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Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) baut ein Schiffsabgas-Messnetz in Nord- und Ostsee auf. Die erste BSH-eigene Messstation steht auf dem Gelände von bremenports in Bremerhaven und wird gemeinsam mit der Hafenmanagementgesellschaft bremenports betrieben.

Scho[ds_preview]n seit dem 1. Januar 2015 gilt in den Schwefelemissions-Überwachungsgebieten (SECA) auf Nord- und Ostsee ein Grenzwert von 0,10 % für den Schwefelgehalt in Schiffskraftstoffen (gemäß Anlage VI des MARPOL-Übereinkommens). Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) hat im vergangenen Jahr beschlossen, dass der Grenzwert außerhalb von SECA ab 1. Januar 2020 weltweit von jetzt 3,5 % auf dann 0,50 % gesenkt wird.

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Abgasmessstation in Bremerhaven (Foto: BSH)

»Wer Grenzwerte setzt, muss deren Einhaltung kontrollieren«, betonte Monika Breuch-Moritz, die Präsidentin des BSH und maritime Botschafterin der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO für Deutschland. Daher startete das BSH im Jahr 2012 ein Forschungsprojekt zusammen mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Gemeinsam entwickelte man eine operationell einsetzbare Methode, mit der die Abgasfahnen vorbeifahrender Schiffe erfasst und analysiert werden können. Teil des Projektes war auch ein System, das mutmaßliche Überschreitungen des Schwefelgrenzwertes automatisch an zuständige Behörden meldet. 2014 nahm die Pilotstation in Wedel an der Elbe die Messungen auf. Die Station in Wedel und eine weitere Pilotstation in Göteborg/Schweden waren weltweit die ersten automatisiert arbeitenden Stationen für Schiffsabgasmessungen. Den Betrieb der Pilotstation Wedel hat das BSH von der Universität Bremen übernommen.

Nächste Station in Rostock

Die Station in Bremerhaven ist die erste ausschließlich vom BSH eingerichtete Messstation. In Kiel befindet sich eine weitere Station im Probebetrieb. In Rostock-Warnemünde wird ein Standort für eine weitere Station zurzeit gesucht. Das Messnetz soll ergänzt werden um eine mobile Station, die auf einem PKW-Anhänger installiert ist, und eine Station auf dem neuen BSH-Schiff »Atair«, das 2020 in Dienst gestellt werden soll. Die Einhaltung der Grenzwerte überprüfen Wasserschutzpolizei oder Hafenstaatkontrolle an Bord von eingelaufenen Schiffen. Die Messstationen des BSH liefern die für die Kontrollen erforderlichen Verdachtsmomente.

»Bereits mit Inkrafttreten der schärferen SECA-Grenzwerte für Schwefel in Schiffskraftstoffen am 1. Januar 2015 haben rund 98 % der von der Station erfassten Schiffe den Grenzwert eingehalten. Heute liegt der Anteil bei 99 %«, berichtete Breuch-Moritz. Seit der Verschärfung des Schwefelgrenzwertes nahmen die Emissionen von Schwefeloxiden aus Schiffsabgasen in den SECA um 50 bis 70 % ab. Inzwischen hat das BSH mehr als 15.000 Abgasfahnen analysiert.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Enak Ferlemann, betonte: »Dieses Messnetz ist unser Beitrag zu einem europäischen Netzwerk zur Messung von Schiffsemissionen. Gemeinsam mit der EMSA, der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs, entwickelt Deutschland jetzt eine europäische Datenbank. Damit sollen in Echtzeit alle Messergebnisse aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Finnland, den Niederlanden sowie Schweden erfasst und bereitgestellt werden.«