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Die französische Kreuzfahrtreederei und der Kapitän wurden mit einer Geldstrafe von 70.000 bzw. 30.000 $ belegt, weil sie Menschenleben gefährdet haten und nach einem Vorfall auf den abgelegenen neuseeländischen subantarktischen Inseln in eine Sperrzone eingedrungen waren.

Die fr[ds_preview]anzösische Reederei Ponant und der französische Kapitän Regis Daumesnil wurden heute vor dem Bezirksgericht Wellington, Neuseeland, verurteilt. Sie hatten sich schuldig bekannt, nachdem das Kreuzfahrtschiff »L‘Austral« am 9. Januar 2017 auf einen unbekannten Felsen auf den Snares Islands gelaufen war.

l austral ponant
Foto: Ponant

Sowohl die Behörde Maritime NZ als auch das Department of Conservation (DOC) erhoben Anklage gegen Captain Daumesnil, wobei das DOC auch die Verfolgung des Unternehmens übernahm. Gegen Captain Daumesnil wurden Anklagepunkte gemäß dem Seeverkehrsgesetz 1994 wegen unnötiger Gefahren oder Risiken für die Menschen an Bord sowie gegen Captain Daumesnil und das Unternehmen gemäß dem Resource Management Act 1991 wegen des Eindringens in eine 300 m lange Sperrzone um die Inseln erhoben.

Den Angaben zufolge hatte die Besatzung der »L‘Austral« unzureichende Passagepläne hatte und achtete nicht auf die Position des Schiffes in der Nähe von Gefahrenstellen. Als Ergebnis der Grundberührung wurde der Rumpf an drei Stellen aufgerissen. Anstatt nach Bluff, dem nächstgelegenen Hafen, zurückzukehren, entschied sich Kapitän Daumesnil, die Kreuzfahrt nach Plan zu den Aucklandinseln, die weitere 285 km südlich liegen, fortzusetzen. An Bord waren 356 Passagiere und Besatzungsmitglieder.

»Reines Glück«

Der Leiter des DOC Southern South Island, Aaron Fleming, sagt, es sei reines Glück gewesen, dass es nicht zu einer Umweltkatastrophe gekommen sei. »Die Snares Islands sind eines der Juwelen unseres Naturschutzgebietes und als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Das DOC erwartet von allen Besuchern, dass sie die geltenden Vorschriften zum Schutz und zur Erhaltung dieser unberührten Umwelt respektieren und einhalten. Sie sind ein einzigartiger, unberührter, aber äußerst sensibler Ort, der frei von Umweltverschmutzung und eingeschleppten Schädlingen und Raubtieren ist. Mehr als 5 Millionen Vögel, Seelöwen und Wale bringen hier ihre jungen zur Welt«, so Fleming.

Kapitän Daumesnil hatte laut Maritime NZ einen »unzureichenden Plan« für die Umrundung der Nordostinsel, »überhaupt keinen Plan« für das Liegen in Küstennähe bei Aufnahme von Booten, identifizierte keine Gefahrenbereiche und überwachte nicht, ob das Schiff in sicherem Wasser blieb. »Sein Schiff hat den Grund berührt, ist leckgeschlagen und alle an Bord waren gefährdet. Captain Daumesnil verschlimmerte die Situation, indem er weiter weg segelte, wo im Notfall keine Hilfe gegeben hätte«, so die Behörde.

Die Reederei Ponant wurde mit einer Geldstrafe von 70.000 $ und Captain Daumesnil mit einer Geldstrafe von 20.000 $ bestraft, jeweils unter dem Resource Management Act.

Bei der Verkündung der Schlusssätze berücksichtigte das Gericht die Schuldeingeständnisse der Angeklagten und andere persönliche Milderungsfaktoren – für Ponant gehörten dazu die bisherige Sicherheit und für Captain Daumesnil die beruflichen Folgen des Vorfalls. Daumesnil wurde zudem wegen zweier Anklagen nach dem Seeverkehrsgesetz mit einer Geldstrafe von je 5.000 $ belegt.

Das Gericht hat angeordnet, dass 90 % der nach dem Resource Management Act verhängten Geldbußen an das DOC als lokale Behörde für die Subantarktischen Inseln im Namen des Ministers für Naturschutz vergeben werden. Das DOC beabsichtigt, diese Mittel für die Planung seines Schädlingsbekämpfungsprojekts auf den Aucklandinseln zu verwenden.

Hintergrund

Die »L‘Austral« war am 9. Januar 2017 an den Snares Islands angekommen. An diesem Morgen wurden die Passagiere in kleinen Schlauchboote für Ausflüge vor der Ostküste der Nordostinsel abgesetzt. Um 12.45 Uhr kamen die Passagiere an Bord zurück und die »L‘Austral« fuhr zur South Bay, um zu entscheiden, ob an diesem Nachmittag weitere Ausflüge unternommen werden könnten. Bei der Ankunft in der South Bay wurde entschieden, dass aufgrund des schlechten Wetters keine weiteren Passagierausflüge stattfinden würden.

Die Bergung der aufblasbaren Boote begann und Kapitän Daumesnil erlaubte dem Schiff, unter manueller Kontrolle zu treiben und in die Sperrzone zu gelangen, die 162 m vom Ufer entfernt liegt. Gegen 15.08 Uhr traf das Heck der »L‘Austral« auf einem unbekannten Felsen 220 m vom Ufer entfernt. Die Überprüfung der Papierkarte, der elektronischen Kartenanzeige und der GPS-Positionen des Schiffes zeigte, dass das Schiff zum Zeitpunkt der Grundberührung gesteuert wurde, ohne einem Passageplan zu folgen.

Unmittelbar nach dem Ertönen der Alarme wurde angezeigt, dass Wasser in den Rumpf gelangt war. Captain Daumesnil ließ den Bereich isolieren und Kontrollieren. Es wurde bestätigt, dass kein Wasser in den Ölschlammtank, die Kraftstofftanks, den Maschinenraum oder andere Räume um den beschädigten Teil des Rumpfes gelangt war.