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Marktforscher sehen kurzfristig erhebliche Überkapazitäten im Verkehr ex Fernost. Chartering-Makler hoffen trotzdem auf Nachfrageschub im Februar.

Der Auftakt am Chartermarkt für Containerschiffe löst dieses Jahr keine Begeisterung aus. Das Ratenniveau ist inzwischen unter Vorjah[ds_preview]resstand gefallen, und im Gegensatz zu Januar 2018 zeigt der Trend weiter nach unten, nicht nach oben. Der New ConTex schließt diese Woche 2,5% schwächer als vor Weihnachten, während der Howe Robinson Containership Index zur Wochenmitte um 0,5% gegenüber unter den Wert der vergangenen Woche rutschte.

Schlechte Stimmung herrscht auch im Feeder-Chartermarkt in Nordeuropa, wo die Spot-Charterraten laut dem CFix von Ernst Russ Shipbroker im Dezember um 1,8% nachgaben. Für moderne eisgängige 1.000-TEU-Schiffe gab der Markt auf rund 6.000 € pro Tag nach. Bei dem erhöhten Angebot von charterfreien Einheiten – mehr als ein Dutzend Containerschiffe sollen aktuell in Nordeuropa aufliegen – werde es den Reedern schwer fallen, die Raten kurzfristig wieder nach oben zu bringen, berichtete ein anderer deutscher Makler.

2,8 % Kapazität liegt auf

Laut Alphaliner belief sich das Volumen der unbeschäftigten Tonnage – Tramp- und Linienreederschiffe zusammengenommen – per Ende 2018 weltweit auf 628.000 TEZ bzw. 2,8% der weltweiten Flottenkapazität. Damit startet der Markt dieses Jahr mit einem großen Klotz am Bein. Damit die Charterraten wieder Auftrieb verspüren, muss die Auslastung der gesamten Flotte deutlich ansteigen. Dies müsste im Jahresverlauf auch geschehen, da der Zustrom von Schiffsneubauten etwas nachlässt und die Verschrottungsaktivität zunimmt. Das Verkehrswachstum sollte auf Basis aktueller Weltwirtschaftsprognosen grundsätzlich anhalten. So dürfte die Flottenkapazität dieses Jahr um 3.0-3,5% zunehmen, das Ladungsaufkommen hingegen um rund 4.0%.

Wie schnell sich Angebot und Nachfrage nach Containerschiffen wieder einpendeln, beurteilen Experten aber sehr unterschiedlich. Der Hamburger Makler Ernst Russ (Shipbroker) prognostiziert in seinem Maritme Overview-Report, dass der Chartermarkt schon ab Februar wieder »volle Zugkraft« verspüren werde. Da Chinesisch Neujahr wieder sehr früh fällt (5. Februar), sei in der Folge auch mit einer schnellen Belebung zu rechnen.

Als gutes Vorzeichen für den Markt wertet der Makler die schon seit Wochen recht hohe Nachfrage nach großen Postpanamax-Schiffen, die ein relativ kleines Segment im Chartermarkt darstellen. Zudem verweist Ernst Russ Shipbroker auf die wieder zunehmende Verschrottungsaktvität seit Jahresende. So könnte sich die zu verschrottenden Kapazität dieses Jahr auf rund 200.000 TEU verdoppeln.

Dänen skeptisch

Skeptischer beurteilt Maersk Broker die Aussichten. Wegen der Unsicherheiten über den Verlauf des Handelskonflikts zwischen den USA und China, den Brexit sowie die Ölpreisentwicklung dürfte der Containerverkehr im ersten Halbjahr gedämpft bleiben. »Deshalb erwarten wir eine flache Entwicklung in den ersten zwei Quartalen mit Aufwärtspotenzial für die Charterraten ab dem Frühsommer, vor allem für Panamax- und Postpanamax-Tonnage«, so Maersk Broker in einem aktuellen Marktreport.

Bezogen auf den Container-Frachtenmarkt sieht die dänische Beratungsfirma Sea-Intelligence in den kommenden zwei bis drei Monaten keine Besserung. Im Gegenteil: Auf den Hauptrouten von Fernost nach Nordamerika sowie nach Nordamerika baue sich eine noch größere Überkapazität auf. Basierend auf den verfügbaren Fahrplänen der Carrier warnt Sea-Intelligence vor Kapazitätssteigerungen von jeweils rund 12% auf beiden Routen, denen wohl kaum entsprechende Ladungszuwächse gegenüberstehen. Grund für den Anstieg sei die Indienststellung von frisch abgelieferten ultragroßen Containerschiffen.

Keine gute Woche für Tanker und Bulker

In der Dry-Bulk- und der Tankerfahrt zeigte die Entwicklung am Spotmarkt diese Woche gleichermaßen nach unten. Der Baltic Dry Index sank im Wochenverlauf um 91 auf 1169 Punkte, der Dirty Tanker Index um 69 auf 999 Zähler. Größte Verlierer im Trockenfrachtsegment waren Panamax- und Supramax-Bulker mit Einbußen von 14% und 12% im Zeitcharter-Trip-Geschäft auf nur noch 9.145 und 9.596 $/Tag.

In der Rohöltankerfahrt verzeichneten VLCC bei stark gesunkener Nachfrage im Mittelostgolf einen Rückgang des Ertragsniveaus um 15% azf rund 34.000 $/Tag, während sich Aframaxe bei nachlassender Aktivität in Nordeuropa um gut 17% auf durchschnittlich 32.700 $/Tag verschlechterten. Die Suezmaxe konnten den Verlust dank eines erhöhten Ladungsaufkommens vor allem im Schwarzen Meer auf 3% beschränken und fuhren im Durchschnitt weltweit noch über 38.000 $/Tag ein. (mph)