Eine Schwester der ehemaligen »Japan Senator« (Quelle: HANSA-Archiv)
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Vom Bremer Vulkan gebaut, von der Norddeutschen Vermögen finanziert, für die Senator Lines gefahren. Die »Vasi Sun« hat eine ausgeprägte deutsche Schifffahrtsgeschichte, nach 28 Jahren endet sie jetzt in Bangladesch.

Die Zeiten, in denen selbst Containerfrachter verschrottet wurd[ds_preview]en, die noch nicht mal zehn Jahre alt waren, sind wieder vorbei. In der Hochphase der schweren Krise sahen sich die Reedereien – und Banken – zum Teil zu solchen drastischen Maßnahmen gezwungen. Eines der Beispiele, die für besonderes Aufsehen sorgten, war die »India Rickmers«. Ein sieben Jahre junges 4.250-TEU-Schiff, das zur Flotte der mittlerweile insolventen Rickmers-Gruppe gehörte und in Charter der ebenfalls insolventen koreanischen Linienreederei Hanjin fuhr.

Verschrottung, Scrap, Demolition, Recycling, BIMCO
(Photo: IMO)

Heute haben sich Angebot und Nachfrage für die weltweite Tonnagekapazität wieder deutlich angenähert. Laut dem Branchendienst Alphaliner waren zuletzt »nur noch« 2,6% der Flotte beschäftigungslos, 195 Schiffe mit zusammen 580.000 TEU. Der jüngste leichte Anstieg wird auf die »Chinese Golden Week« und die damit traditionell einhergehende geringere Nachfrage zurückgeführt. Zum Vergleich: Während der jahrelangen Krise war die Auflieger-Flotte zwischenzeitlich auf über 1,4 Mio. TEU bzw. über 10% geklettert.

Entsprechend hat sich auch das Alter derjenigen Schiffe wieder zurück entwickelt, die auf ihre letzte Reise geschickt werden. Doch angesichts anstehender umweltpolitischer Vorgaben und steigenden Effizienzansprüchen findet jedes Schiffsleben einmal ein Ende. Zum Beispiel nach über 28 Jahren bei der »Vasi Sun«.

Makler berichten vom Verkauf des 1.743-TEU-Frachters an Abbrecher in Bangladesh. Das 177 m lange, 27 m  breite und 10,5 m tiefgehende Schiff fuhr zuletzt für die in Singapur beheimatete Reederei Vasi Shipping. Die HANSA hat sich die Geschichte des Frachters etwas genauer angesehen und dabei ein Stück deutscher Schifffahrtstradition entdeckt.

Denn die »Vasi Sun« ist eine Einheit vom Typ »BV1800«, aus einer Neubau-Serie der ehemaligen Werft Bremer Vulkan. Das traditionsreiche Unternehmen mit großer Bedeutung für die Region war in den 1990er-Jahren trotz intensiver politischer Bemühungen in die Pleite geschlittert. Gebaut wurde es für die Reederei Senator Lines, damals eine Tochter des Bremer Vulkan, betrieben zunächst unter dem Namen »Japan Senator«.

Hanjin, Korea Line

Die Reederei gibt es mittlerweile ebenfalls nicht mehr. Nach finanziellen Schwierigkeiten hatte 1997 die südkoreanische Hanjin Shipping die Mehrheit an Senator übernommen, 2009 konnte man den Carrier schließlich nicht mehr retten. Der Geschäftsbetrieb wurde eingestellt, die restlichen Mitarbeiter von Hanjin übernommen. Interessanter Folgeaspekt: Auch die Reederei Hanjin ist verschwunden, die Pleite des Carriers hatte in den vergangenen Jahren für relativ große Erschütterungen in der weltweiten Containerschifffahrt gesorgt.

Davon betroffen war und ist auch das Finanzierungsunternehmen Norddeutsche Vermögen, es ist ebenfalls Teil der Geschichte der »Vasi Sun«. Das finanziell stark angeschlagene Unternehmen von Bernd Kortüm musste vor einiger Zeit mittels eines – von großer öffentlicher Aufmerksamkeit begleiteten – Schuldenschnitts von der HSH Nordbank gerettet werden. Letztlich half das nur bedingt: Zuletzt wurde die Tochter Norddeutsche Reederei H. Schuldt mit 46 Containerschiffen vom Shipmanager V Group übernommen.

Für die »Japan Senator« führte die Norddeutsche Vermögen einen Finanzierungsfonds »Schiffahrtsgesellschaft Duburg mbH & Co. KG«. Er wurde 1990 aufgelegt, der Kaufpreis lag bei 32,56 Mio. €, das Gesamtinvestitionsvolumen bei 38,66 Mio. €, aufgeteilt auf 19,63 Mio. € Eigen- und 18,15 Mio. € Fremdkapital. 2010 verkaufte man das Schiff.

Die »Vasi Sun« überlebte all diese verhängnisvollen Entwicklungen. Sie fuhr unter verschiedenen Namen, unter anderem als »Kota Perkasa«, »Duburg«, »Scio Sun« und zuletzt eben als »Vasi Sun«. 470 $ / ldt zahlte jetzt der Verschrotter. In Bangladesh wird das Schiff zerlegt. Damit endet die Geschichte der »Vasi Sun« – mitsamt ihrer ausgeprägten deutschen Note.