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In China entsteht für eine Hamburger Reederei ein neuer Heavy Cargo Deck Carrier. Die Entwickler vom Hamburger Ingenieurbüro HeavyLift@Sea mussten eine Reihe von Anforderungen umsetzen, die sich auf den ersten Blick gegenseitig ausschließen.

Kleiner Hafen, große Ladung, enge Wass[ds_preview]erwege: Der Heavy Cargo Deck Carrier zum Einsatz für Offshore-Windprojekte in der Nord- und Ostsee, der zurzeit auf einer chinesischen Werft gebaut wird, ist die Antwort auf vielfältige kundenspezifische Anforderungen an dieses Spezialschiff, die zunächst kaum vereinbar schienen. Die Lösung hat das maritime Hamburger Ingenieurbüro mit einem individuellen Basic Design für einen Heavy Cargo Deck Carrier vorgelegt.

Rendering DC 10000 HeavyLift@Sea Deck Carrier
Quelle: Heavylift@Sea

»Unser Kunde für dieses Projekt, eine Hamburger Reederei, die auf Offshore-Windprojekte spezialisiert ist, betreibt bereits einen Deck Carrier, der durch einen flexibleren, leistungsstärkeren Neubau ergänzt werden soll. Das Schiff wird zunächst in Nord- und Ostsee Windkraftkomponenten für Offshore-Windanlagen transportieren«, erläutert Hendrik Gröne, Geschäftsführer von HeavyLift@Sea. Dieses spezielle Einsatzgebiet und die Art der Beschäftigung des Spezialschiffes erforderten ein sehr anspruchsvolles, maßgeschneidertes Design.

Kleiner dänischer Hafen und NOK bestimmen Maße

Der Heavy Cargo Deck Carrier (DC 10000) wurde laut HeavyLift@Sea so konzipiert, dass er Schwergut und große Module ebenso transportieren kann wie solche Bauteile, die aufgrund ihres Gewichts oder ihrer Struktur – zum Beispiel fragile Stahlkonstruktionen für die Öl- und Gasindustrie – nicht mit einem Kran gehoben werden können, sondern auf das Ladedeck gerollt werden. Da sich unter den Häfen, die das Schiff anlaufen wird, auch ein sehr kleiner in Dänemark befindet, simulierte man diese Bedingungen in der dänischen Schiffbauversuch-Anstalt in Kopenhagen und bezog das Ergebnis in die Berechnungen des Entwurfes ein.

»Es gab eine Reihe von Anforderungen an dieses Schiff, die sich auf den ersten Blick gegenseitig ausschlossen«, berichtet Gröne. »Die erforderliche Ladedecksbreite musste mit einer Schiffsbreite in Einklang gebracht werden, die so gering wie möglich sein sollte, um diesen besonders kleinen dänischen Hafen anfahren zu können. Gleichzeitig musste für die Passage durch den Nord-Ostsee-Kanal berücksichtigt werden, dass das Deck nicht breiter als die Wasserlinie sein darf.«

Optimiert für Nord- und Ostsee, flexibel für weltweite Projekte

Das Ladedeck des neuen Decks Carriers verfügt über eine Fläche von 3.600 m² und ist damit im Verhältnis zum Gesamtmaß des Schiffes, das eine Länge von 148,50 m und eine Breite von 28 m besitzt, besonders groß dimensioniert. Das wurde unter anderem auch erreicht, indem die Aufbauten mit dem Deckshaus, das Platz für eine Crew von 21 Personen bietet, so kompakt wie möglich geplant wurden.

Eine weitere Besonderheit des Decks ist den Angaben zufolge seine hohe Belastbarkeit sowohl in der Flächenlast als auch in den Punkt- und Linienlasten. Das gewährleiste eine hohe Flexibilität beim Einsatz des Schwerguttransporters, der insgesamt über eine Tragfähigkeit von rund 10.000 Tonnen verfüge, heißt es.

»In den ersten Jahren wird der Deck Carrier Windkraftkomponenten in Nord- und Ostsee transportieren, und dafür haben wir ihn optimiert«, sagt Gröne. »Wir haben den Schiffsentwurf aber gleichzeitig auch so gestaltet, dass er dem Bedarf der Reederei nach weltweitem flexiblem Einsatz und maximaler Nutzung eines solchen Spezialschiffes nachkommt.« So werde der Schwerguttransporter auch für die Ausrüstung mit DP2 vorbereitet und sei dann für die Arbeit in hochkomplexen Offshore-Projekten weltweit geeignet.

Unübliche Aufteilung der Generatoren

Um den dieselelektrischen Antrieb auf die Schiffsgröße zu optimieren und eine maximale Manövrierfähigkeit zu erreichen, wurde eine unübliche Aufteilung der Generatoren unter dem Achterdeck vorgenommen. Das soll auch in einer hohen Energieeffizienz resultieren. Mit diesem Antrieb erreicht der Deck Carrier demnach eine Geschwindigkeit von rund 12 kn. Die aktuellen Umweltanforderungen übertreffe der Antrieb durch eine Abgasreinigung mittels SCR-Katalysatoren, heißt es.

Der Brennstart für den Heavy Cargo Deck Carrier mit dem Basic Design DC 10000 erfolgte Ende November 2018, die Ablieferung ist für Ende 2019 vorgesehen. Auf Anfrage wollten die Designer noch keine Angaben zur Werft und zum Auftraggeber machen. Währenddessen habe man bereits den Auftrag für das nächste Basic Design gewonnen: ein Spezialschiff für den Offshore-Wind-Einsatz.