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Erneut wurde jetzt ein rund 35 Jahre altes Kreuzfahrtschiff zum Verschrotten verkauft, das noch bis vor ein paar Tagen erfolgreich am britischen Chartermarkt eingesetzt wurde.

Nun endet die Geschichte der »Marella Spirit« in den nächsten Tagen im indischen Alang. Das Problem bei[ds_preview] Schiffen aus dieser Bauzeit ist, dass sie sich zwar technisch und auch in den öffentlichen Bereichen in einem einwandfreien Zustand befinden, aber nur über eine sehr geringe Anzahl an Balkonkabinen verfügen – und danach fragt der Kreuzfahrtkunde zusehends. In absehbarer Zukunft werden somit unausweichlich noch mehrere bekannte Kreuzfahrtschiffe aus den 80er Jahren den Weg in Richtung Alteisen gehen.

Konnten Reeder bis vor ein paar Jahren ohne Probleme noch ältere Kreuzfahrtschiffe oder  umgebaute Fährschiffe, mit nur 8 m² großen Kabinen, zum Teil noch mit Doppelstockbetten ausgestattet, auf dem boomenden Markt an den Kunden bringen, gelten derartige Schiffe, ohne große Unterhaltungsmöglichkeiten aber vor allem ohne Balkonkabinen heute als fast unverkäuflich. Allein in diesem Jahr wurden schon zwei noch relativ junge und technisch intakte Schiffe aus den frühen 80er Jahren, die 1986 in Schweden erbaute »Henna« und die 1982 in Frankreich erbaute »Ocean Gala« an Abbrecher verkauft, da sich kein Käufer oder Charterer mehr fand.

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Foto: Eckardt

Jetzt traf es die 1983 im französischen St. Nazaire erbaute »Marella Spirit« der griechischen Louis Cruise Line. Diese war noch bis zum 30. 10. an den britischen Veranstalter Marella Cruises verchartert. Nach Abschluss der letzten 7-Nächte Kreuzfahrt am 28. Oktober in Barcelona wurde das Schiff anschließend an die griechischen Eigner übergeben, die den Cruiser zunächst nach Piräus verholten. Dort wurde nun bekannt, dass das 214 m lange Schiff, schon umbenannt in »Mare S«, in den nächsten Tagen Kurs auf Alang nehmen wird.

Schwester schwimmt noch

Gebaut wurde die »Marella Spirit« unter dem Namen »Nieuw Amsterdam« für die Holland America Line als seinerzeit erstes Kreuzfahrtschiff bei Chantiers de l‘Atlantique im französischen St. Nazaire, ein Jahr später folgte das Schwesterschiff, die »Noordam«. Sie verkehrt immer noch für Marella Cruises als »Marella Celebration«.

Im Jahr 1999 erfolgte ein Verkauf der »Nieuw Amsterdam« an die Reederei American Classic Cruises, die das Schiff als »Patriot« unter amerikanischer Flagge für Fahrten rund um Hawaii einsetzte. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sank die Buchungslage rapide, so dass die Reederei schon im Oktober 2001 Insolvenz anmelden musste. Das Schiff wurde dann im Frühjahr 2002 zunächst an Louis Cruise Line verchartert und in »Spirit« umbenannt.

Nach einer umfangreichen Werftzeit konnte Louis Cruise den Cruiser mit einer Vermessung von 33.930 BRZ und 627 Kabinen, davon nur 19 Balkonkabinen im Frühjahr 2003 an die britische Reederei Thomson Cruises, heute Marella Cruises, weiterverchartern. Unter dem Namen »Thomson Spirit« und seit Frühjahr 2018 als »Marella Spirit« verkehrte das Schiff in den Sommermonaten für ein englischsprachiges Publikum im Mittelmeer, in den Wintermonaten war es meist aufgelegt. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi wurde es zusammen mit zwei weiteren Kreuzfahrern als Hotelschiff verchartert.

Die griechische Louis Cruise verfügt mit dem Verkauf der »Marella Spirit« nun nur noch über die »Celestyal Olympia« (Baujahr 1982) und die seit 1980 in Fahrt befindliche, aber mehrfach umgebaute »Celestyal Crystal«, nachdem man im Sommer schon den 50 Jahre alten Veteran »Louis Aura« zum Abbruch verkauft hat und das zwischen 2016 und 2017 eingesetzte Charterschiff »Celestyal Nefeli«, an den Eigner zurückgegeben hat. (CE)