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2018 war kein leichtes Jahr für den Überseehandel. Strafzölle, Sanktionen und Import­beschränkungen in China wirkten sich dämpfend auf das Volumenwachstum aus. Die großen Seefrachtspeditionen schlugen sich trotzdem relativ erfolgreich, berichtet

Gemessen am Weltwirtschaftswachstum war 2018 kein glänzendes Jahr für den Weltcontainerverkehr. Während das Sozialprodukt nach Schätzung des IWF um 3,7[ds_preview]% zugelegt haben dürfte, liegen die Prognosen für das Verkehrswachstum in einer Bandbreite von 3-5% – wieder einmal kein überproportionales Wachstum, wie es in den alten Zeiten die Regel war. Mit der gebremsten Dynamik haben sich die großen Seefrachtspeditionen aber inzwischen arrangiert. Auch die relative Schwäche der Seefrachtraten und den Druck auf die Ertragsmargen pro Container in der ersten Jahreshälfte konnten die Logistiker offenbar durch Effizienzsteigerungen im Betrieb und im Rateneinkauf kompensieren. Die Zwischenergebnisse auf Basis der ersten neun Monate zeigen überwiegend eine stabile bis steigende Tendenz.

Beim Volumenwachstum sticht der Marktführer Kühne + Nagel (K+N) wieder einmal heraus: Fast 9% mehr Containerbuchungen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum nahm der Konzern in den ersten neun Monaten an und baute seinen Marktanteil damit erneut kräftig aus. Hohe Zuwächse verzeichnete das Unternehmen vor allem im Export aus Nordamerika sowie aus Asien heraus, häufig in Kombination mit neuen digitalen Angeboten für die Beschaffungslogistik wie der im Frühjahr live geschalteten Online-Plattform KN ESP. Die in Zusammenarbeit mit dem Softwareunternehmen GT Nexus entwickelte Lösung ermöglicht Kunden die elektronische Vernetzung mit vielen Lieferanten und Kunden auf einer einzigen Plattform. Beim operativen Ergebnis (EBIT) erreichte K+N eine neue Höchstmarke von 324Mio. CHF (326,6Mio. $), was einer Steigerung um gut 5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Eine Ruhepause beim Wachstum kann sich der Branchenprimus gar nicht leisten, da die Margen pro Container seit Jahren tendenziell sinken. Als einer der Spitzenreiter in puncto Produktivität bekommt der Konzern das deutlich zu spüren. Trotz erheblichen Kostensenkungen ging das Ergebnis (EBIT) pro TEU binnen zwei Jahren von 114 auf 92 CHF zurück. Dennoch stellt K+N mit seiner Profitabilität weiterhin eine Benchmark für die Speditionswelt dar. Das sogenannte »Conversion Ratio« – also das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag (Umsatz abzüglich Carrier-Kosten und Zollabgaben) – liegt für die Geschäftsbereiche See- und Luftfracht im bisherigen Jahresverlauf relativ stabil bei über 29%.

Für die nächsten Konkurrenten von K+N – gemessen am Volumen – war es bislang eher ein Jahr der Konsolidierung.

Fortschritte bei DHL und Schenker

So meldet DHL Global Forwarding für die ersten neun Monate ein Minus von 1,6% beim Ladungsvolumen, insgesamt wurden 2,40Mio. TEU abgefertigt. Trotz dem damit verbundenen Umsatzrückgang von 1,9% sowie negativer Währungseffekte sei das Bruttoergebnis der Seefrachtsparte stabil auf Vorjahresniveau geblieben, teilte DHL mit. Man habe sich »auf margenstarke Volumina« konzentriert und weniger attraktives Geschäft abgestoßen. Deutliche Verbesserungen im Luftfracht- wie auch im industriellen Projektgeschäft sorgten dafür, dass das EBIT spartenübergreifend bei DHL Global Forwarding klar um 61,5% auf 281Mio. € in die Höhe schoss.

Auch bei DB Schenker liegt der Fokus vor allem auf Umsatzoptimierung. Während das Volumen im ersten Halbjahr nur unterdurchschnittlich um 2,3% auf knapp 1,09Mio. TEU zulegte, kletterte das Betriebsergebnis (EBIT) im Geschäftsbereich Seefracht um 33% auf 28 Mio. €. Der Anstieg wird mit »Auslastungs-, Kosten- und Einkaufsratenoptimierungen« begründet. Mit Blick auf die Mengenentwicklung hebt die Speditionstochter der Deutschen Bahn Zuwächse im transpazifischen Verkehr sowie im Export aus dem Mittleren Osten hervor, während die Transportnachfrage auf Relationen zwischen Europa und Fernost relativ schwach gewesen sein soll. Laut den Markforschern von Hackett Associates und dem ISL hat sich das Wachstum der Exportverladungen in Nordeuropa in den ersten zehn Monaten 2018 deutlich auf nur 2,2% verlangsamt. Grund dafür sind u.a. Importbeschränkungen für Recycling-Material wie Altpapier und Plastik in China. Solche Lieferungen machten früher einen erheblichen Anteil der Ladung auf der Route von Europa nach Fernost aus.

Der Schweizer Logistiker Panalpina befindet sich mit seinen Seefrachtaktivitäten immer noch in rauer See. Die Buchungen sind seit Jahresanfang bis Ende September abermals um 2% geschrumpft, unterm Strich steht ein Verlust von -5,3Mio. CHF (EBIT) – fast so hoch wie im Vorjahr. Der Konzern, der nach wie vor intensiv mit dem Umbau der IT-Prozesse beschäftigt ist, sieht allerdings einen Silberstreif. So ist die Rohertragsmarge pro Container seit dem Vorjahr klar gestiegen. Im zweiten sowie im dritten Quartal kletterte das Ergebnis in der Seefracht bereits knapp über die schwarze Null. Bei den verbesserten Margen wäre anzunehmen, dass Panalpina jetzt dazu übergeht, sich Marktanteile zurückzuerobern und positive Skaleneffekte zu generieren. Wo die Reise für das Unternehmen hingeht, erscheint aber unklar, seit Verwaltungsratspräsident Peter Ulber offensichtlich unter dem Druck namhafter Minderheitsaktionäre seinen Rückzug auf der nächsten Generalversammlung Anfang Mai angekündigt hat. Ulber gilt als Vertreter der Ernst-Göhner-Stiftung, die mit einer Beteiligung von 46% die Geschicke von Panalpina maßgeblich bestimmt. Unzufriedene Aktionäre wie die schwedische Investmentgesellschaft Cevian fordern hingegen seit längerem die Entflechtung von Verantwortlichkeiten zwischen der Stiftung und Panalpina. Seit Ulbers Rücktrittsankündigung wird verstärkt darüber spekuliert, dass Panalpina zu einem Übernahmekandidat werden könnte. Das Investoreninteresse für Spedition und Logistik wird allgemein hoch eingeschätzt. Der US-Logistiker XPO Logistics kündigte im Frühjahr vollmundig an, dass er Milliarden für geplante Übernahmen mobilisieren werde. Mit der Schweizer Gesellschaft Ceva, die 2006 durch Zusammenschluss des Kontraktlogistikgeschäfts von TNT Express und der US-Spedition Eagle Global Logistics entstand, schaffte es dieses Jahr ein weiterer Player aus dem Sektor auf das Börsenparkett.

Ceva verbündet mit CMA CGM 

Wenig später erhielt die Firma ein Übernahmeangebot seitens des dänischen Wettbewerbers DSV, das noch von der Linienreederei CMA CGM übertrumpft wurde. Der Carrier strebt nun die Kontrolle bei Ceva an, will das Unternehmen aber als eigenständige Firma an der Börse erhalten. Mit einem Geschäftsvolumen von 581.000TEU in den ersten neun Monaten befindet sich Ceva noch außerhalb der Top 10 in der Seefrachtspedition. Wegen hoher Sonderbelastungen im Italien-Geschäft, IPO- und Refinanzierungskosten wies das Unternehmen in den ersten neun Monaten zudem einen beträchtlichen Verlust von 173Mio. $ aus. In einer Allianz mit CMA CGM, die u.a. die Übernahme der bestehenden Frachtmanagementaktivtäten der Franzosen und ein verstärktes »Cross-Selling« von CMA-CGM-Transporten und Ceva-Logistik umfassen soll, ist geplant, Rentabilität und Marktstellung von Ceva binnen drei Jahren stark auszubauen. In der Branche fragt man sich, ob dies der Beginn eines neuen Trends zur Verschmelzung von Schifffahrt und Logistik ist? Ansätze dazu hatte es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben. Mit dem Ausbau der eigenen Spedition Damco hatte Maersk in dieser Hinsicht Maßstäbe gesetzt – will CMA CGM das Modell kopieren?

Trotz der Abfuhr durch Ceva befindet sich der dänische Speditions- und Logistikkonzern DSV beim Ausbau des Geschäfts allein auf gutem Weg. Das Geschäftsvolumen in der Seefracht wuchs im Zeitraum von Januar bis September um 4% auf rund 1,09Mio. TEU an. In puncto Profitabilität hängen die Dänen selbst deutlich größere Wettbewerber ab. So stieg das operative Ergebnis für den Bereich Luft- und Seefracht zusammen in den ersten neun Monaten um rund 16% auf umgerechnet 426Mio. $.

Mit hohen Steigerungsraten sorgt auch die US-Spedition Expeditors mit Hauptsitz in Seattle für Aufsehen. Laut dem »Global Freight Forwarding«-Report der britischen Beratungsfirma Transport Intelligence disponierte die Firma 2017 ein Ladungsvolumen von 1,4Mio. TEU. Laut dem jüngsten Zwischenbericht erzielte Expeditors im dritten Quartal 2018 einen Mengenzuwachs von 8% gegenüber dem Vorjahr. Das Betriebsergebnis über alle Sparten schoss in den ersten neun Monaten um 16% auf fast 580Mio. $ hoch.