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Die Piraterie in Asien bleibt eine große Gefahr für die Schifffahrt. Allerdings scheinen die Maßnahmen der Küstenstaaten einige Wirkungstreffer zu erzeugen.

[ds_preview]Zwischen Januar und Dezember 2018 wurden in asiatischen Gewässern insgesamt 76 Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen verzeichnet, meldete jetzt das zwischenstaatliche Kooperationsprogramm ReCAAP (Regional Cooperation Agreement on Combating Piracy and Armed Robbery against Ships in Asia). 14 davon waren sogar »lediglich« Versuche.

Die jetzt vorgelegte Bilanz bedeutet insofern einen Erfolg, als es einen Rückgang um 25% gegenüber 2017 gab. Laut dem ReCAAP ist es zudem die geringste Anzahl von Vorfällen seit Beginn der Aufzeichnungen des Projekts im Jahr 2007. Bemerkenswert ist außerdem, dass nur vier der 76 Vorfälle tatsächlich als Piraterie eingestuft wurden, während 72 bewaffnete Raubüberfälle gegen Schiffe (»armed robbery«) – also vor allem in Hafen- und Küstengewässern – waren.

Daher sah sich ReCAAP-Chef Masafumi Kuroki zu einem Appell an die Regierungen der Region veranlasst: »Wir fordern die Strafverfolgungs- und Regulierungsbehörden sowie die Schifffahrtsindustrie auf, die Wachsamkeit und Zusammenarbeit fortzusetzen, die zu dem Rückgang geführt hat.« In Asien seien mehr als 90% der Vorfälle bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe, die in den Hoheitsgewässern der Küstenstaaten stattfinden. »Daher sind die Eigenverantwortung und die Bemühungen der Küstenstaaten bei der Abschreckung, Aufdeckung und Festnahme von Tätern von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die Wachsamkeit und die Präventivmaßnahmen an Bord«, sagte Kuroki.

Bei der Strafverfolgung hatten die Staaten einige Erfolge vermeldet, so konnten etwa in Bangladesch (Chittagong), Indien (vor Alang, Gujarat), den Philippinen (Manila), Indonesien (Pulau Batam) und Malaysia (Pulau Tinggi, Sarawak, und vor Tambisan, Sabah) Angreifer festgenommen werden.

Piracy, Duterte, Piraterie, Piraten

Als besonderer Erfolg gilt den Verantwortlichen, dass es einen Rückgang von Entführungen und Lösegelderpressungen in der Sulu-Celebes-See und in den Gewässern vor Ost-Sabah gab. Dafür war in den vergangenen Jahren unter anderem auch die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf verantwortlich, die Seeleute entführte und in einigen Fällen tötete. Den Angaben zufolge gab es in diesen Gebieten drei Vorfälle in 2018, verglichen mit sieben Vorfällen im Jahr 2017. Der umstrittene philippinische Präsident Rodrigo Duterte hatte den Terroristen öffentlichkeitswirksam den Kampf angesagt, »zur Not« auch mit dem Risiko, dass Seeleute zu Schaden kommen. »Was ist mit den Geiseln? Tötet auch sie. Sie sollten nicht dort sein, es gab Warnungen«, sagte der Präsident schon 2016.

Nicht überall gab es 2018 allerdings einen positiven Trend. Als »besorgniserregend« gelten die mehr als zehn Vorfälle in Häfen und Ankerplätzen von Chittagong und Samarinda, Indonesien. § Auch in Malaysia und Vietnam gab es leichte Zuwächse. »Trotz dem Rückgang der Zahl der Vorfälle in den Meeren von Sulu-Celebes und den Gewässern vor Ost-Sabah bleibt auch die Entführung der Besatzung wegen Lösegeldes eine ernsthafte Bedrohung in der Region«, so der ReCAAP-Bericht.

Analyse eines Jahrzehnts

Gleichzeitig zum Jahresbericht 2018 veröffentlichte ReCAAP auch eine Analyse der vergangenen 12 Jahre, seit also Daten erhoben werden. Zwischen 2007 und 2018 wurden die Daten von 1.560 Vorfällen von Piraterie und bewaffnetem Raubüberfall auf Schiffe in Asien gesammelt. Einige zentrale Merkmale wurden herausgearbeitet:

  • Die Mehrheit der Vorfälle betraf 4-6 Täter (34%) oder 1-3 Täter (24%).
  • Die am häufigsten verwendeten Waffen waren Messer/Maschinen/andere (z.B. Stange). Die Waffen wurden oft verwendet, um Festmacherseile zu trennen und Gegenstände auf dem Deck zu entfernen, wie z.B. Rettungsbojen, Feuerwehrschlauch, etc.
  • Bei mehr als 81% der Vorfälle hat die Besatzung keine Verletzungen erlitten
  • In 32% der Fälle wurde nichts gestohlen, weil die Täter entkommen sind, als sie von der Besatzung gesichtet wurden.
  • Die am häufigsten gestohlenen Gegenstände waren Gegenstände aus dem Schiffslager (z.B. Seile, Farbe, Schmieröl/Fett, etc.).
  • Es gab keine Anhaltspunkte dafür, dass bestimmte Schiffstypen ins Visier genommen wurden, aber 63 % der Vorfälle ereigneten sich an Bord von Tankern oder Massengutschiffen.
  • Die meisten Vorfälle ereigneten sich während der Dunkelheit