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Ähnlich wie die Reeder fährt auch die Hafenwirtschaft zunehmend einen umweltschonenderen Kurs. Somit wächst der Markt für elektrisch oder hybrid betriebene Umschlagwerkzeuge

Entsprechend bekommen die Hersteller immer häufiger Aufträge für die Lieferung von Umschlaggeräten, die mit einem Hybrid- oder Elektroantrieb ausgestattet sind[ds_preview]. Hier lässt sich ein klarer Trend ablesen. Der englische Hafen Dover am Ärmelkanal hat zwei Konecranes Gottwald Modell 5 Hafenmobilkrane erhalten. Sie wurden für das auf Kühlprodukte spezialisierte Dover Cargo Terminal angeschafft, das im ersten Quartal 2019 eröffnet werden soll.

Geräuscharmer Betrieb

Die diesel-elektrischen Hafenmobilkrane sollen in dem Mehrzweckterminal vor allem Container und Fruchtpalletten umschlagen. Sie sind mit Hybridtechnologie ausgestattet, was dem Hersteller zufolge für niedrige Verbrauchs- und Abgaswerte sorgt und einen geräuscharmen Betrieb ermöglicht. Die beiden Modell-5-Hafenmobilkrane in der G HMK 5506 Zwei-Seil-Variante bieten mit einer maximalen Tragfähigkeit von 125t einen Radius von bis zu 51m.

Auch Rotterdam, Europas größter Seehafen, setzt auf die umweltschonende Technik im Hafenbetrieb. Das Umschlagunternehmen European Bulk Services (EBS) hat kürzlich einen Konecranes Gottwald Modell 6 Hafenmobilkran in Betrieb genommen.

Mit dem diesel-elektrischen Vier-Seil-Greiferkran will EBS verschiedene Schüttgüter umschlagen. Für den öko-effizienteren Betrieb sei der Kran für die Nutzung von Strom aus dem Hafennetz vorbereitet, informiert Konecranes. Dadurch soll der Energieverbrauch reduziert und lokale Abgasemissionen vermieden werden.

Für erhöhte Leistungsfähigkeit und verbesserte Sicherheit beim Schüttgutumschlag wird das Umschlaggerät mit einer Reihe von Kranfahrerassistenzsystemen ausgerüstet, sagt Alexandras Stogianidis, Regional Sales Manager, Konecranes Port Solutions. Hierzu zählen die semi-automatisierte Punkt-zu-Punkt-Fahrt, eine Pendeldämpfung sowie eine Hubhöhen-, Drehwinkel- und Radiusbegrenzung. Zudem verfügt der Kran über eine Ladelukenkontrollfunktion zur Verbesserung des Lade-Managements. Weiter ist das Gerät mit einer eichfähigen Wiegeeinrichtung ausgestattet, mit der EBS während des Umschlagprozesses das Gewicht des Schüttguts für eine präzise Abrechnung der umgeschlagenen Menge bestimmen kann. Der Modell 6 Kran bietet eine maximale Traglast von 100t, eine Ausladung bis zu 51m und eine 50-t-Greiferkurve.

Elektrischer Portalkran

Liebherr hat seine Produktpalette an Hafenmobilkranen im April dieses Jahres mit dem neuen LPS 420 E erweitert. Es ist der erste rein elektrisch angetriebene Portalkran des Unternehmens. Er sei ein universeller Allrounder und für den Umschlag jeder Art von Ladung, vom Container über Schüttgut, Stückgut und Schwergut geeignet, so der Hersteller. Ausgestattet mit zwei Winden mit je einem leistungsstarken 190 kW Elektromotor bietet die Neuentwicklung eine maximale Tragfähigkeit von bis zu 124t. Alle Kranbewegungen wie Wipp-, Hub-, Schwenk- und Fahrbewegungen erfolgen mittels Elektromotoren.

Nach Auskunft von Liebherr ist der LPS 420 E speziell für Terminals mit einer Spannungsversorgung von 380 V bis 460 V optimiert. Dank des Aktiv-Frontend-Frequenzumrichters ließen sich Abweichungen in der Spannungsversorgung problemlos für einen sicheren und stabilen Betrieb kompensieren, heißt es.

Aufgrund der kritischen Bedingungen, wie beengte Platzverhältnisse und raue Umgebungsbedingungen, wurde ein in Eigenregie gefertigtes flüssigkeitsgekühltes Multi-Drive-Frequenzumrichtersystem implementiert. Ferner können Energiespeichereinheiten eingesetzt werden, um die Spitzenlast in der Kranhauptstromversorgung zu reduzieren und regenerative Energie innerhalb der Anlage zu nutzen. Die Einheit sorge für eine hohe Energiespeicherkapazität, die die Akkumulation und Bereitstellung von 200kW Leistung innerhalb von 15 Sekunden ermögliche, sagt der Hersteller.

Beim elektrisch angetriebenen Schüttgutumschlag würde der LPS 420 E mit einer Umschlagleistung von 1.200t pro Stunde neue Maßstäbe setzen. Mit einer maximalen Reichweite von bis zu 48m lassen sich laut Liebherr Schiffe bis zur Panamax-Klasse bedienen.

Die Wärme wird über Wärmetauscher abgeführt. Das vollständig geschlossene Flüssigkeitskühlsystem in Kombination mit dem Wärmetauscher ist auf der Drehbühne installiert. Dadurch sei kein Überdruckaggregat erforderlich, um das Eindringen von Staub in das Maschinenhaus zu verhindern.

Mit bis zu 30 Zyklen pro Stunde sei der LPS 240 E auch eine gute Lösung für den Containerumschlag, Schiffe bis zur Post-Panamax-Klasse lassen sich laden und löschen.

Zum Angebot-Pool von Sennebogen gehört der Hafenmobilkran 9300 E. Mit einem Arbeitsradius von 40m kann auch dieser Kran Schiffsgrößen bis zur Panamax-Klasse für den Schüttgutumschlag sowie Standard- und Feederschiffe im Containerumschlag bedienen. Die Traglast beim maximalen Arbeitsradius wird mit 31t angegeben, 90t beträgt sie bei ca. 20m Ausladung für den Schwerlast- und Stückgutumschlag. Für 90t sind auch die Drehhaken für den Betrieb von elektro-hydraulischen Greifern oder semi-/vollautomatischen Spreadern ausgelegt.

Der Kran ist mit einem dieselhydraulischen oder elektrohydraulischen Antrieb ausgestattet. Relativ neu ist die Skylift-Kabinenverstellung, die für mehr Komfort und Sicherheit sorgen soll.

Umschlagbagger sind bei Sennebogen ebenfalls elektrisch betrieben. Aufgrund geringer Energiekosten seien die Betriebskosten sehr niedrig, so der Hersteller, der in den deutlich längeren Serviceintervallen einen Vorteil gegenüber Dieselmotoren sieht. Kraftstoff ist nicht erforderlich, ferner gibt es keine Ölfilter oder Ölwechsel. Dadurch ließen sich Kosten sparen. Darüber hinaus arbeiteten die Motoren umweltfreundlich und emissionsfrei und erzeugten keine Abgase.

Emissionsfreier Elektrostapler

Auch der Flurförderfahrzeuge-Hersteller Hyster sucht nach Möglichkeiten, für die Stapler alternative und umweltfreundlichere Energiequellen zu nutzen. Hyster Europe entwickelt einen emissionsfreien Elektrostapler mit hoher Tragfähigkeit, der Häfen schon in naher Zukunft die Umstellung ihres gesamten Großstaplerfuhrparks auf Elektroantrieb ermöglichen könnte. In einem ersten Projekt arbeitet das Unternehmen derzeit an einem Stapler für das Handling beladener Container, der eine Tragfähigkeit von 52t bietet und mit einer Lithium-Ionen-Batterie betrieben wird. Er soll über eine gesamte Schicht dieselbe Leistung bereitstellen wie vergleichbare Hyster-Containerstapler mit Dieselmotor. »Durch einen modularen Ansatz und innovative Technologien wollen wir dem Kunden bei der Auswahl eines emissionsfreien Staplers maximale Flexibilität bieten, damit jeder die optimale Lösung findet«, erklärt Jan-Willem van den Brand, Director Big Truck Product Strategy & Solutions bei Hyster.

Die ersten lieferbaren Stapler würden ausschließlich mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet. In naher Zukunft, sobald die Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie weiter fortgeschritten sei, wolle man für diesen Stapler drei Optionen anbieten: den reinen Lithium-Ionen-Batteriebetrieb, eine Kombination aus einer kleinen Batterie und dem Nuvera-Brennstoffzellenmotor oder eine mittelgroße Batterie plus Brennstoffzellenmotor. Die am besten geeignete Option richtet sich dabei nach der jeweiligen Anwendung.