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Mit SEERAD entwickeln das Fraunhofer FHR, die FH Aachen und Raytheon Anschütz ein neues Seenotrettungs-Radar, das einzelne Personen oder kleine Boote im Wasser zuverlässig über große Distanzen orten kann und deutlich günstiger ist als bisherige Systeme.

In der Seenotrettung konnt[ds_preview]e sich vor allem wegen der hohen Kosten von teils mehr als 300 € pro Person bisher keines der kommerziell verfügbaren elektronischen Ortungs- und Funk-Systeme flächendeckend durchsetzen. Statt von jedem Besatzungsmitglied ständig mitgeführt zu werden, sind einzelne Geräte auf dem Schiff verteilt, die einer über Bord gegangenen Person hinterher geworfen werden können. Voraussetzung: Der Unfall wird direkt bemerkt. Selbst dann können Reaktionszeiten, lange Brems- und Umkehrwege und die unterschiedliche Drift von Person und Rettungsmittel das Wiederfinden unmöglich machen. Bei großen Containerschiffen mit wenig Besatzung verschärft sich die Lage, weil hier häufig viel zu spät, beim Schichtwechsel oder den Mahlzeiten, bemerkt wird, dass jemand fehlt.

SEERAD Fraunhofer
Quelle: Fraunhofer FHR

Im vom BMBF geförderten Projekt SEERAD entwickeln das Fraunhofer FHR, die FH Aachen und Raytheon Anschütz ein auf harmonischem Radar basierendes Seenotrettungs-System. Ein herkömmliches Schiffsradar kann nämlich kleine Objekte auf See mit zunehmendem Wellengang nur schlecht bis gar nicht erkennen, da sich deren Reflexionen kaum von denen der unebenen Wasseroberfläche unterscheiden. Deshalb setzen die Projektpartner auf scheckkartengroße Transponder (Tags), die – in Schwimmwesten, Rettungsmittel oder Wassersportausrüstung integriert – das Signal des Schiffsradars mit doppelter Frequenz zurückstrahlen. Eine Erweiterung künftiger Schiffsradare um ein harmonisches Radarmodul, das im S-Band sendet und zusätzlich bei doppelter Frequenz im C-Band empfängt, kann diese reflektierten Signale dann eindeutig registrieren und so ins Wasser gestürzte Personen zuverlässig orten.

Ziel: flächendeckendes Seenotrettungssystem

Die Reichweite des Systems werde bei bis zu 1 km mit rein passiven Reflektoren (ohne Batterie) bis hin zu deutlich mehr als 10 km mit aktiven, von einer durch Wasser aktivierbaren Batterie betriebenen Transpondern liegen, so die Entwickler. Diese Tags lassen sich demnach zu Preisen von unter 10 € pro Stück produzieren. Die kompakte Größe und der geringe Preis der Tags ermöglichten ihren massenhaften Einsatz, bei dem jeder an Bord ein solches Tag dauerhaft bei sich tragen könne, und damit ein flächendeckendes Seenotrettungssystem, heißt es.

Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR zeigt SEERAD vom am Gemeinschaftsstand der Fraunhofer-Allianz Verkehr (Halle B6, Stand 319) auf der SMM in Hamburg. Dort stellen sie auch ihre Arbeiten an einem neuen, ebenfalls im S-Band arbeitenden Schiffsradar mit elektronisch gesteuerter Gruppenantenne vor. Dieses soll deutlich mehr und kleinere Objekte bei hoher Genauigkeit erkennen und verfolgen können als die bisherigen mechanisch rotierenden Balkenantennen und ist dabei deutlich robuster. Neben den üblichen Navigationsaufgaben könne damit z.B. auch die Überwachung von Hafenanlagen, Küsten- und Flussabschnitten erfolgen und die Schifffahrt sicherer gemacht werden.