Print Friendly, PDF & Email

Eine bessere Kommunikation und ein rechtzeitig verfügbares Boardingteam hätten die Strandung des Bulkers »Glory Amsterdam« im Oktober 2017 vor Langeoog verhindern können.

Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in ihrem mit Spannung erwarteten Ab[ds_preview]schlussbericht zur Havarie. Wichtigste Schlussfolgerung: Auch an der Nordsee sollte ein festes Bergungsteam stationiert werden.

Am 29. Oktober 2017 hatte sich die »Glory Amsterdam« während eines Sturms von ihrem Ankerplatz vor Helgoland losgerissen. Sie trieb rund zwölf Stunden über das Meer, mehrere Abschleppversuche scheiterten. Schließlich strandete das Schiff 2 km vor Langeoog auf einer Sandbank. Erst nachdem etwa 16.000 t Ballastwasser aus dem Schiff abgepumpt waren, konnte der Havarist ins tiefe Wasser gezogen und nach Wilhelmshaven geschleppt werden.

Notschlepper nicht als Behördenschiff erkennbar

Eine ganze Reihe von Problemen hätten zur Strandung geführt, schreibt die BSU. Die Schwierigkeiten hätten schon bei der Annäherung des Notfallschleppers »Nordic« begonnen. Die Besatzung der »Glory Amsterdam« habe nicht zweifelsfrei erkennen können, auf welcher rechtlicher Grundlage der Schlepper vor Ort agierte. Sie habe trotz aller Erklärungsversuche befürchtet, dass es sich um ein privates Bergungsschiff handelte. Auch die Ankündigung, ein Boardingteam abzusetzen, sei missverstanden worden. Die BSU-Experten empfehlen daher dringend, die vom Bund eingecharterten Schlepper äußerlich durch Farbanstrich und Beschriftung als Behördenschiffe erkennbar zu machen.

Boardingteam kam zu spät

Weil aufgrund sprachlicher Probleme eine Schleppverbindung nicht hergestellt werden konnte und auch der Versuch gescheitert war, das Boardingteam von der »Nordic« auf den Havaristen zu bringen, wurde entschieden, ein anderes Boardingteam per Hubschrauber auf dem Frachter abzusetzen. Dabei handelte es sich um das »Team Ostsee«, das erst am Nachmittag und damit viel zu spät eintraf. Zudem werden der Besatzung des Frachters seemännische Fehler vorgehalten.

Ministerium schafft zusätzliches Boardingteam

Erst sieben Stunden, nachdem die »Nordic« vor Ort eingetroffen war, konnte eine Schleppverbindung hergestellt werden – doch dann riss die Trosse. Die »Glory Amsterdam« trieb daher weiter Richtung Langeoog, wo sie schließlich strandete. »Wenn rechtzeitig ein Boardingteam an Bord des Havaristen für eine klare Kommunikation mit dem Notschlepper und dem Havariekommando gesorgt sowie bei der Herstellung der Schleppverbindung assistiert hätte, wäre es nicht zur Strandung gekommen«, heißt es in dem Bericht. Als Konsequenz aus der Empfehlung der BSU hat das Bundesverkehrsministerium am Flughafen Nordholz ein zusätzliches, landgestütztes Boardingteam stationiert.

Mangelnde Technik

Bemängelt wird im Abschlussbericht auch die mangelnde technische Ausstattung der Experten. So hätten die Handfunkgeräte nicht genügend Weichreite gehabt. Mit dem Havariekommando sei zeitweise über private Handys kommuniziert worden. das Havariekommando sollte außerdem Zugriff auf alle bei den Behörden verfügbaren Daten wie AIS und Radar erhalten.