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Die deutsche Marine zieht sich teilweise aus der im Zuge der Flüchtlingskrise aufgesetzten Mittelmeermission »Sophia« zurück. Die deutschen Reeder fordern nun entschlossenes Handeln von der Politik.

Angesichts der Ankündigung Deutschlands, sich vorerst nicht mehr mit Marineschiff[ds_preview]en an der Mission zu beteiligen, hat der Verband Deutscher Reeder (VDR) die EU aufgefordert, eine Lösung des seit langem schwelenden Streits über den Umgang mit Bootsflüchtlingen zu finden.

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Ralf Nagel (Foto: VDR)

Verbandsgeschäftsführer Ralf Nagel »bedauerte« die Entscheidung der Bundesregierung außerordentlich. Es sei zwar verständlich, dass sich die deutsche Marine angesichts der Einsatzsituation fürs Erste zurückziehen will. »Wenn aber schon staatliche Schiffe nicht mehr retten, weil sie die Aufgenommenen nicht gesichert abgeben können, wie soll es dann Besatzungen und Schiffen der Handelsflotte gehen?«, so der ehemalige Politiker.

Jetzt müsse die EU endlich handeln. »Europa darf in einer menschlich und politisch so wichtigen Frage nicht gelähmt bleiben. Sonst kehren wir zurück zu den für Flüchtlinge wie Seeleute schlicht untragbaren Zuständen in früheren Jahren. Denn die lebensgefährliche Migration über das Mittelmeer hört ja nicht auf, bloß weil Europa sich streitet.«

Die seit dem Jahr 2015 ausgeweiteten Rettungsaktivitäten der EU und der nationalen Küstenwachen und Marineschiffe hatten die Situation für Handelsschiffe und ihre Besatzungen zuletzt entspannt – trotz der immer tieferen Gräben zwischen den Mitgliedstaaten, wenn es um die Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen geht. Sie waren nur noch selten direkt in Rettungseinsätze involviert. »Seitdem sich die europäischen Staaten auf derartige Operationen verständigt haben, wurde die deutsche Handelsschifffahrt deutlich entlastet, weil staatliche Schiffe in der Regel die Aufnahme der Flüchtlinge übernommen haben«, sagte Nagel. »Das schließt aber nicht aus, dass deutsche Reeder nach wie vor auch zu Rettungseinsätzen gerufen werden.«

Die Handelsschifffahrt sei selbstverständlich jetzt und in Zukunft dazu bereit, in Not befindlichen Menschen zu helfen. »Sie ist aber nicht Teil der politischen Lösung und darf es auch nicht werden«, betonte Nagel. Die europäische Staatengemeinschaft sollte keinesfalls erneut den Druck auf die Handelsschifffahrt erhöhen, indem sie sich einfach aus der Aufgabe zurückzieht. Für die Aufnahme von Dutzenden oder gar hunderten Menschen seien die Crews nicht ausgebildet und Frachtschiffe nicht ausgerüstet.