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Nach der Einigung mit den Sparkassen beschleunigt die NordLB den geforderten Abbau der Altlasten in der Schiffsfinanzierung. Schiffe im Wert von 2,7 Mrd. € wurden an den US-Investor Cerberus verkauft.

Die Zukunft der NordLB scheint gesichert: Nachdem sich die Sparkassen bereit erklärt hatten, rund 1,2 Mrd. € an frischem Kapital aufzubringen, muss auch Niedersachsen als größter Gesellschafter (60%) tief in die Kasse greifen und die restlichen 2,5 Mrd. € übernehmen, darunter 1,5 Mrd. € in bar. Sachsen-Anhalt (6%) will dagegen kein Geld bereitstellen. In weiteren Gesprächen mit dem Dachverband der Sparkassen DSGV sollen die noch offenen Punkte »zügig« geklärt werden, heißt es in einer Erklärung.

Kredite für 263 Schiffe an Cerberus verkauft

Die beiden US-Investoren Cerberus und Centerbridge gehen dagegen leer aus. Sie hatten gemeinsam rund 600 Mio. € für eine 49%-Beteiligung geboten, dafür aber zusätzliche Länder-Sicherheiten gefordert. Allerdings kommt Cerberus, in einem Konsortium bereits Eigner der HSH Nordbank, beim Verkauf eines milliardenschweren Kreditportfolio zum Zuge. Dieses Portfolio umfasst 263 Schiffe mit einer NPL-Quote von rund 90% und einem nominellen Wert von 2,7 Mrd. €.

Dafür hatte es ein vertrauliches Bieterverfahren getrennt und unabhängig von einer Minderheitsbeteiligung an der NordLB gegeben. Über die Konditionen der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart, heißt es. Es entspricht einerseits exakt der Summe, die die beiden Länder aufzubringen haben. Sehr wahrscheinlich ist das Kreditpaket mit einem gehörigen Abschlag verkauft worden.

Neue Risikovorsorge nötig – Verlust angekündigt

Jedenfalls kündigt die Bank an, dass noch einmal eine zusätzliche Risikovorsorge in Höhe von 2,5 Mrd. € im Geschäftsjahr 2018 nötig wird. Denn weitere Transaktionen sollen noch folgen. Die Schiffsfinanzierung, die wegen der vielen »faulen« Kredite die missliche Lage überhaupt erst verursacht hatte, soll weiter drastisch abgeschmolzen werden.

Das sogenannte NPL-Portfolio (non-performing loans) werde bis Ende 2019 nahezu vollständig abgebaut, kündigte Vorstandschef Thomas Bürkle an. Mitte 2018 waren das 7,3 Mrd. €. Bislang hieß es, dass es auf 5 Mrd. € reduziert werden sollte. Nach dem Deal mit Cerberus stehen jetzt also weitere 4,6 Mrd. € an Schiffskrediten zum Verkauf.

NordLB, Portfolio
© NordLB / HANSA

Ausverkauf geht weiter

Es ist ein gewaltiger Aderlass: Seit Ende 2015 war das Schiffsfinanzierungsportfolio bereits von einst 19 Mrd. € um 8,2 Mrd. € auf zuletzt nur noch 10,8 Mrd. € reduziert worden (siehe Grafik). Wenn jetzt bis Ende dieses Jahres davon 7,3 Mrd. € folgen sollen, bleibt tatsächlich kaum noch etwas übrig. Zum Verkauf stehen mindestens zwei Pakete, soweit bekannt:

  • 42 MPP-Schiffe, über die mit der Hamburger Reederei Auerbach Schifffahrt derzeit »exklusiv« verhandelt wird sowie
  • ein weiteres Kredit-Portfolio namens »Tower Bridge« im Wert von rund 4 Mrd. €. Auch dafür sollen mehrere finale Angebote von US-Investoren vorliegen.

Durch die zusätzlich nötige Risikovorsorge werde sich der bereits zuvor angekündigte Bilanzverlust auf rund 2,7 Mrd. € nach Steuern erhöhen. Die Bankenaufsicht sei über ein temporäres Unterschreiten der erforderlichen Mindestkapitalquoten informiert worden. Ein konkreter Kapitalplan soll demnächst vorgelegt werden.

Schmerzhafter Stellenabbau geplant

Die Neuaufstellung der Landesbank wird laut den vereinbarten Eckpunkten durchaus schmerzhaft. Das Geldinstitut soll kleiner und regionaler werden, die Bilanzsumme von heute 155 Mrd. € auf höchstens noch 100 Mrd. € abgeschmolzen werden. Gleichzeitig soll die Zahl der derzeit 6.000 Mitarbeiter deutlich reduziert werden. Wie viele Stellen auf dem Spiel stehen, ist noch nicht geklärt.

NordLB, Verkauf, Bürkle
Thomas Bürkle (Foto: NordLB)

»Mit der konsequenten Befreiung der Bank von Belastungen aus dem Altgeschäft und einer nachhaltigen Stärkung der Kapitalbasis werden wir die NordLB als eine Bank mit internationalem Know-how und Marktzugang erhalten und stärken«, so Vorstandschef Bürkle.

Cerberus bleibt Profiteur der Krise

Der US-Investor Cerberus darf sich auch ohne Beteiligung an der NordLB als Gewinner der Krise in der deutschen Schiffsfinanzierung fühlen. Nach dem Kauf der HSH Nordbank (Kreditportfolio 5,2 Mrd. €) für den Preis von 1 Mrd. €, der Übernahme der HSH-Altlasten (Buchwert 4,2 Mrd. €) für nochmals 1 Mrd. € und der Übernahme des milliardenschweren Pakets von der NordLB hat sich der Fondsmanager jetzt eine gewaltige Schiffsflotte im Wert von nominell 12,1 Mrd. € gesichert.

Bei zuvor erlebten Abschlägen von bis zu 60% auf die zuletzt aktuellen Buchwerte dürfte Cerberus insgesamt wohl kaum mehr als 3 Mrd. € gezahlt haben. Dementsprechend attraktiv könnte für die Fonds-Manager daher – je nach Entwicklung der Charterraten und Schiffspreise  – die Verwertung dieser Portfolios werden. Dies hätte entsprechende Konsequenzen für vornehmlich deutsche Reeder. Zur eigenen Strategie hat Cerberus bislang allerdings nichts verlauten lassen.