Die ersten zwölf Wochen des Wirtschaftsjahres 2018/19, das am 1. September 2018 begonnen hat, zeichnen nach Einschätzung von Analysten ein düsteres Bild.
Die Sojabohnenexporte der USA liegen um 43 % niedriger als im gleichen Zeitraum der letzten Saison. Von insgesamt 21 Mio. t bi[ds_preview]s zum 23. November 2017 sanken sie auf 11,9 Mio. t bis zum 22. November 2018. Ein Verlust von 122 Panamax- (75.000 t) oder 183 Supramax (50.000 t) Ladungen.
»Die Nachfrage nach Tonnenkilometern ist weiter geschwächt, da nicht nur das Volumen der US-Sojabohnenexporte niedriger ist als im Vorjahr, sondern auch die zurückgelegten Entfernungen deutlich kürzer sind, da die neuen Ziele näher an den USA liegen als China«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst von BIMCO.
Der Verlust von 122 Panamax-Ladungen (alle Bestimmungsorte) macht die Auswirkungen der Änderung der Exportmuster der US-Sojabohnen auf die Trockenmassengutschifffahrt nicht ganz deutlich. Bis zum 23. November 2017 waren 71,3 % aller Sojabohnenexporte nach China geschickt worden, was 200 Panamax-Ladungen auf einem der längsten Trades der Welt entspricht. Bislang hat China in diesem Wirtschaftsjahr aber nur 2,8 % der Sojabohnenexporte der USA getätigt und damit die Tonnenkilometernachfrage der US-amerikanischen Sojabohnenexporte weiter belastet.
»Die schwachen Ergebnisse von Panamax- und Supramax-Bulkern in den letzten Wochen dürften auf die geringere Nachfrage nach Seetransporten von Sojabohnenexporten aus den USA im Vergleich zu den vorangegangenen Saisons zurückzuführen sein«, sagt Sand. Insbesondere Panamax- und Supramax-Schiffe seien betroffen, da sie auf die hohen Mengen an US-Sojabohnen angewiesen seien, die in der Regel zu diesem Zeitpunkt des Jahres nach China verschickt werden. Der Rückgang dieser Nachfrage war laut BICMO einer der Gründe für den fehlenden saisonalen Ergebnisaufschwung, der in den vorangegangenen Quartalen des vierten Quartals zu verzeichnen war. Das Panamax-Ergebnis sank von 14.385 $/Tag am 17. Oktober 2018 auf 10.996 $/Tag am 23. November 2018.
Zwei größte Importeure in Lateinamerika
Bislang haben in dieser Saison nur zwei Länder mehr als 1 Mio. t US-Sojabohnen importiert, ein Bruchteil des chinesischen Niveaus der vergangenen Saisons. Argentinien, das um diese Zeit im vergangenen Jahr keine US-Sojabohnen importiert hatte, zu einem der führenden Abnehmer mit 1,21 Mio. t entwickelt. Ein bemerkenswerter Anstieg, meint Sand, aber in keiner Weise genug, um den Verlust bei den Exporten nach China auszugleichen. Mexiko nimmt mit 1,18 Mio. t den zweiten Platz ein, was einer Steigerung um 21,6 % gegenüber der letzten Saison entspricht.
Trotz anekdotischer Beweise zeigten Daten aus dem USDA und gestützt durch brasilianische Zollstatistiken, dass die USA zwischen dem Saisonstart am 1. September 2018 und dem 22. November 2018 keine Sojabohnen nach Brasilien exportiert haben. Im Wirtschaftsjahr 2017/18 exportierten die USA nur 100 t hierher.
Verzögerte Reaktion
Obwohl der 25-prozentige Zoll auf chinesische Sojabohnenimporte aus den USA am 6. Juli 2018 eingeführt wurde, haben sich seine Auswirkungen erst seit Beginn des vierten Quartals wirklich bemerkbar gemacht. Im vergangenen Jahr fanden 55 % der US-Sojabohnenexporte nach China zwischen Oktober und Dezember statt.
Obwohl die US-Exporte nach China seit dem 1. September gegenüber dem gleichen Zeitraum der letzten Saison um 98 % zurückgegangen sind, sind die gesamten chinesischen Sojabohnenimporte im Zeitraum Januar 2018 bis Oktober 2018 nur um 0,5 % gesunken, was vor allem auf erhöhte Importe aus Brasilien zurückzuführen ist.
Die USA dominieren jedoch den Sojabohnenexportmarkt im letzten Quartal des Jahres, und BIMCO geht daher davon aus, dass die gesamten chinesischen Sojabohnenimporte niedriger ausfallen werden als im Vorjahr.
»Die Hoffnung auf eine Lösung des US-amerikanischen und chinesischen Handelskrieges vor Ende des Jahres ruht auf dem bevorstehenden G20-Gipfel, aber selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass alle Zölle sofort aufgehoben werden, kann der Handelskrieg langfristige Auswirkungen auf den Handel zwischen den beiden Nationen haben«, sagt Sand.
Das zeige sich unter anderem daran, dass China die Importe von US-Rohöl eingestellt hat, obwohl es nicht offiziell Teil des Handelskrieges ist. Die Zölle seien also nicht der einzige Faktor, der den Handel zwischen den beiden Nationen beeinträchtigt habe und wahrscheinlich auch weiterhin beeinträchtigen werde. »Wenn chinesische Landwirte beschließen, weniger Sojabohnen für die Ernährung ihrer Tiere zu nutzen, könnte die gesamte chinesische Nachfrage nach Sojabohnen dauerhaft reduziert werden, auch wenn die Zölle abgeschafft werden«, schließt Sand.