Print Friendly, PDF & Email

Nach der Übernahme von L’Orange durch Woodward will das fusionierte Unternehmen vor allem mit der Kombination aus Einspritztechnologie und Motorensteuerung punkten. Mit einem breiteren Portfolio wird auf größere Kundenähe gesetzt

Im April des vergangenen Jahres hatte das US-Unternehmen Woodward Inc. von Rolls Royce die L’Orange GmbH übernommen, den Stuttgarter[ds_preview] Spezialisten für Diesel-Einspritzsysteme. Das vereinte Unternehmen sieht sich mit dem erweiterten Portfolio gut für die Zukunft gerüstet. Als Signal an die Kunden wurden die beiden Firmennamen zu Woodward-L’Orange vereint.

Während sich Woodward als einen führenden Hersteller von Diesel-Einspritz- und Gassystemen, Steuerungskomponenten und Regelungssystemen für Industrie- und Transportanwendungen sieht, kommt L’Orange mit der Ausrichtung auf Einspritzsysteme für Großmotoren hinzu, vornehmlich in der Schifffahrt. »Die Woodward-Einspritzkomponenten ergänzen sich hervorragend mit denen von L’Orange«, sagt Chad Preiss, Präsident bei Woodward. Man könne den Kunden jetzt eine Motorsteuerung für alle Motorenvarianten – Diesel, Dual Fuel oder Gas – anbieten.

Der Integrationsprozess geht vorsichtig vonstatten. Dazu gehört auch, dass das L’Orange-Management die Geschäfte der künftigen Woodward-L’Orange weiterführen wird. Außerdem sollen die Schnittstellen zu den Kunden verbessert werden.

Zeichen stehen auf Wachstum

Denn durch die Übernahme wächst der gemeinsame Kreis der potenziellen Käufer der Komponenten beider Unternehmen. Man habe das Potenzial für weiteres Wachstum bei gleichzeitiger Hebung von Synergieeffekten gesehen und sich daher zur Übernahme des deutschen Motorenspezialisten entschlossen, sagt Preiss. Besondere Chancen sehen die Unternehmenschefs künftig in Komponenten für Gasmotoren. »Dual Fuel-Motoren sind heute die perfekte Lösung, um Schadstoffe und den CO2–Ausstoß deutlich zu reduzieren.«

Ein Ende des Dieselmotors sehen die Experten aber noch nicht gekommen. Zusammen mit einer modernen Abgasnachbehandlung (SCR) könnten die Emissionsvorgaben nach Tier III eingehalten werden. Das bleibe vermutlich zunächst die Standardlösung. Aber auch alternative Kraftstoffe wie Methanol könnten künftig eine stärkere Rolle bei der Einhaltung von Klimaschutzzielen spielen. Bekanntlich will die IMO bis 2050 die Emissionen von Schadstoffen auf den Meeren um 50% reduzieren.

Neben der reinen Motorentechnik setzt Woodward-L’Orange auf die Entwicklung und Lieferung einer effizienten Motorensteuerung, um Emissionen, Verbrauch und Diagnosefähigkeit optimal zu steuern. Dazu zählt auch eine Fernüberwachung, die helfen werde, Laufzeiten zu verlängern und Wartungszeiten zu verringern. Vielfach seien die nötigen Sensoren in die Anwendungen von L’Orange für Diesel- und Dual Fuel-Systeme bereits integriert.

»Die Digitalisierung ist die nächste Evolutionsstufe bei der Einspritztechnologie, sie wird die Life-Cycle-Kosten erheblich verringern«, sagt Andreas Lingens, Geschäftsführer von L’Orange. »Wir sind bereits seit drei Jahren mit Einspritzdrücken von 2.500 bar am Markt und haben intelligente Technologie an Bord.«

L’Orange war letztlich nach einer wechselvollen Geschichte mit wechselnden Eigentümern von Rolls-Royce Power Systems verkauft worden. Doch die Beziehung, die einst das erste Common-Rail-Einspritzsystem hervorbrachte, bleibt eng. Mit Rolls-Royce Power Systems wurde ein 15-jähriger Liefervertrag vereinbart. L’Orange beliefert unter anderem MTU Friedrichshafen und Bergen Engines.