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Wird die Konkurrenz für den deutschen Marine-Schiffbauer ThyssenKrupp noch härter? Zumindest in Europa könnte das passieren, nachdem die Regierungen aus Frankreich und Italien jetzt eine Allianz der Staatskonzerne Fincantieri und Naval Group angekündigt haben.

Der staatliche Einf[ds_preview]luss auf neue Aufträge beziehungsweise die Beteiligungen von Regierungen an Werft-Unternehmen ist nicht nur in Asien ein intensiv diskutiertes Thema. Gerade im Marine-Segment sorgt derartige Verbindungen auch in Europa immer wieder für Diskussionen. So wurde der deutschen Regierung wiederholt vorgeworfen, sich bei neuen Aufträgen starr an europäisches Vergaberecht zu halten, während dies in anderen Ländern etwas weniger strikt gehandhabt werde.

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Eine der Marine-Werften des Fincantieri-Gruppe in Muggiano (Foto: Fincantieri)

Während in Deutschland also vor allem ThyssenKrupp Marine Systems, aber auch die Lürssen-Gruppe oder German Naval Yards privatwirtschaftlich aufgestellt sind, sind das bei den Nachbarn in Italien und Frankreich anders aus. Das wurde kürzlich auf dem 34. französisch-italienischen Gipfel in Lyon deutlich. Im Nachgang bestätigten Fincantieri und die Naval Group jetzt, dass die Regierungen die Absicht hätten, »die Schaffung einer effizienteren und wettbewerbsfähigeren europäischen Schiffbauindustrie zu erleichtern und ihre militärische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Marine zu verstärken, indem sie Gespräche im Hinblick auf die Gründung einer industriellen Allianz zwischen Fincantieri und der Naval Group einleitete«. ThyssenKrupp hatte jüngst allerdings ebenfalls eine grenzübergreifende Marine-Kooperation mit Norwegen vereinbart, beziehungsweise mit dem Kongsberg-Konzern, der zu über 50% in Besitz des Staates ist. Dabei soll es um die Entwicklung und den Bau von U-Booten gehen.

Fincantieri und Naval hätten seit diesem Zeitpunkt intensiv daran gearbeitet und den zuständigen französischen und italienischen Ministern ihren Vorschlag für eine solche Allianz vorgelegt, der ein Industrieprojekt und den geplanten Fahrplan umfasst, zusammen mit einer Beschreibung der wichtigsten Initiativen, die sie rasch auf den Weg bringen wollen, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Statement.

Angesichts der angekündigten Unterstützung sei man nun bereit, »die Allianz konkret ins Leben zu rufen, insbesondere mit dem Ziel, die Bedingungen für die Gründung eines 50/50-Jointventures festzulegen« – als erstes Schritt für eine echte Allianz.

Beabsichtigt sind:

  • Gemeinsame Vorbereitung von Angeboten für binationale Programme und den Exportmarkt;
  • Förderung einer effizienteren Angebotspolitik (Cross-Sourcing, bestes Preis-Leistungs-Verhältnis, Skaleneffekt, etc.);
  • Gemeinsame Durchführung ausgewählter Forschungs- und Innovationsaktivitäten mit dem Ziel, den Kunden operative Überlegenheit zu verschaffen;
  • Förderung der gegenseitigen Befruchtung zwischen den beiden Unternehmen durch den Austausch von Testeinrichtungen/Tools und Expertennetzwerken
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Die »Riachuelo« aus der Scorpene-Serie wird in Brasilien gebaut (Foto: Naval Group)

Seit gestern haben Naval Group und Fincantieri bereits eine gemeinsame industrielle Zusammenarbeit vereinbart, um der französischen Marine vier Support-Schiffe zu liefern. Darüber hinaus beabsichtigen Naval Group und Fincantieri ab 2019 mit Unterstützung der beiden Verteidigungsministerien, ein gemeinsames Angebot für die ersten Studien zum Mid-Life Upgrade der französischen und italienischen Zerstörer der Horizont-Klasse mit einem gemeinsamen Combat Management System (CMS) vorzulegen.

»Ein Abkommen zwischen den Regierungen wäre erforderlich, um den Schutz der staatlichen Vermögenswerte, eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den französischen und italienischen Teams und die weitere Kohärenz der nationalen Hilfsprogramme zu gewährleisten, die einen Rahmen bieten und die Exportverkäufe unterstützen«, so die Schiffbauer weiter.

Langjährige Erfahrung

Fincantieri gehört mit 20 Werften auf vier Kontinenten zu den weltweit größten Schiffbaugruppen, spezialisiert vor allem auf Kreuzfahrt- und Marine-Aufträge. Zu den Kunden gehören die italienische und die US-Marine, sowie mehrere ausländische Marinen, und sie ist nach eigenen Angaben »Partner einiger der wichtigsten europäischen Verteidigungsunternehmen im Rahmen supranationaler Programme«. Die Naval Group entwickelt, produziert und wartet U-Boote und Überwasserschiffe. Darüber hinaus erbringt sie Dienstleistungen für Werften und Stützpunkte der Marine.