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Nach einigen Wochen mit vermehrten Attacken haben westafrikanische Piraten es nun wieder geschafft, ein Schiff zu entern und Seeleute zu verschleppen. Betroffen ist der Tanker »Histria Ivory«.

Der Angriff ereignete sich am Sonntagabend im Golf von Guinea 20 sm vor dem Hafens Lomé[ds_preview] in Togo. An Bord des Tankers von Histria Shipmanagement waren 21 rumänische Seeleute, drei wurden als Geiseln genommen, wie das rumänische Außenministerium nach einem Bericht des »Romania Journal« inzwischen bestätigt hat. Dort wurde ein Krisenstab eingerichtet.

Die »Histria Agata«
Die »Histria Agata« ist eine Schwester der jetzt attackierten »Histria Ivory«. (Foto: Wägener)

Der unter Malta-Flagge fahrende 40.000-tdw-Tanker war dem Vernehmen angegriffen worden, kurz nachdem er Lomé mit Kurs Liberia verlassen hatte. Die Piraten enterten die 12 Jahre  »Histria Ivory«, entführten drei Seeleute und gingen wieder von Bord. Die übrige Besatzung, die sich vor dem Entern in einen Sicherheitsraum retten konnte, steuerte das bei dem Angriff beschädigte Schiff zurück in den Hafen.

Der Golf von Guinea gilt mittlerweile als Hotspot der weltweiten Piraterie. Berichte von Angriffen in den Gewässern zwischen der Elfenbeinküste und dem Kongo haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt«, schreibt das International Maritime Bureau (IMB). So gehen auf das Konto der dortigen Piraten alle der weltweit sechs Schiffsentführungen, 13 der 18 beschossenen Schiffe, 130 der 141 Geiselnahmen und 78 der 83 entführten Seefahrer mit Lösegeldforderungen. Die Region verzeichnete einen signifikanten Anstieg von Gewalt im letzten Quartal 2018. Schiffe wurden von Piraten weit außerhalb der Hoheitsgewässer geentert. Die Besatzungen wurden entführt und nach Nigeria gebracht, wo sie festgehalten werden, um Lösegeldforderungen zu erpressen.

Serie von Angriffen?

Ineffiziente staatliche Strukturen, eine weit verbreitete Korruption und politische Instabilität machen eine effektive Bekämpfung äußert schwierig. Die Schifffahrtsorganisation Bimco hatte daher unlängst einen internationalen Marine-Einsatz gefordert. Ähnlich sieht man es beim IMB: »Es besteht dringender Bedarf an verstärkter Zusammenarbeit und Austausch von Informationen zwischen den Anrainerstaaten des Golfs von Guinea. Dies ist notwendig, damit wirksame Maßnahmen gegen Piraten ergriffen werden können – sowohl auf See als auch an Land, wo die Operationen der Piraten ihren Ursprung und ihr Ende haben«, sagte ein Sprecher.

Die »MSC Mandy« wurde 1993 bei der Bremer Vulkan Werft als »Bremen Senator« gebaut
Die »MSC Mandy« wurde 1993 bei der Bremer Vulkan Werft als »Bremen Senator« gebaut. © Wägener

Der jüngste Vorfall reiht sich in eine Serie von Attacken ein, die zuletzt aus dem Golf von Guinea gemeldet wurden. Laut dem IMB wurden innerhalb von 12 Stunden zwei Tanker etwa 70 sm vor dem nigerianischen Brass angegriffen. Die Piraten beschossen die Schiffe aus Skiffs heraus. Die Crew des ersten Ziels hatte sich verschanzt. Als ein Behördenschiff auf einen Alarm-Funkspruch reagierte, ließen die Piraten von ihrem Vorhaben ab. Im zweiten Fall war nigerianisches Sicherheitspersonal an Bord. Als es das Feuer der Piraten erwiderte, brachen diese ihren Angriff ab.

Im Januar war auch ein Containerschiff betroffen: Vor Benin war die »MSC Mandy« attackiert und einige Seeleute entführt worden. Ende vergangenen Jahres war zudem ein Döhle-Schiff von Piraten angegriffen worden. Elf entführte Crew-Mitglieder der »Pomerenia Sky« (2.500 TEU) waren erst nach acht Wochen wieder freigekommen.