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Immer mehr auch nicht maritime Störfaktoren wirken auf die Schiffahrt. Laut einem Branchenbericht führender Stakeholder ist die Industrie nicht bereit, sich mit globalen Fragen zu befassen.

Hochrangige Interessenvertreter sind der Ansicht, dass die globale Schifffahrtsindustrie n[ds_preview]icht bereit ist, sich mit wichtigen Fragen zu befassen, die sie in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich betreffen werden. Dies geht aus dem Global Maritime Issues Monitor 2018 hervor, herausgegeben vom Global Maritime Forum, dem Versicherungsmakler und Risikoberater Marsh und der International Union of Marine Insurance (IUMI).

Der Branchenbericht Global Maritime Issues Monitor 2018 untersucht die Auswirkungen und die Wahrscheinlichkeit von 17 wichtigen Themen, die auf Untersuchungen aus über 50 Ländern basieren. Der Studie zufolge scheint die Schifffahrtsindustrie auf keines dieser Themen vorbereitet zu sein. »Besorgniserregenderweise wird dies durch die Tatsache verstärkt, dass die Themen, auf die die Branche am wenigsten vorbereitet ist, diejenigen sind, bei denen die potenziell größten Auswirkungen auf den Sektor zu erwarten sind«, heißt es.

»Der Unterschied zwischen einem Risiko und einer Chance besteht darin, wie schnell man es entdeckt. Der Issues Monitor zeigt, dass ein größeres Bewusstsein für die langfristigen Kräfte, die unsere Entscheidungsfindung prägen, erforderlich ist, und der Global Maritime Issues Monitor kann in dieser Perspektive als bescheidener Beitrag zu einem umfassenden Verständnis des aktuellen Sachverhalts angesehen werden«, sagt Peter Stokes, Vorsitzender der Stiftung Global Maritime Forum.

Die fünf Themen, auf die die Schifffahrtsindustrie offenbar am wenigsten vorbereitet ist, sind demnach Cyberangriffe und Datendiebstahl, eine Weltwirtschaftskrise, geopolitische Spannungen, Luftverschmutzung und Governance-Versagen.

Top Thema: Cyberangriffe und Datendiebstahl

Cyberangriffe und Datendiebstahl scheinen dem Bericht zufolge die Achillesferse der maritimen Industrie zu sein. Neben der Einstufung als das Top-Thema, auf das die Branche am wenigsten vorbereitet ist, glauben die Führungskräfte, dass ein solches Szenario die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit hat und in Bezug auf die Auswirkungen nur von einer globalen Wirtschaftskrise und Energiepreisschwankungen übertroffen wird.

»Neue digitale Technologien stellen herkömmliche Geschäftsmodelle in Frage und schaffen neue Möglichkeiten für die globale Schifffahrtsindustrie. Aber zusammen mit ihrer transformativen Kraft birgt diese Digitalisierung schnell wachsende Risiken wie Cyber-Angriffe und Datendiebstahl. Es ist beunruhigend, dass die Branche trotz der jüngsten hochkarätigen Angriffe das Cyber-Risiko nicht in den Griff bekommt. Durch einen strategischeren Ansatz sind Unternehmen besser positioniert, um diese Chancen zu nutzen und gleichzeitig ihre Mitarbeiter und Vermögenswerte vor digitalen Bedrohungen zu schützen«, sagt Marcus Baker, Chairman von Global Marine Practice bei Marsh.

Neben Cyberangriffen und Datendiebstahl dominieren wirtschaftliche Themen wie Weltwirtschaftskrise, Energiepreisschwankungen und sich ändernde Handelsmuster.

Digitalisierung: Keine Angst vor nicht-maritimen Störfaktoren

Den Ergebnissen der Studie zufolge scheint der zunehmende Einfluss von nicht maritimen Disruptoren die Schifffahrt »nachts nicht wach zu halten«. Sowohl in Bezug auf die Auswirkungen als auch auf die Wahrscheinlichkeit liegt das Thema in der Bewertung nur höher als 3D-Druck. Es ist auch das Thema, auf das sich die Schifffahrtsindustrie am wenigsten vorbereitet fühlt.

Dies spiegelt laut der Autoren nicht den wachsenden Einfluss datenbasierter Unternehmen und die zunehmende Macht der Daten in unserer Gesellschaft wider. Ob die Eintrittsbarrieren in die maritime Industrie einfach zu groß oder die Gewinnspannen zu niedrig sind, um neue Marktteilnehmer anzuziehen, oder ob die wichtigsten Interessengruppen der Schifffahrt nicht ausreichend über die damit verbundenen potenziellen Risiken informiert sind, bleibe eine offene Frage.

Dekarbonisierung: Keine schnelle Lösung in Sicht

Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist eine große Herausforderung für die maritime Industrie, dazu bedarf es tragfähiger Alternativen zu traditionellen Kraftstoffen und Antriebstechnologien. Im Bericht werden nicht-fossile Kraftstoffe und alternative Antriebstechnologien – beides mögliche Wege zu emissionsfreien Schiffen – als weniger bedeutsam in Bezug auf Auswirkungen und Wahrscheinlichkeit in den nächsten zehn Jahren angesehen. Dies wird auch durch das niedrige Ranking der von der Branche wahrgenommenen Bereitschaft für beide Themen bestätigt.

»Die Entwicklung nichtfossiler Kraftstoffe und alternativer Antriebstechnologien ist eine Voraussetzung dafür, dass die Schifffahrtsindustrie bis 2050 eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 50 % erreichen wird, wie es in der ursprünglichen Klimaschutzstrategie der IMO heißt. Es ist eine der größten Herausforderungen der Branche und erfordert Innovation, Zusammenarbeit und Investitionen von allen Beteiligten«, sagt IUMI-Präsident Richard Turner.