VSM Reinhard Lüken
VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken (Foto: VSM)
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In der Klima-Debatte sei in der Schifffahrt viel Zeit mit »absurden Diskussionen« verschwendet worden, sagt der VSM. Der Verband fordert von der Politik klare, einheitliche Vorgaben.

Andere Verkehrssektoren würden seit langem strengen Umweltvorschriften unterlieg[ds_preview]en, sagt Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). »Große Umbrüche erzeugen große Verunsicherung. Am Ende müssen Entscheidungen auch bei unsicheren Ausgangsfaktoren getroffen werden. Die wachsende Komplexität sind dabei Teil des Unternehmerrisikos«, schreibt der VSM-Chef in einem aktuellen Rundschreiben.

Als aktuelles Beispiel nennt Lüken die Diskussionen um Emissionen der Schifffahrt und den Einsatz alternativer Kraftstoffe. Jahrzehntelang sei als Kraftstoff für Schiffe nur das besonders billige Schweröl in Frage gekommen. Während Luftverschmutzung an Land, zum Beispiel im Straßenverkehr, schon ab den 80er Jahren mit hohem Aufwand adressiert wurden, blieben Schiffe lange unbeachtet.

Auf den aufgestauten Handlungsbedarf reagiere die Branche insgesamt recht zaghaft. »Als 2008 der Beschluss strengerer Grenzwerte für Schwefeloxidemissionen ab 2020 getroffen wurde, gingen kostbare Jahre mit absurden Diskussionen um eine Revidierung der Entscheidung verloren«, so Lüken.

Hersteller von Abgasreinigungsanlagen, die frühzeitig Lösungen angeboten hätten, hätten jahrelang keine Abnehmer gefunden. Nicht alle hätten diese Durststrecke überstanden. »Wenn die neuen Grenzwerte in gut zwölf Monaten in Kraft treten, wird vielen Schiffen keine andere Wahl bleiben, als teuren Marinediesel zu bunkern«, schreibt der Verbandschef.

»LNG-Förderprogramm setzt kaum Beschleunigungsimpulse«

Auch die Dauer der Arbeiten an der Neufassung des IGF-Codes (International Code of Safety for Ship Using Gases or Other Low-flashpoint Fuels), des grundlegenden IMO Regelwerks für den Gasbetrieb, kritisiert Lüken: »Viele Detailfragen, insbesondere zur Bebunkerung mit LNG, warten noch immer auf einheitliche Vorgaben. Auch das wohlgemeinte LNG-Förderprogramm des Bundes setzt in seiner jetzigen Form kaum Beschleunigungsimpulse«.

Zum Glück seien das erst die Vorstufen des großen Umbruchs. LNG löse das Problem der Luftverschmutzung, für den Abbau der Treibhausgasemissionen brauche es weitere, »deutlich entschlossenere« Schritte. »Die IMO-Ziele werden von manchen als überambitioniert, von anderen als bei weitem nicht ausreichend bewertet Auf jeden Fall darf das Thema nicht noch einmal auf die lange Bank geschoben werden. 2050 klingt weit weg. Aber bei einer Betriebsdauer von 30 Jahren hat die Konstruktion der 2050 in Betrieb befindlichen Flotte bereits begonnen!«, so Lüken.

»Die Zeit für bloße Worte läuft ab, wir brauchen konkrete Maßnahmen. Und dabei sind vor allem die Regierungen gefordert, denn Entscheidungen ohne Kenntnis des Handlungsrahmens können auch Unternehmen nicht fällen«, schließt der VSM-Hauptgeschäftsführer.