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Das Unternehmen PMA aus Leer bietet elektrische und elektronische Lösungen für Schiffe jeder Art. Durch frühzeitige Planung lassen sich Probleme vermeiden, sagen die Geschäftsführer Klaus Meyer und Enno Richerts im Gespräch mit der HANSA

Sie sind in verschiedenen maritimen Geschäftsfeldern in den Bereichen Elektronik und Elektrik tätig. Wie sind die Schwerpunkte gewichtet?

Klaus[ds_preview] Meyer: Der Schwerpunkt liegt im Neubausegment und hier vor allem bei Megayachten. Wir können aber sämtliche Schiffstypen bedienen. In der Vergangenheit waren dies unter anderem Kreuzfahrtschiffe, Spezialschiffe sowie konventionelle Einheiten.

Enno Richerts: Es werden verschiedene Aufgabenteilbereiche wie beispielsweise Beleuchtung, Automation oder nautische Anlagen von Werften angefragt. Wir sehen aber eine Tendenz in Richtung Generalunternehmer – ein Ansprechpartner, ein Verantwortlicher, der den gesamten Elektroteil ausführt. Dieser Verantwortung haben wir uns in der Vergangenheit schon erfolgreich gestellt und bieten solche Gesamtpakete ebenfalls an. Das reicht dann von der Konstruktion über Einkauf und Installation bis hin zur Übergabe an den Eigner. Hier sehen wir in Zukunft noch stärkeres Potenzial.

Wie haben sich Ihre Tätigkeitsfelder durch technische Entwicklungen verändert?

Meyer: Grundsätzlich ist jedes System technischen Neuerungen unterworfen. Ob Sicherheitsanlagen, Brückenpulte oder Beleuchtung: Alles ist heute miteinander vernetzt und wesentlich komplexer ausgeführt. Wo beispielsweise früher einzelne Schalter und Taster die Beleuchtung innerhalb eines Raumes steuerten, werden heute ganze Lichtszenen, die vorab programmiert wurden, mit Hilfe von Control Paneln aktiviert. Umso wichtiger ist eine exakte Planung im Vorfeld der Realisierung.

Richerts: Die heutige »smarte Zeit« geht auch am Schiffbau nicht vorbei. Doch auch hier haben wir nie den Fahrhebel – um in der Sprache des Maschinen Order Telegrafen zu sprechen – auf »Stopp« oder womöglich auf »Zurück« gestellt. Im Gegenteil, der Hebel ging gleich auf volle Fahrt voraus, ohne im Detail zu wissen, durch welches Fahrwasser wir da fahren würden. Damit wurde u.a. auch die Idee von der PMA System Control App geboren, die dann bereits ein Jahr später erfolgreich in einer damals einzigartigen dynamischen Außenbeleuchtungssteuerung eingesetzt wurde. Nach dem Motto »Control is just a finger tipp.«

Bei Neubauten lassen sich die Kabel als Gesamtsystem planen und aufeinander abstimmen. Wie schaffen Sie das?

Richerts: Auf Basis der in den Bauspezifikationen beschriebenen Anlagen und Systeme erfolgt die Entwurfsplanung. Das Know-how unserer Mitarbeiter ist hier ein großer Vorteil, sodass wir schon in dieser frühen Phase sagen können, welche Kabelmengen zu erwarten sind. Das sorgt für eine große Budget-Sicherheit bei uns aber auch bei den Kunden, die vorher wissen, welche Kosten auf sie zukommen. Das Einziehen der Kabel übernehmen Installationsfirmen. Wir liefern mit unserem Know-how die Basis, also die Konstruktionsunterlagen, Kabelpläne, Kabeldaten und vieles mehr, damit an Bord alles problemlos installiert und angeklemmt werden kann.

Solche Kabel haben aber ein großes Gewicht, das Reeder gerne reduzieren.

Meyer: Richtig, deshalb wird eine permanente Optimierung angestrebt. Durch die exakte Planung mit unserer hauseigenen Software, die wir seit 2004 ständig weiterentwickeln, können wir erhebliche Kabelmengen und somit Gewicht einsparen.

Richerts: Über die Kabeltypen selbst lässt sich nur wenig Masse einsparen.

Auch bei der Beleuchtung hat sich einiges verändert. Welche Art von Leuchtmitteln wird nachgefragt?

Meyer: Die konventionelle Beleuchtung hat im Bereich Neubau kaum noch Relevanz. Heute werden nahezu sämtliche Leuchten in LED-Technik realisiert. Die Vorteile liegen neben ganz neuen Möglichkeiten im Design und Lichteffekten, bei längeren Lebensdauern, einer damit verbundenen Reduzierung des Serviceaufwands und einem geringeren Stromverbrauch.

Sie haben 2017 Ihren Standort von Weener nach Leer verlagert. Was waren die Gründe?

Meyer: Unsere räumlichen Kapazitäten in Weener waren schlicht erschöpft. Wir hatten Neubauentwürfe fertiggestellt, für die uns dort keine geeigneten Grundstücke zur Verfügung standen. In der Stadt Leer wurde uns dann ein Bestandsgebäude offeriert. Dieses hatte nahezu dieselben Ausmaße wie unsere Neubauentwürfe. Da die Stadt Leer seit jeher ein bedeutender Schifffahrtstandort ist, fiel die Entscheidung leicht. Wir haben das Gebäude komplett umgestaltet, sodass es unseren Anforderungen entspricht. Man könnte auch sagen, wir haben es aus der Vergangenheit in die Gegenwart überführt.

Haben sich Ihre Erwartungen denn bisher erfüllt?

Meyer: Ja, vollumfänglich, alleine schon hinsichtlich des zur Verfügung stehenden Raumes. Wir konnten nun endlich das benötigte zusätzliche Personal einstellen. Zudem ist unser Gebäude jetzt auf dem aktuellen Stand der Technik. Selbstverständlich haben wir auch unsere eigenen Produkte im Gebäude integriert. Beispielsweise haben wir alle aktuellen Dimmeranlagen realisiert und sind so in der Lage, deren Funktionen live unseren Kunden zeigen zu können. Auch haben alle Mitarbeiter mehr Raum und Arbeitsplätze, die nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgestattet sind.

Wie hat sich die Auftragslage entwickelt, sind Sie gut ausgelastet?

Meyer: Zum Klagen gäbe es ja immer etwas … Aber wir blicken zuversichtlich in die Zukunft und sind für die nächsten zwei bis zweieinhalb Jahre zufriedenstellend ausgelastet.

Planen Sie Expansionen oder die Einstellung neuer Mitarbeiter?

Meyer: Wir wollen organisch aus uns heraus wachsen. Dies beinhaltet auch Personalaufstockungen. Anstehende Projekte innerhalb unseres Hauses gibt es viele. Ein Beispiel ist die Entwicklung und Anschaffung eines eigenen Prüf-/Testfeldes. Dabei wollen wir kein zertifiziertes Labor errichten, aber uns so aufstellen, dass wir unsere eigenen Mindestanforderungen an die Qualität der von uns eingesetzten Produkte überprüfen können.

Welchen Stellenwert hat das Thema Ausbildung bei Ihnen? Haben Sie Schwierigkeiten, qualitativ gut ausgebildete Nachwuchskräfte zu finden?

Richerts: Für unseren Berufszweig gibt es keine Ausbildung. Es gäbe zwar technische Zeichner, die komplexe Zeichnungen erstellen könnten, aber das für uns notwendige elektrotechnische Wissen und das Verständnis dafür, wurde naturgemäß nicht ausgebildet. Daher greifen wir gerne auf Elektroniker / Elektriker zurück und bringen Ihnen das Zeichnen und Konstruieren auf Basis gängiger Softwareprodukte hausintern bei. Uns ist es bisher immer wieder gelungen, kürzlich ausgebildete Fachkräfte aus dem Bereich Elektrotechnik und Elektronik für unsere Branche zu begeistern. Im Nachgang erfolgt dann die maritime Weiterbildung in unserem Hause, welche durchaus nochmals zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen kann.

Meyer: Der Mangel an zur Verfügung stehenden Fachkräften geht auch an uns nicht vorbei. Wir merken ebenfalls, dass es zusehends schwieriger wird, junge gut ausgebildete Leute mit der richtigen persönlichen Einstellung und Leidenschaft zu gewinnen.


Interview: Thomas Wägener