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Nach ihrer Insolvenz hofft die Elsflether Werft darauf, die Sanierung des Marineschulschiffes »Gorch Fock« fortsetzen zu können. Denn darüber entscheidet sich ihre Zukunft.

Das Amtsgericht Nordenham hatte am gestrigen Mittwoch auf Antrag der Werft ein Insolvenzverfahrens in Eigen[ds_preview]verwaltung eröffnet und Hendrik Heerma zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er soll der Geschäftsführung bei der geplanten Neustrukturierung zur Seite stehen.

Seit dem 30. Januar hat Axel Birk die Leitung des Traditionsunternehmens übernommen. er will gemeinsam mit den 130 Werftmitarbeitern das Unternehmen neu ausrichten und die chaotische finanzielle Situation aufklären. »Die Elsflether Werft ist technisch leistungsfähig. Wir streben Verhandlungen mit der Bundesmarine an, um den Auftrag für das Segelschulschiff ›Gorch Fock‹ fortsetzen zu können«, sagte Brink. Dann könne der Werft ein Neuanfang gelingen.

Der Vorstand werde dabei von Tobias Brinkmann, einem Fachanwalt für Insolvenzrecht und Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner, unterstützt. Brinkmann wird gleichzeitig Generalbevollmächtigter der Elsflether Werft AG.

Die Auszahlung der ausstehenden Löhne und Gehälter an die Belegschaft der Elsflether Werft für die Monate Februar bis April 2019 sei gesichert. Diese werde über eine Insolvenzgeld-Vorfinanzierung erfolgen. Die Werft in der Wesermarsch macht mit rund 130 Mitarbeitern rund 80% ihres Umsatzes mit Aufträgen der Marine. Die »Gorch Fock«-Sanierung ist dabei das mit Abstand wichtigste Projekt.

Die wirtschaftlich prekäre Situation der Elsflether Werft sei durch Verfehlungen des alten Managements verursacht worden. Das Bundesverteidigungsministerium hatte bis zum verhängten Zahlungsstopp rund 69,5 Mio. € der inzwischen auf 135 Mio. € geschätzten Sanierungskosten für die »Gorch Fock« ausgezahlt.

Medienberichten zufolge wurden aber vom alten Vorstand etwa 20 Mio. € für »betriebsfremde Zwecke« abgezweigt statt sie an die Zulieferer der Werft auszuzahlen. So seien unter anderem Schürfrechte für eine Goldmine in der Mongolei erworben worden, heißt es in Medienberichten. Das Geld ist nach Informationen des Bundesverteidigungsministeriums in ein Geflecht von eigens gegründeten Tochterunternehmen der Werft abgeflossen. Dies habe zur Insolvenz der Werft geführt. Die vor drei Wochen eingesetzte neue Geschäftsführung bringe »sehr konstruktiv und professionell« Licht ins Dunkle, heißt es.

Gegen einen der beiden Ende Januar entlassenen Vorstände ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen des Verdachts der Untreue. Außerdem läuft ein Verfahren gegen einen Beamten des Marinearsenals in Wilhelmshaven, der für die »Gorch Fock« zuständig war und ein Darlehen in Höhe von 800.000 € von der Werft erhalten haben soll.

Die Kosten für die Sanierung des Dreimasters waren über die Jahre rasant in die Höhe geschnellt. Ursprünglich waren 10 Mio. € vorgesehen, inzwischen ist von bis zu 135 Mio. € die Rede.