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Die »Seute Deern«, einer der letzten verbliebenen Frachtsegler in Deutschland, ist bei einem Feuer schwer beschädigt worden.

Die Polizei will am heutigen Montag die Ermittlungen zur Brandursache aufnehmen. Am Freitag Abend war aus bislang noch ungeklärten Gründen ein Brand in der Kombüse ausgebrochen.

75 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Bremerhaven und Cuxhaven sowie vom Technischen Hilfswerk bekämpften das Feuer bis Sonnabend Morgen. Gäste des Restaurants an Bord und Personal konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Löscharbeiten waren laut Feuerwehr schwierig, weil das Feuer zwischen Außenhaut und Bordwand wütete.

Der Schaden ist immens. Die 1919 in den USA gebaute Bark ist seit 50 Jahren eine der Attraktionen in Bremerhaven und beherbergt ein gut gehendes Restaurant im ehemaligen Frachtraum.

Der Zustand des denkmalgeschützten Traditionsschiffes galt bereits zuvor als miserabel – für die dringend nötige Sanierung waren 34 Mio. € veranschlagt. Die nötige Summe dürfte sich nun deutlich erhöhen.

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© Deutsches Schifffahrtsmuseum

Der Zustand sei »ernst«, wird der Direktor des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven, Konrad Otten, zitiert. Die genaue Schadenhöhe stehe noch nicht fest. Fotos zeigen jedoch zahlreiche verkohlte Stellen auf dem Schiff. Außerdem musste die Feuerwehr mit Hilfe des Löschsystems »Cobra« mehrere Löcher in die Bordwand schneiden, um an die Feuernester heranzukommen. Dabei wird ein Wasserstrahls unter Hochdruck (250 bar) genutzt.

Seute Deern, Galionsfigur
© Joachim Kohler Bremen

Die »Seute Deern« hat eine bewegte Vergangenheit. Gebaut bei der Gulfport Shipyard im US-Bundesstaat Mississippi als Viermast-Gaffelschoner fuhr sie als Holztransporter in den USA und in der Ostsee. Im November 1938 erwarb der Hamburger Reeder John T. Essberger das Schiff und ließ es bei Blohm + Voss in Hamburg zu einer Bark mit Stahlrigg umbauen. Damals erhielt sie die auffällige Galionsfigur – die namengebende »Seute Deern«.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie in der Ostsee und angrenzenden Gewässern als frachtfahrendes Ausbildungsschiff eingesetzt. 1954 ging die »Seute Deern« für 40.000 Mark in die Niederlande als schwimmende Jugendherberge in Delfzijl, erst im Juni 1966 kam die Bark nach Bremerhaven und wurde 1972 Gründungsgeschenk der Stadt Bremerhaven für das Deutsche Schiffahrtsmuseum.

Immer wieder Zeit mussten umfangreiche Sanierungen vorgenommen werden, um die »Seute Deern« zu erhalten. Zuletzt wurde das Schiff Anfang des Jahrtausends gedockt. Derzeit ist der Rumpf leck. Das Schiff muss mit Hilfe von Pumpen schwimmfähig gehalten werden, die täglich bis zu 150.000 l Wasser aus dem Rumpf pumpen.