisse außerhalb von Innenräumen, stellt CLIA klar. Die strichprobenartigen Messungen des NABU auf freiem Feld seien daher wissenschaftlich nicht haltbar.