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Die Studie über Munitionsreste in der Ostsee hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Unabhängig davon wird auch weiter westlich gesucht. Die deutsche Marine schickt jetzt eine Einheit in den Ärmelkanal.

Am Montag wird das Minenjagdboot »Homburg« seinen Heimathafen Kiel verlassen. D[ds_preview]as Boot aus dem 3. Minensuchgeschwader wird in den kommenden vier Wochen dem Ständigen NATO-Minenabwehrverband SNMCMG 1 (Standing NATO Mine Countermeasures Group 1) angehören und bei der Suche nach Munitionsaltlasten im Meer unterstützen.

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Das Minenjagdboot »Homburg« (Foto: Deutsche Marine)

Die »Homburg« stößt für das Manöver »HOD OPS« in französische Gewässer vor. Geschwaderkommandeur Fregattenkapitän Christian Meister sagte: »Was aus Kriegen und Konflikten der Vergangenheit im Wasser geblieben ist, bedroht bis heute die Schifffahrt. Wir wollen sichere Seewege, gerade vor unserer Haustür. Das ‘NA‘ in NATO steht für Nord-Atlantik – wenn die Boote also in den kommenden Wochen am westlichen Ausgang des Ärmelkanals operieren, zeigt das die Bedeutung, die wir der Landes- und Bündnisverteidigung beimessen. Mit den Kameraden der beiden deutschen Minenjäger weiß ich Profis am Werk, auf die ich mich genauso verlassen kann wie der dänische Kommandeur.« Mit der »Dillingen« und der »Homburg« befinden sich zwei Minenjagdboote der Deutschen Marine in dem NATO-Minenabwehrverband, der derzeit von einem dänischen Stabsoffizier geführt wird. Die »Dillingen« hatte am 21. Januar den Heimathafen verlassen und wird im Juni zurückerwartet.

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Für die Ostsee wurde eine umfangreiche Analyse der Munitionsaltlasten veröffentlicht (Foto: AWI)

Erst gestern war eine neue Studie zur Ostsee veröffentlicht worden. Auf dem Grund liegen nach wie vor große Mengen versenkter Munition als Hinterlassenschaft des zweiten Weltkriegs – teilweise nicht weit entfernt von der Küste. »Lässt man sie dort liegen und nimmt in Kauf, dass giftige Substanzen langsam austreten, oder birgt man die Munition und riskiert, dass die porösen Metallkörper dabei zerbrechen oder gar explodieren? Vor solchen Fragen stehen Verwaltung und Politik, wenn zum Beispiel ein neuer Windpark gebaut oder ein Seekabel verlegt werden soll«, heißt es seitens seitens des internationalen Forschungsprojekts »Daimon«, das Entscheidungshilfen entwickelt hat und jetzt im Thünen-Institut in Bremerhaven vorgestellt wurde.

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Für die Ostsee wurde eine umfangreiche Analyse der Munitionsaltlasten veröffentlicht (Foto: AWI)

Die Menge an konventioneller Munition und chemischer Kampfstoffe wird allein in deutschen Gewässern auf 300.000 t geschätzt. »Diese wurden nach dem Krieg entsorgt, ohne sich Gedanken zu machen, welche Konsequenzen dies für die Umwelt hat. Direkt vor den Toren Kiels zum Beispiel befindet sich das Munitionsversenkungsgebiet Kolberger Heide – ein Sperrgebiet, in dem rund 35.000 t Seeminen und Torpedos in maximal zwölf Meter Wassertiefe und in Sichtweite zum Strand liegen«, so das ebenfalls beteiligte Alfred-Wegener-Institut (AWI). Munition am Meeresgrund entwickelt auch noch Jahrzehnte nach der Versenkung eine gefährliche Wirkung, wie ein internationales Forscherteam jetzt herausfand.