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Nach Korruptionsermittlungen und explodierenden Kosten stoppt das Verteidigungsministerium vorerst alle Zahlungen für die Sanierung des Schulschiffes »Gorch Fock«.

Das Verteidigungsministerium hat einen vorläufigen Zahlungsstopp für die Sanierung des Marine-Schulschiffes »Gorch F[ds_preview]ock« verhängt. Begründung: die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen eines vermuteten Korruptionsfalls und der mehrfach gestiegenen Gesamtkosten.

Der Korruptionsverdacht richtet sich gegen einen Mitarbeiter des Marinearsenals Wilhelmshaven, der Gelder von der Werft und von einer an der Sanierung beteiligten Firmen erhalten haben soll. Er hatte sich selbst angezeigt.

Mittlerweile wird die Reparatur des 1958 gebauten Dreimasters, die 2016 begonnen wurde, auf 135 Mio. € beziffert. Ursprünglich waren nur 10 Mio. € veranschlagt. Knapp 70 Mio. € sind bislang nach Angaben des Verteidigungsministeriums ausgegeben worden. Mit bescheidenem Ergebnis: Das Schiff ist nahezu im Rohzustand.

Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Kostenexplosion und dem Korruptionsfall habe man bislang nicht erkannt, heißt es. Dennoch hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen jetzt die Notbremse gezogen. Die Rüstungsabteilung habe den Auftrag, »alle bisherigen technischen Kostenprüfungen im Zusammenhang mit dem Projekt zu durchleuchten«, hieß es nach einem Krisengipfel. Erst danach werde es eine endgültige Entscheidung zur Zukunft der »Gorch Fock« geben.

Kritiker monieren mittlerweile, dass ein Neubau deutlich günstiger als eine Sanierung des betagten 90 m langen Dreimaster gewesen wäre. Zum Vergleich: Die mit 65 m Länge etwas kleinere Bark »Alexander von Humboldt« der Deutschen Stiftung Sail Training (DSST), gebaut in Bremerhaven und 2011 in Dienst gestellt, hatte als Neubau seinerzeit 15 Mio. € gekostet.